„Fake it, till you make it!“

Lachen ist gesund ... am 5. Oktober ist Tag des Lächelns

0

Oft ist das, was man erlebt, eher nicht komisch. „Vielen ist das Lachen in der Corona-Zeit vergangen“, bestätigt die Würzburger Psychologin Dr. Gerda Pagel. Doch gerade in Krisenzeiten sei Humor wichtig: „Schon ein Lächeln auf dem Gesicht kann beim Gegenüber ein positives Gefühl auslösen.“ Lachen als solches wirkt Pagel zufolge nicht nur entspannend: „Es fördert außerdem soziale Kontakte und hilft, zwischenmenschliche Beziehungen zu stabilisieren.“ Gerade wenn man denkt, dass man Belastungen gesundheitlich nicht durchhält, ist es wichtig, sich auf seinen Humor zu besinnen. Das gilt nicht zuletzt für die Arbeit in Kliniken. Die kennt Dr. Pagel gut, arbeitet sie doch als Patientenfürsprecherin im Zentrum für seelische Gesundheit des Bezirks. „Gerade im Krankenhaus sind Humor und Lachen wichtig“, sagt sie. Heiterkeit habe der Psychologin zufolge etwas Befreiendes. Zudem könne Lachen Mitgefühl und Trost spenden.

Dies erleben in Würzburg auch die Klinikclowns immer wieder bei ihren Einsätzen in den Kinderkliniken. Sie trösten kranke Kinder und befreien sie für einen Moment von ihren Ängsten. Pandemie, Krieg und Klimakrise verleitet dazu, trübsinnig vor dem Fernseher zu sitzen. Doch nichts schlechter als das! Selbst in krisenhaften Situationen sei Humor möglich, sagt auch Christina Kohlhauser-Vollmuth, Chefärztin der Missio Kinderklinik. Sie und ihr Team haben es täglich mit Krankheit, Krisen, extrem schwierigen Situationen und Sterben zu tun. Und doch, so die Professorin, gebe es zwischendurch immer wieder humorvolle Momente: „Die bei allen Beteiligten zu einem Lächeln oder gar zu einem Lachen führen.“ Humor, sagt die Kinderärztin, könne man lernen: „Es gibt Seminare, die schulen, das ‚innere Kind‘ in sich zu entdecken und es zuzulassen.“

Mancherorts treffen sich Menschen, um öffentlich im Chor zu lachen. So ging am Pfingstsonntag 2021 im schweizerischen Biel das erste öffentliche Gelächter der Alpenrepublik über die Bühne. Lachen kann auch zum Beruf werden. Man denke an Kabarettisten. Oder eben an Klinikclowns. In Medizin und Pflege sei es leider noch zu wenig bekannt, dass man Humor erlernen kann, bedauert Professor Kohlhauser-Vollmuth. Für die Vorsitzende des Vereins „Klinikclowns Lachtränen Würzburg“ wären verpflichtende Humor-Seminare in der Ausbildung von Ärzt:innen und Pflegekräften „sehr wünschenswert“.
Gerade Menschen, die gern alles Grau in Grau sehen, sollten das Lachen lernen, meint auch Entspannungstrainerin Heike Firsching aus Schonungen: „Genauso wie Bewegung oder gesunde Ernährung ist Lachen eine Entscheidung.“ Als Lachyogi und somit Lachprofi holt Firsching Lachwillige da ab, wo sie stehen: „Dabei geht es nicht darum, unbedingt ein lautes Lachen zu erzwingen.“ Ziel sei es vielmehr, über die Atmung und durch angeleitete leichte Übungen in eine positive Stimmung zu kommen. „Fake it, till you make it!“ klappe sehr gut beim Lachyoga: „Selbst wenn das Lachen gespielt wird, wirkt sich dies entspannend auf den Körper aus.“

Sogar Menschen, die als bierernst gelten, kann Firsching zum Lachen bringen – so sie live oder online in ihren Kursen erscheinen. „Ich erkläre zuerst, warum man überhaupt das grundlose Lachen betreibt“, sagt sie. Eben weil Lachen nachgewiesenermaßen gesund ist. Danach vermittelt sie: „Wenn du etwas tust, was du noch nie vorher getan hast, kann etwas passieren, was noch nie zuvor passiert ist.“ Das macht selbst „bierernste“ Teilnehmer:innen neugierig auf die Lachyogastunde: „Da Lachen alle Sinne anspricht, also die Augen, die Ohren und das Gefühl, kommt man schnell vom gespielten in ein echtes Lachen.“ Selbst in Situationen, wo man auf Hemmnisse stößt, kann es irgendetwas geben, das zumindest zu einem kurzen Schmunzeln veranlasst – und dadurch Spannung herausnimmt. Mit den Effekten des Lachens beschäftigen sich im Übrigen nicht nur Mediziner:innen und Psycholog:innen. Auch Sprachwissenschaftler:innen forschen hierzu. „Vor allem in der Gesprächsanalyse wird dies thematisiert“, sagt Sprachwissenschaftler Professor Wolf Peter Klein von der Universität Würzburg.

Er verweist unter anderem auf die Untersuchungen von Germanistin Isabel Klempa über die Funktionen von Lachen in Gesprächen. Lachen ist in der alltäglichen Kommunikation weniger der Ausnahmefall als die Regel. So wird nach Klempas Analysen in Gesprächssituationen oft gelacht, wenn eine ironische Bemerkung fällt. Und zwar aus unterschiedlichen Gründen. Man lacht zum einen, weil man die Bemerkung als witzig empfindet. Gelacht wird zudem, um Gesprächspartner:innen zu signalisieren, dass man die Ironie verstanden hat. Auch in peinlichen oder unangenehmen Situationen lachen Sprecher:innen. Dadurch überspielen sie den blamablen Vorfall. Sogar im Streitfall wird gelacht. Dann hat das Lachen eine abschwächende Funktion.

Menschen können drei Minuten zum Festnetzpreis ihr Lachen auftanken. Ehrenamtliche Lachyogis sind täglich von 9 bis 21 Uhr unter www.lachtelefon.de lachbereit.

Share.