Es werde Licht

Apotheker Dr. Helmut Strohmeier über die „Sonnentankstelle“ Vitamin D

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Apotheker Dr. Helmut Strohmeier. Foto: Khoury

Apotheker Dr. Helmut Strohmeier. Foto: Khoury

„Die Sehnsucht nach Licht ist des Lebens Gebot“, so deklamiert der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen in seinem Werk.

Nicht ganz so episch, aber genauso bedeutungsschwanger attestiert Apotheker Dr. Helmut Strohmeier dem Sonnenlicht eine signifikante Bedeutung für die Vorgänge im menschlichen Körper.

Sonnenlicht ist insbesondere für die Eigensynthese von Vitamin D im menschlichen Körper ungeheuer wichtig, denn ein Vitamin-D-Mangel erhöht das Risiko für Krebs, Herz- Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, entzündliche Lungenerkrankungen wie Asthma und COPD, Autoimmunerkrankungen, Multiple Sklerose, Depression, Demenz und Morbus Parkinson, so die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE).

Täglich 15 bis 30 Minuten ohne Sonnenschutzcreme mit unverhülltem Gesicht, freien Händen und Armen im Licht spazieren gehen, fülle das Depot so auf, dass genügend Vitamin D für den Knochenaufbau
vorhanden ist und sich außerdem die Immunabwehr ausreichend entwickelt.

Gerade bei Säuglingen und Kleinkindern sollte konsequent Vitamin D3 zugeführt werden, um Rachitis, die Vitamin D Mangelkrankheit, zu verhindern, so der Experte aus der Theater-Apotheke.

Aber auch bei Erwachsenen kann der Mangel an Vitamin D zu Osteomalazie führen sowie zur Osteoporose beitragen.

Da Vitamin D fettlöslich ist, sollten entsprechende Tabletten stets zu einer Mahlzeit eingenommen werden. Die Vorstufen von Vitamin D kann unser Körper selbst produzieren.

Definitionsgemäß sind Vitamine aber Substanzen, die der Körper nicht selbst herstellen kann, die aber zum Leben benötigt werden und daher zugeführt werden müssen.

Im übertragenen Sinne ist also das notwendige „Vitamin“ das Sonnenlicht, das uns die Vitamin D Synthese
erst ermöglicht.

„Die lichtinduzierte Umwandlung des im Körper vorhandenen Provitamin D“, so Dr. Strohmeier, „findet in mehreren Schritten über Haut, Leber und Nieren statt.

Zwischen 30 und 50 ng (pro ml) ist der Normalwert für die Speicherform des Vitamins (das sogennante 25-Hydroxy Vitamin D3), bei der Hälfte der Deutschen liegen die Werte aber unter 20 ng , bei jedem fünften sogar unter 10 ng.

Erste Anzeigen eines Vitamin-D-Mangels, so Dr. Strohmeier, seien beispielsweise Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Sturzanfälligkeit, Konzentrationsschwäche oder Allergien.

Um auf der sicheren Seite zu sein, sollte man jedoch den Wert der Serumkonzentration von 25-Hydroxy-Vitamin-D3 durch ein Labor bestimmen lassen – Kosten circa 30 Euro, keine Kassen-, sondern eine individuelle Gesundheits-Leistung, die der Patient selber bezahlen muss -, so Dr. Strohmeier.

Besondere Risikogruppen sind Menschen, die sich vorwiegend in Räumen ohne Tageslicht aufhalten, aber auch Sonnenanbeter, die nur mit Lichtschutzfaktor nach draußen gehen.

Wichtig ist, auch mal auf seine Kosmetikprodukte zu schauen, denn viele Hersteller haben auch in normalen Tagescremes bereits einen Lichtschutzfaktor.

Kinder, die täglich eine halbe Stunde uneingecremt draußen spielen, haben im Normalfall keinen Mangel. Wer sich Vitamin D über die Nahrung zuführen möchte, kann dies über Lebensmittel wie Aal, Lachs, Hering, Brokkoli, Fenchel, Avocado oder Nüsse tun.

„Allerdings reicht die Dosis meist nicht aus“, sagt Dr. Strohmeier, „um einen wirklichen Mangel auszugleichen, so dass in der Regel eine Substituierung durch Vitamin-D-Präperate nötig ist“.

Um beispielsweise 800 IE (Internationale Einheiten) Vitamin D für den Körper zu generieren, müsse man täglich 400 Gramm Makrele, 20 Eier, 10 Kilo Kalbsleber oder 600 Gramm Avocado zu sich nehmen.

Damit es im Körper Licht werde, sollte man also vor allem jetzt in der dunklen Jahreszeit das Sonnenvitamin tanken.

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