„Schon die alten Griechen kannten die Lymphgefäße“, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Lymphologie¹. Doch Lymphdrainagen, wie wir sie heute kennen, verschaffen erst seit den 1930er-Jahren Linderung². Ihr Einsatz ist mittlerweile aus dem Verschreibungskanon der Arztpraxen nicht mehr wegzudenken. Lymphdrainage dient den Physiotherapeutinnen Renée und Laura Sielemann zufolge hauptsächlich zur Entstauung ödematöser Körperregionen. Ein Ödem bildet sich durch eine Schwellung aufgrund von Flüssigkeitsansammlung im Gewebe. Angewendet werde die sanfte Entstauungstechnik zum Beispiel bei „umfangreichen Lymphödemen der Extremitäten, etwa nach einer Bestrahlung oder Strahlenschädigung, bei traumatischen Schädigungen wie Hämatomen, Distorsionen oder Muskelfaserrissen, bei einer Hämatom-Behandlung und der Nachbehandlung von Knochenbrüchen, dem komplexen Schmerzsyndrom Morbus Sudeck, rheumatischen Gelenkserkrankungen, Morbus Bechterew, Arthrose oder auch Weichteilrheuma“, so die Therapeutinnen mit eigener Praxis in Oberdürrbach.
Und was bewirkt Lymphdrainage? „Die Manuelle Lymphdrainage regt den Lymphabfluss an. Über den Blutkreislauf gelangen Flüssigkeit und Nährstoffe ins Gewebe. Ein großer Teil wird wieder ins Blut abtransportiert, ein Teil bleibt im Gewebe. Diese Lymphflüssigkeit wird über Lymphbahnen wieder dem Blutkreislauf zugeführt“, so Renée Sielemann. Das Lymphsystem wird daher auch als „Klärwerk des Körpers“ bezeichnet. Der Therapeut rege das Lymphgefäßsystem über spezielle Griffe an, um den Abtransport der Flüssigkeit zu unterstützen. „Man unterscheidet hier sanfte Grifftechniken, die gleichmäßig und rhythmisch ausgeführt werden“, ergänzt Laura Sielemann. Eine solche Behandlung ist nicht mit einer klassischen Massage gleichzusetzen. Denn bei der Lymphdrainage soll die Durchblutung nicht angeregt werden und die Behandlung darüber hinaus nicht schmerzen. Vielmehr werde die Bewegung des Lymphsystems aktiviert. Deshalb könne sich nach einer erfolgreichen Therapie auch schon mal die Blase melden. Dennoch gäbe es Indikationen, wann diese Methode nicht angewandt werden sollte, zum Beispiel bei Thrombose, akuter Infektion, Schilddrüsenfunktionsstörungen und Ödemen, die infolge einer Karzinomtherapie entstanden sind.
„Die Lymphdrainage mobilisiert das Wasser im Gewebe. Das Herz muss die Pumparbeit leisten und die Niere scheidet das Wasser aus“, fasst Laura Sielemann zusammen. „Sind Herz und Nieren krank, kann diese Aufgabe nicht bewältigt werden.“ Sie rät zu besonderer Vorsicht des Einsatzes der Lymphdrainage bei Bluthochdruck, Herzschwäche, Angina Pectoris, Herzrhythmusstörungen, Leber- und Nierenschwäche.
Quellen:
¹https://www.dglymph.de/medizin-informationenstudien/geschichte-der-lymphologie/
²https://www.reha-prime.ch/was-ist-eine-lymphdrainage/