Ein ungastliches Milieu schaffen

Volker Gütling über gesundes Raumklima und Schimmelprävention

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Volker Gütling, Geschäftsführer der naturpunkt GmbH in Würzburg. Foto: naturpunkt Würzburg

Volker Gütling, Geschäftsführer der naturpunkt GmbH in Würzburg. Foto: naturpunkt Würzburg

„Zwei erwachsene Personen geben pro Nacht durch Atmen und Transpirieren rund 2500g Wasserdampf an die Umgebung ab. Ein m³ Luft bei 20° C Raumtemperatur und einer Sättigung von 60 Prozent (relative Luftfeuchte) enthält im Vergleich nur 10,5 g Wasserdampf.

2500g ist eine enorme Menge an Feuchtigkeit“, sagt Volker Gütling, Geschäftsführer der naturpunkt GmbH in Würzburg. Und schon sind wir mitten im Thema „Schimmelprävention“.

Gesundes Raumklima herrscht bei 40 bis 60 % Luftfeuchtigkeit und einer Temperatur, die zwischen 18 und 22° C liegt. Das gelte für alle Räume, auch für das Schlafzimmer, so Gütling.

Bereits bei Oberflächentemperaturen von 12° C habe Schimmel ideale Bedingungen, um zu gedeihen. Atmen, transpirieren, duschen, kochen, nasse Wäsche, Aquarien oder Pflanzen bringen Feuchtigkeit in die Innenräumen.

„Der Mensch bietet in der Regel als Hauptverursacher von Wohnraumfeuchte Schimmel den besten Nährboden“, so der Wohnexperte.

Volker Gütling rät daher ein bis vier Mal täglich zu lüften um die Feuchtigkeit abzuführen: Am besten gleich nach dem Aufstehen das erste Mal (Stoßlüften für fünf bis sieben Minuten), dann noch einmal bevor man das Haus verlässt, wenn man nach Hause kommt und dann mindestens noch einmal, bevor man zu Bett geht.

In drei bis fünf Minuten sei bei Querlüftung (Durchzug) die komplette Luft einmal ausgetauscht.

Fenster ganz öffnen, nicht kippen

Vom Fenster kippen rät der Fachmann ab, da der Komplettaustausch der Raumluft dabei rund eine Stunde dauert und zudem die Bauteile um das Fenster herum auskühlen lässt. Hier komme es dann nach dem Fensterschließen zu Kondensation von Wasser, was wiederum der Schimmelbildung Vorschub leistet.

Wohnraumschimmel ist vornehmlich ein Problem der kalten Jahreszeit, im Sommer tritt er seltener auf. Neben dem Lüften könne der Feuchtigkeitseintrag reduziert werden durch Dunstabzugshauben in der Küche, Wäsche auf dem Trockenboden oder im Ablufttrockner statt auf dem Ständer in der Wohnung zu trocknen.

Außerdem kann durch die richtige Möbelposition (nicht an Außenwänden respektive mit Luftzirkulation dahinter) oder die Verwendung von sorptionsfähigen Naturmaterialien auf Böden und an Wänden die Gefahr der Schimmelbildung drastisch reduzieren.

Foto: naturpunkt Würzburg

Foto: naturpunkt Würzburg

„Ab einem ph-Wert von neun fühlt sich Schimmel nicht mehr wohl“, so Gütling. Daher müsse man ein ungastliches Milieu schaffen beispielsweise durch Kalk- oder Silikatfarbe an Wänden und Decken (alkalische Oberflächen ph-Wert ab elf). Für Böden rät er zu Holz, geölt, oder Kork – zu allem, was offenporig ist.

Laminat scheidet für den Verfechter von Naturmaterialen, Volker Gütling, von vorne herein aus.

Hochprozentiges gegen Schimmel

Neben dem Menschen als Verursacher von Schimmel in der Wohnung zeichnen auch schlecht gedämmte Bauteiloberflächen verantwortlich, an Außenwänden oder Decken zu ungedämmten Dachgeschossen hin. Bei Neubauten wird durch Außen- und Innendämmung dieser Risikofaktor heute weitgehend ausgeschlossen.

„Altbauten sind meist das Problem“, weiß der Experte, der oft als Sachverständer zu Schimmelproblematiken hinzugezogen wird. Ab 0,5 m² Schimmel solle man einen Fachmann hinzuziehen.

Von den handelsüblichen Schimmelmitteln, die fast genauso gesundheitsschädlich wie der Schimmel selbst seien, halte er wenig. Hochprozentiger Alkohol sei das beste, um die Oberfläche von den Schimmelsporen zu befreien.

Sauer interessiert den Schimmel wenig, daher helfe Essig nicht, im Gegenteil. Dieser sei eher eine Nahrungsquelle für den Schimmel, so Gütling.

Um Schimmel nachhaltig aus dem Zuhause zu verbannen, muss man die Feuchtigkeitszufuhr in Innenräumen reduzieren und den Feuchtigkeitsabtransport erhöhen.

Weniger Atmen oder Schwitzen wäre auch eine Maßnahme, aber keine ernstzunehmende!

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