Lohrer Rambur, Trennfurter Renette, Bamberger Blauapfel oder Rosenapfel vom Schönbuch: Manch alte Apfelsorte verweist eindeutig auf ihren fränkischen Fundort. Im Supermarkt sind diese Namen eher selten zu finden. Das Angebot dort ist in der Regel auf wenige neue Sorten beschränkt.
Nicht von ungefähr erleben alte Apfelsorten derzeit eine Renaissance, wie auch Niels Kölbl (50),
Mitarbeiter der Geschäftsstelle des Landschaftspflegeverbands Würzburg (Landkreis), bestätigt.
Eine Obstsorten-Kartierung in den Jahren 2007 und 2008 im Landkreis Würzburg zielte darauf ab, alte Apfel- und Birnensorten zu identifizieren und deren genetisches Material zu sichern. Allerdings geschah dies nicht flächendeckend, sondern in ausgewählten Gemeinden. Kartiert wurden damals 4.600 Bäume, 1.800 konnten sicher bestimmt werden, man kam auf 146 verschiedene Apfelsorten.
„Das hört sich erst einmal viel an“, sagt Kölbl. Es könne aber durchaus sein, dass es früher noch viel mehr Sorten gab. Das Interesse an Streuobstbeständen habe in den 1980er-Jahren nachgelassen. Eine Renaissance erleben die alten Sorten nun aus mehreren Gründen: „Altes Gehölz zu erhalten, ist das Beste, was wir für Insekten tun können“, betont Kölbl. Auch entdecken Menschen die einstige Aromavielfalt wieder. Und hinzu kommt ein gesundheitlicher Punkt: Auf neue Züchtungen reagieren Menschen viel häufiger mit Allergien als auf die alten Sorten. Das bestätigte auch eine Apfelallergie-Studie, sie ergab unter anderem: Die neue Sorte Braeburn fanden zehn Allergiker verträglich und 67 unverträglich. Granny Smith vertrugen null Testpersonen.
Eine alte Sorte wie Alkmene testeten dagegen 115 Allergiker auf verträglich und nur neun auf unverträglich. Der Grund: Die alten Sorten enthalten mehr Polyphenole. Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in erster Linie als natürlicher Schutz von Äpfeln gegenüber Fraßfeinden dienten. Polyphenole schützen aber auch die menschlichen Zellen vor freien Radikalen. Neue Züchtungen – diese gehen übrigens auf nur sechs Stammäpfel zurück – enthalten weniger Polyphenole, weil diese den Äpfeln einen sauren und pelzigen Geschmack verleihen und sie schneller oxidieren lassen. Die Ware im Supermarkt solle möglichst süß schmecken und hübsch anzuschauen sein.
Viele Baumschulen seien inzwischen auf den Dampfer „alte Apfelsorten“ aufgesprungen, einige bieten wieder mehr als 100 Sorten an, sagt Kölbl. Doch anders als an die Bäumchen kommt man an alte Apfelsorten im Lebensmittelhandel kaum ran. Ändern will dies laut Kölbl die Main-Streuobst-Bienengenossenschaft. Sie bietet nicht nur ihre Säfte, sondern auch das Streuobst nun bald im regionalen Handel an.
Alte fränkische Apfel- und Birnensorten gewinnen wieder an Beliebtheit. Nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass die Polyphenole der alten Sorten die Fähigkeit besitzen, allergieauslösende Eiweißstoffe zu umschließen, und so die Sorten für Allergiker in der Regel besser verträglich sind.