Leonardo da Vinci war Künstler und Ingenieur. Seiner Zeit war das Genie weit voraus. Bereits um 1495 soll er einen Ritterautomaten entworfen haben. Mit den beiden Robotern, die heute im KWM am Standort Missioklinik stehen, hat „Leonardo’s Robot“ nicht mehr viel gemein. Doch für das DaVinci-Operationssystem eines US-Herstellers* war er Inspiration genug. Zu Recht, denn sein Einsatz im Operationssaal hat, bei aller Technik, einen nicht minder künstlerischen Aspekt. Es verlangt dem Operateur intensive Übung und Kunstfertigkeit ab. Und noch mehr: Absolute Hingabe und Einlassen auf die neuen Möglichkeiten.
Einer, der dieses System virtuos beherrscht, ist Dr. Danjouma Cheufou. Seit 1. August 2018 ist der gebürtige Kameruner als Chefarzt der Thoraxchirurgie in der Missioklinik in Würzburg tätig.
Cheufou gilt als „ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Roboterchirurgie“, sagte Volker Sauer, einer der beiden Geschäftsführer des KWM, bei Cheufous Einführung im Oktober 2018. Der Chirurg, der 2013 durch seinen einstigen Chef mit dem Thema Roboter-Chirurgie in Berührung kam, ist heute führend auf diesem Gebiet. Mittlerweile ist er als sogenannter Proctor (eine Art Lehrer) in zahlreichen Kliniken Europas unterwegs, um Medizinern diese Art zu operieren beizubringen.
Wenn er über die Arbeit mit dem DaVinci-System spricht, leuchten seine Augen, der Feuereifer für diese Methode steht ihm quasi ins Gesicht geschrieben. In Franken kann er diese Leidenschaft jetzt ausbauen. Denn ein solches DaVinci-System wird seit vielen Jahren erfolgreich in der Urologie der Missioklinik verwendet.
Mit der Anschaffung eines zweiten Systems kann das Klinikum diese zukunftsweisende Technologie nun auch in der Thoraxchirurgie täglich einsetzen. „Solche Eingriffe etwa bei Lungenkrebs, Zwerchfellhochstand oder Thymomen, also Tumore des Thymus (Drüse hinter dem Brustbein), sind für den Patienten weitaus schonender als konventionelle OP-Methoden“, erklärt der neue Thoraxchirurg freudig. Sie seien minimalinvasiv und daher in der Regel mit weniger Komplikationen verbunden.
Bereits am ersten Tag nach der OP wären die Patienten in der Regel wieder auf den Beinen. Bei der „offenen Methode“ blieben sie um die zehn Tage im Krankenhaus. Ausgereizt seien die Möglichkeiten mit dem DaVinci-System noch lange nicht. „Die Entwicklung wird ähnlich der der Handys sein – nach oben offen“, so die Prognose des Experten, der seit 18 Jahren als Chirurg arbeitet.
Neue Software, neue Adaptierungen, neue Sichtwinkel, bessere Darstellungen würden ständig für „Updates“ sorgen. Das grundlegende Handwerk müsse der Arzt aber weiterhin beherrschen. Er behalte die Oberhand und arbeite mit größtem Respekt vor dem Patienten und der Technik. Ob das DaVinci-System zum Einsatz kommt, ist eine höchst individuelle Entscheidung. Patienten, die damit operiert werden können, erhalten eine spezielle Vorbereitung.
Das eigens im Haus entwickelte Programm „Fit für die Roboter-Chirurgie“ stärkt mit einem gezielten Konditionstraining. „Es gibt Daten, die zeigen, dass ein zuvor gut trainierter Patient die Operation besser verkraftet“, sagt Dr. Cheufou. Allerdings gäbe es auch Indikatoren, die diese Methode ausschließen. Etwa, wenn der Patient zuvor „offen“ operiert wurde und davon auszugehen ist, dass Verwachsungen vorliegen, oder, wenn Tumore an großen, wichtigen Strukturen liegen und diese möglicherweise sogar infiltriert haben.
Doch Grenzen seien da, um verschoben zu werden. Dr. Cheufous Ziel: „Wir wollen mit der Roboter-Chirurgie im Missio führend werden.“
Quelle: *https://www.intuitive.com/en/about-us/company