Die Guten ins Töpfchen

Pilzexperte Rudi Markones weiß um die Strahlenbelastung von Pilzen

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Auch in Unterfranken gibt es als Spätfolge des Reaktorunfalls von Tschernobyl 1986 Strahlenbelastung. „Inzwischen allerdings haben wir die Halbwertszeit, die 30 bis 32 Jahre beträgt, überschritten“, sagt Pilzexperte Rudi Markones aus Kist bei Würzburg. Das bedeute nicht, dass die Strahlenbelastung völlig weg wäre. Doch von extrem hohen Werten kann man inzwischen nicht mehr sprechen. In Würzburg, so Markones, sei die Belastung ohnehin stets geringer gewesen als in anderen Regionen. „Im Bayerischen Wald haben wir noch eine ganz ordentliche Belastung“, so der Hobby-Mykologe. Das sollten Urlauber:innen aus Mainfranken, die in den Bayrischen Wald fahren und dort Pilze sammeln, unbedingt beachten. Wie der Kister erklärt, sind die Böden bayernweit betrachtet unterschiedlich stark durch den radioaktiven Niederschlag vor 36 Jahren belastet. Im Würzburger Raum sei die Strahlenbelastung sehr gering. Im Übrigen habe es auch vor Tschernobyl eine gewisse Belastung gegeben, nämlich durch natürliche Strahlung. Prinzipielle Warnungen, dass man nicht häufiger als einmal in der Woche Wildpilze essen sollte, sieht der Pilzfachmann kritisch. Pilze variieren sehr stark, was die Aufnahme des Radionuklids Cäsium-137 anbelangt. Das hänge nicht nur vom Standort, sondern auch von der Art ab. Zu den Pilzsorten, die radioaktive Strahlung besonders stark aufnehmen, zählen die auch in hiesigen Regionen verbreiteten Semmelstoppelpilze. Außerdem seien Trompetenpfifferlinge noch immer radioaktiv verseucht. „Der Steinpilz hingegen nimmt deutlich weniger radioaktive Strahlung auf“, sagt Rudi Markones. Die Unterschiede lägen beim Zehn- bis Hundertfachen. Extrem stark kontaminiert seien laut Rudi Markones in erster Linie unterirdische Pilze, die im Bayerischen Wald wachsen: „Hirschtrüffel zum Beispiel.“ Das Problem: Hirschtrüffel werden gerne von Wildschweinen gefressen. „Im Sommer und Herbst fressen die fast nichts anderes.“ Das könne dazu führen, dass Wildschweine selbst zum Teil äußerst stark radioaktiv belastet sind. Rudi Markones ist es in diesem Zusammenhang wichtig, darauf zu verweisen, dass man hierzulande wildwachsende Pilze lediglich in geringen Mengen für den eigenen Bedarf sammeln darf: „Zum Verkauf zu sammeln, ist nicht erlaubt.“ Alle kommerziell gehandelten Wildpilze kommen deshalb aus dem Ausland. Aus Deutschland werden lediglich Kulturpilze angeboten. Zu großer Vorsicht rät Rudi Markones beim Kauf von Pfifferlingen im Discounter. Und zwar nicht wegen möglicher hoher Cäsiumwerte: „Nach meiner Erfahrung ist oft ein beträchtlicher Teil der angebotenen Pfifferlinge bereits vergammelt.“ Die Gefahr, sich Schimmelpilze oder Bakterien einzuhandeln, sei dem Hobby-Pilzforscher zufolge groß. Ungefährlich seien in aller Regel Zuchtchampignons. Wildwachsende Champignons seien zwar nicht mit Strahlen, aber oft sehr stark mit Schwermetallen wie Kadmium oder Quecksilber belastet: „Nur wenige der rund 80 Arten kann man bedenkenlos essen.“ Eine genaue Pilzbestimmung jedoch sei nur mit dem Mikroskop möglich.

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