Diagnostik gefragt

Ultraschall – schonend, kostengünstig, aber anspruchsvoll in der Auswertung

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Foto: ©depositphotos.com/@Bork

Der Arzt bewegt die Ultraschallsonde über die Bauchdecke und deutet auf den Bildschirm: Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse seien unauffällig, sagt er, aber die Milz scheine leicht vergrößert …

Außer diffusen schwarz-grauen Umrissen kann ich als Laie nicht viel erkennen – denn um ein Ultraschallbild richtig deuten zu können, braucht es besondere Qualifikationen und Erfahrung. In kompetenten Händen ist die sogenannte Sonografie aber in vielen Fällen anderen bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) vorzuziehen, da sie viele Vorteile bietet.

Die Sonde, die der Arzt auf die Haut drückt, sendet hochfrequente Wellen aus, die je nach Art des Gewebes mehr oder weniger reflektiert oder durchgelassen werden. Die reflektierten Schallwellen wiederum werden von der Sonde empfangen, wobei die Zeit, die sie für ihren Hin- und Rückweg benötigen, Auskunft über die Tiefe des jeweiligen Gewebes gibt.

Auf Basis dieser Daten werden zwei- oder auch dreidimensionale Bilder errechnet und auf dem Monitor dargestellt. Knochen, Wirbelsäule oder Rückenmark können mit der Sonografie zum Teil abgebildet werden, aber für die Untersuchung innerer Organe wie Herz, Leber, Niere und Schilddrüse sowie der Brust ist sie sehr gut geeignet.

„Im Gegensatz zu Röntgen oder CT ist Ultraschall frei von zellschädigenden ionisierenden Strahlen“, weiß Heiko Dudwiesus, Sprecher des Arbeitskreises Ultraschallsysteme des Vereins Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM).

„Deshalb kann diese Methode zum Beispiel auch in der Schwangerschaft beliebig oft eingesetzt werden, um Fehlentwicklungen oder krankhafte Veränderungen zu erkennen – selbst im frühesten embryonalen Stadium.“

Weitere Vorteile seien die Schmerzfreiheit der Untersuchungsmethode sowie die sofortige Verfügbarkeit: Zur Vorbereitung wird lediglich ein spezielles Gel auf die Haut aufgetragen, das als Kontaktmittel dient. Ein weiterer Pluspunkt sei die Echtzeitdarstellung: „Bei CT oder MRT wird nach einem meist mehrminütigen Abtastprozess ein statisches Bild oder 3D-Volumen geliefert“, erklärt Dudwiesus.

„Ultraschall hingegen liefert bewegte Bilder, was zum Beispiel im Bereich der Kardiologie nützlich ist, um funktionelle und organische Störungen des Herzens festzustellen.“ Auch kann der Arzt die Verschieblichkeit der Organe und Strukturen beobachten und – durch den Einsatz von gezieltem Druck – die Quelle eines Schmerzes lokalisieren.

Nicht zuletzt sind auch die Kosten deutlich geringer: Ein Basis-Sonographiesystem kostet rund 15.000 Euro, ein Magnetresonanztomograf mindestens 750.000 Euro. „Welches bildgebende Verfahren für welchen Einsatz sinnvoll ist, muss der Arzt entscheiden“, fasst Dudwiesus zusammen.

„Der Patient kann aber durchaus Einfluss nehmen, in dem er zum Beispiel auf die Nebenwirkungsfreiheit von Sonografien verweist.“

Ein ausreichend qualifizierter Arzt kann bei Ultraschalluntersuchungen eine Treffsicherheit von 95 Prozent aufweisen, weniger gut ausgebildete Kollegen diagnostizieren nur in rund 40 Prozent aller Fälle korrekt. Die Experten der DEGUM forderten deshalb Ende 2017 auf einer Pressekonferenz in Berlin klare Qualitätsrichtlinien für die Ultraschalldiagnostik. Bereits seit den 1970er Jahren bietet die DEGUM Medizinern freiwillige Weiterbildungen als dreistufiges Kurssystem an, um den kompetenten Umgang mit dem Schallgerät zu erlernen. 

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