Des Pudels Kern: Mandeln?

Ökotrophologin Dr. Astrid Tombek über Ernährung bei Diabetes

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Am 14. November ist Weltdiabetestag. Seit mehr als 30 Jahren wird so auf das Risiko der „Volkskrankheit“ aufmerksam gemacht. Aus gutem Grund: Laut dem Deutschen Diabetes Zentrum (DDZ) steige die Anzahl der Menschen mit Typ-2-Diabetes in den kommenden 20 Jahren auf bis zu zwölf Millionen – allein in Deutschland1. Laut den Forscher:innen am (DDZ) und des Robert-Koch-Instituts (RKI) entspräche dies einem Anstieg um bis zu 77 Prozent im Zeitraum von 2015 bis 2040. Vor dieser rasanten Entwicklung, die zunehmend jüngere Menschen betrifft, warnt auch Dr. Astrid Tombek, Diplom-Ökotrophologin und Leiterin des Bereichs Diabetes-, Ernährungs- und Sporttherapie am Diabetes-Zentrum Bad Mergentheim. Sie sagt: „Unserer Genetik entsprechend sind wir Hungerkünstler und Läufer. Unser heutiger Lebensstil ist aber bequem und entlastend. Wir haben Nahrung im Überfluss.“ Gerade der Gang in den Supermarkt sei ein Problem. Dort gebe es eine Fülle an hoch verarbeiteten Lebensmitteln mit hoher Energiedichte. Chronischer Stress – den wir gerade durch Corona, Krieg, Inflation, Energiekrise und vieles mehr erleben – spiele ebenfalls eine Rolle. Der Körper speichere noch mehr Fettreserven im viszeralen Bauchfett. Was kann dem entgegengesetzt werden? Eine der wirksamsten Strategien, um den Anstieg von Diabeteserkrankungen zu bremsen, scheint der Einsatz von Ernährungsinterventionen zur Behandlung von Diabetes. In diesem Zusammenhang taucht immer wieder das Stichwort „Mandeln“ auf. So zeigte eine aktuelle Metaanalyse2 mit acht randomisierten kontrollierten Studien zum Einfluss einer Ernährung auf Mandelbasis bei Patient:innen mit Typ-2-Diabetes, dass eine solche die Senkung des glykierten Hämoglobins (HbA1c) und des Body-Mass-Indexes (BMI) bewirkt. Gleichzeitig fördere sie das Wachstum von Darmbakterien, welche kurzzeitige Fettsäuren produzieren. Zudem hätten Mandeln keinen Einfluss auf den Nüchternblutzucker. Dr. Tombek fasst ihre Empfehlung deutlich weiter. „Nüsse insgesamt und Mandeln insbesondere haben wertvolle Inhaltsstoffe, wie Proteine, Ballaststoffe, essenzielle Mineralstoffe und ungesättigte Fettsäuren.“ Gerade im Darm, dessen zunehmende Bedeutung sich gerade herauskristallisiere, kämen sie zum Tragen. Mandeln eigneten sich gut, weil sie nicht so fett wären wie etwa Macadamia-Nüsse und im Vergleich zu manch anderen Nüssen mehr Bitterstoffe enthielten. Gleichwertig seien jedoch Walnuss, Pekannuss oder auch Paranuss. Ungünstig seien hingegen gesalzene und geröstete Erdnüsse. Nüsse sättigen und würden durch ihre Ballaststoffe unter anderem die Blutzuckerwirksamkeit der Kohlenhydrate verzögern. „Vor allem wird durch die Aufnahme das Mikrobiom ‚gefüttert‘.“ Dieser Umstand ist nicht zu unterschätzen: Denn mittlerweile sei Tombek zufolge bekannt, dass Menschen mit Übergewicht oder Metabolischem Syndrom eine niedrigere Biodiversität und eher die „falschen Bakterien“ hätten. Für sie gebe es darüber hinaus eine ganze Reihe an weiteren wertvollen Lebensmitteln wie Gerste, Linsen, Bohnen, Haferflocken, alte Apfelsorten, Karotten, Kürbis oder Kohlgemüse. Sie schwört im Herbst und Winter auf Eintöpfe, Gemüsesalate und Fermentiertes wie Sauerkraut oder Kimchi. Ihr Credo lautet: „Weg vom Hochverarbeiteten und hin zum Selbermachen!“

Quellen: 1www.ddz.de/diabetes-uhr/, 2www.mdpi.com/2072-6643/13/10/3377

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