Der Tanz des Feuers …

Baubiologe Karl-Heinz Ursprung über Kachelöfen und Wohlbefinden

0

In Zeiten wie diesen, in denen bestimmte Energien knapp werden, setzen viele Menschen wieder auf Holzfeuerungen: Rund elf Millionen Kachelöfen, Kamine & Co. sind in Deutschland im Einsatz. „Im Jahr 2020 gab es in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren rund 540.000 Personen, die eine solche Modernisierungsmaßnahme für die nächsten zwei Jahre sicher geplant hatten“, informiert Statista¹. Die aktuellen Entwicklungen dürften diese Quote noch erhöhen. Doch nicht nur aufgrund einer Energiekrise, wie der Baubiologe Karl-Heinz Ursprung aus Waldbüttelbrunn betont: „Das Feuer ist schon immer Wärmequelle des Menschen. Er ist damit vertraut.“

Karl-Heinz Ursprung ©Lebenslinie

Es schaffe nicht nur behagliche Wärme und sorge für wohligen Holzgeruch in den Innenräumen, sondern wirke sich auch auf das Lebensgefühl aus. Ein Umstand, der mittlerweile sogar wissenschaftlich belegt ist. Denn Forscher:innen wiesen in einer Studie den positiven Effekt der Kacheln und deren nahezu ideale Strahlungswärme auf unsere Gesundheit nach². Dennoch gilt es, einiges zu beachten. „Schon das richtige Holz ist entscheidend“, erklärt Ursprung. Dieses sollte ausreichend lang und trocken gelagert worden sein und einen Wassergehalt von unter 20 Prozent aufweisen. „Verbrennen Sie auf keinen Fall behandeltes Holz oder Werbeprospekte.“ Auch auf das richtige Anzünden komme es an. Der Experte empfiehlt die Pyramidenschichtung: sprich, große Holzscheite nach unten, und nach oben immer kleiner werdend. Dazwischen etwas Pappe, Papier oder getrocknete Tannenzapfen.

Auf keinen Fall dürfe der Ofen zu voll sein, da sonst die Gefahr einer unvollständigen Verbrennung besteht. Und diese sei nicht nur unökonomisch. „Dadurch können auch vermehrt Schadstoffe wie giftiges Kohlenmonoxid und klimaschädliches Methangas entstehen.“ Auch eine ausreichende Luftzufuhr müsse gewährleistet sein. „Das Belüften des Zimmers dient (auch, aber) weniger dem Feuer, sondern mehr der Gesundheit, um Schadstoffe rauszubekommen und Sauerstoff rein, den der Ofen aus der Raumluft holt. Modernere, größere Öfen haben sogar eine eigene Luftzufuhr über Außenluft oder einem anderen untergeordneten unbeheizten Raum mit Öffnung.“ Ist alles bereit, dann von oben anzünden. So lasse sich lästiges Qualmen und damit der gesundheitsschädigende Feinstaub-Ausstoß³ verringern und gleichzeitig sei ein gleichmäßiges Abbrennen nach unten gewährleistet. „Die Luftzufuhr wird außerdem über die Klappen geregelt, die man offenlassen soll. Das Feuer muss einen richtigen Tanz aufführen“, rät Karl-Heinz Ursprung. Das sei ein guter, optischer Indikator für eine richtige Verbrennung. Faustregel: „Die Außenluft muss stets kälter sein als die im Raum – je kälter, desto besser.“ Zum anderen sollte die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent liegen. Darüber hinaus sollten die grundsätzlichen Hygieneregeln beachtet werden. Dazu gehöre regelmäßiges Wischen der Fußböden genauso wie das Reduzieren oder Entfernen von Teppichen. „Sie fangen ungesunde Partikel wie Schmutz, Pilze und Hausstaubmilben ein.“

Quellen:
¹de.statista.com/statistik/daten/studie/181352/umfrage/geplante-anschaffung-modernisierung-eines-kachelofens-kamins-in-den-naechsten-2-jahren,
²www.unserkachelofen.at/kacheln-und-der-schwarze-strahler,
³www.umweltbundesamt.de/themen/heizen-holz

Share.