Der Entzauberer

Der Biologe und Wissenschaftsphilosoph Dr. Martin Mahner stellt „übernatürliche“ Fähigkeiten auf die Probe

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Sie suchen nach Wasseradern, pendeln Dinge aus oder sind überzeugt, etwas zu spüren, was andere nicht einmal erahnen. Zum Einsatz kommen abenteuerlich anmutende, selbstgebaute Apparaturen – vom Zwiebelpendel bis hin zur Bierflasche mit Luftballon. Sie glauben an ihre besonderen Fähigkeiten. In seinem Vortrag „Wie Selbsttäuschung zur Täuschung anderer führt“ nahm der Biologe und Wissenschaftsphilosoph Dr. Martin Mahner an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) das Publikum mit hinter die Kulissen der 1987 gegründeten „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften” (GWUP). Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, Aufklärung und Verbraucherschutz in Bezug auf Themenkomplexe wie Parawissenschaft inklusive Pseudomedizin zu leisten. In den Räumen des Biozentrums der Universität Würzburg können Menschen ihre Fähigkeiten bei den seit 2004 jährlich durchgeführten Psi-Tests überprüfen lassen.

Zusammen mit dem Biologen Dr. Rainer Wolf macht Mahner die Probe aufs Exempel. Sie nehmen die Menschen ernst. Der Versuchsaufbau ist transparent – darf sogar mitgestaltet werden. Und zudem dürfen Vertrauenspersonen anwesend sein. Durchgeführt werden sogenannte „Doppel-Blind-Tests“. So werden andere Faktoren als das tatsächliche Können der Proband:innen ausgeschlossen. „Getestet werden können nur Behauptungen, die zu einem klaren, für alle Parteien sofort sichtbaren Ja/Nein-Ergebnis führen“, erklärt Dr. Mahner. Es sei kein Platz für Interpretationen, subjektive Bewertungen oder schwammige Behauptungen. Diese Voraussetzungen würden auch Tests hinsichtlich Heilungsversprechungen Zukunftsdeutereien oder Jenseitskontakte ausschließen. Natürlich gibt es Scharlatane – so die Botschaft am Ende seines Vortrags. Doch das Gros der Versuchsteilnehmer:innen seien keine Betrüger. Sie seien von ihren Fähigkeiten überzeugt, müssen hinterher aber oft einsehen, dass sie sich selbst über ihr Können getäuscht hatten. Ob diese Einsicht nachhaltig ist, weiß Mahner nicht. „Nah dran“ an einem positiven Befund war 2019 ein junger Mann.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Würzburger Psi-Tests hatte ein Proband die erste Testphase bestanden. Der 20-Jähriger erzielte neun von 13 möglichen Treffern. Zum Bestehen hätten sieben genügt. „Seine selbst gestellte Aufgabe bestand darin, unter zehn gleichen verschlossenen Schachteln die eine herauszufinden, in der ein Magnet versteckt war“, berichtete die GWUP. Diesen wollte er durch „Erspüren“ der magnetischen Kraft mit der Hand finden. Da der junge Mann die zweite Testphase abgesagt hat, wurde der Test für beendet erklärt. Auch andere Kandidaten möchten schließlich zum Zuge kommen. Denn: Wenn jemand nachweisen könnte, dass er paranormale Fähigkeit hat, würden sogar 10.000 Euro Preisgeld winken

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