Den Überlebensvorteil sichern

Onkologe Dr. Jens Kern über das Lungenkrebszentrum an der Missio-Klinik in Würzburg

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Lungenkrebs ist die häufigste Krebsart in Deutschland. Rund 50.000 Frauen und Männer erkranken jährlich hierzulande daran¹. Rund 35.000 versterben an den prognostisch ungünstigen Tumoren dieser immer noch zu wenig verstandenen Krankheit. Dennoch sieht der Onkologe und Koordinator des Lungenkrebszentrums an der Missio-Klinik in Würzburg (zugehörig zum Klinikum Würzburg Mitte) Dr. Jens Kern einen Silberstreif am Horizont. Neue Therapien der personalisierten Medizin böten größere Überlebenschancen für Lungenkrebserkrankte mit bestimmten Dispositionen. „Seit circa fünf Jahren ist beispielsweise die Immuntherapie in der Praxis angekommen, was generell zu einem Paradigmenwechsel in der Krebsbehandlung geführt hat. Das gilt auch für den aggressiven Lungenkrebs“, sagt der Oberarzt für Onkologie an der Missio-Klinik.

Dr. Kern ©Klinikum Würzburg Mitte

Die Immuntherapie funktioniere manches Mal so gut, dass Lungenkrebspatient:innen mit Metastasen in Lunge, Hirn und Leber nach fünf Jahren erkrankungsfrei sind, berichtet der Internist und Hämatologe. Gerade bei dieser Erkrankung, die noch vor einigen Jahren fast immer ein Todesurteil war, ist eine frühe und umfassende Diagnostik wichtig, und den Überlebensvorteil zu sichern. Seit letztem Jahr gibt es ein zertifiziertes Lungenkrebszentrum an der Missio-Klinik, welches sich genau dieser Diagnostik widmet. Als einziges Zentrum in Unterfranken, das von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) zertifiziert wurde, behandeln PD Dr. Matthias Held (Leiter des Lungenkrebszentrums), Thoraxchirurg Dr. Danjaouma Cheufou und Onkologe Dr. Jens Kern, vernetzt unter anderen mit der Strahlentherapie, Nuklearmedizin und Pathologie der Uniklinik Würzburg, mit niedergelassenen Onkolog:innen in Unterfranken sowie beispielsweise der Deutschen Krebsgesellschaft über 200 Lungenkrebspatienten im Jahr.

Zehn Jahre hat das Team der Medizinischen Klinik mit dem Schwerpunkt Pneumologie und Beatmungsmedizin an der Missio-Klinik an der Zertifizierung gearbeitet. Seit 2020 ist es eines von 72 Lungenzentren in Deutschland mit Patient:innen in eigenen Phase-III-Studien.

Dr. Cheufou @Inline Internet & Werbeagentur

Der Vorteil sei hier auch wieder ein existenzieller für die Patient:innen. „Wenn ein:e Patient:in mit Krebs-Mutationen in eine Studie mit den neuesten Medikamenten, die kurz vor der Zulassung stehen, passt, kann das für den Einzelnen wiederum ein Überlebensvorteil sein“, so Kern. Auch gebe es bestimmte Marker, die Anhaltspunkte für eine personalisierte Behandlung böten, auf die nur die Hälfte der Patient:innen anderswo getestet würden. „Im Lungenkrebszentrum testen wir über 90 Prozent der Patient:innen und legen vor allem Wert auf die Früherkennung, die bei dieser Krebsart das A und O ist“, erläutert Dr. Kern, der auch Palliativmediziner ist.

Dr. Held @Daniel Peter

Durch ein jährliches CT-Screening vornehmlich von Raucher:innen ab 55 Jahren, die über 30 Jahre mehr als eine Schachtel Zigaretten am Tag konsumiert hätten, ließen sich Lungenkarzinome früh erkennen und hätten dadurch eine enorm bessere Chance auf Heilung. „Von den derzeit im Jahr rund 200 an Lungenkrebs behandelnten Patienten haben wir weniger als zehn Patien:innen mit Rezidiven“, sagt Dr. Kern. Die gute Quote habe viele Mütter und Väter, nicht zuletzt aber die Behandlung aus einer Hand: „Das Lungenkrebszentrum zeichnet für Diagnostik, OP, medikamentöse Therapie über Strahlentherapie und/oder Immuntherapie, bis hin zur psychoonkologischen und palliativmedizinischen Betreuung verantwortlich“, so Kern. Mindestens wöchentliche interdisziplinäre Tumorboards täten ihr Übriges, um den bestmöglichen Erfolg für an Lungenkrebs Erkrankte herauszuholen. „Lungenkrebs ist und bleibt eine schwerwiegende Erkrankung“, weiß Dr. Kern, aber sie habe durch neue Zentren und neue Therapieoptionen an Schrecken verloren und stelle per se kein Todesurteil mehr dar!

Quellen:
¹www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Krebs_gesamt/krebs_gesamt_node.html

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