Den Reset-Knopf drücken

Heilfasten ist nicht nur ein Therapieansatz, sondern ein ganzheitliches Konzept

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„Ich habe es selbst bereits 15 Mal getan“, sagt Prof. Jost Langhorst über das Heilfasten. Für den Chefarzt der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde am Klinikum Bamberg gehört es wie selbstverständlich dazu, diesen „Reset-Knopf“ einmal im Jahr zu drücken. „Nach Heilfasten und Kostaufbau bin ich erfrischt und habe neuen Schwung.“ Das ist nicht verwunderlich, wie Dr. Rainer Matejka, medizinischer Leiter der Malteserklinik Dr. von Weckbecker in Bad Brückenau, bestätigt. „Beim im deutschsprachigen Raum üblichen Heilfasten mit Säften und Gemüsebrühen erfolgt ein ‚metabolic switch‘: Statt aus der Verbrennung von Kohlenhydraten, bezieht der Körper bereits nach rund einem Tag seine Hauptenergie aus den Verbindungen des Ketonkörpers“, erklärt der Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren. Dadurch verbesserten sich unter anderem Selbstreinigungs- und Selbstreparaturfähigkeit, Energiegewinnung und Stressresistenz der Zellen.

Prof. Langhorst unterscheidet zwischen ärztlich angeleitetem und Do-it-Yourself-Heilfasten. Ersteres erfolge häufig aufgrund von chronischen Krankheiten, die gleichzeitig aber eine medizinische Begleitung des Fastens notwendig machten, sagt der Gastroenterologe. Präventives Heilfasten geschehe hingegen meist im DIY-Verfahren. Heilfasten sei, ob zuhause oder stationär, ein „wichtiges Therapeutikum“. Dr. Matejka: „Da Heilfasten – wissenschaftlich belegt – unter anderem stoffwechselverbessernd, antientzündlich und vegetativ stabilisierend wirkt, ist es fachübergreifend effektiv.“ Bei Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes Typ 2, orthopädischen Problemen oder auch psychovegetativer Erschöpfung könne es helfen. Ergänze man das Heilfasten mit Kneippverfahren und moderner Physiotherapie wie zum Beispiel Osteopathie, könnten die Effekte weiter optimiert werden. Auch der integrative Mediziner Langhorst hat das Saftfasten nach Buchinger in seiner Abteilung fest etabliert.

„Heilfasten ist ein Gesamtkonzept: Körper, Geist und Seele werden angesprochen.“ Es gehe nicht nur um die Reduzierung der Kalorienzufuhr. Ausleitende und Entspannungsverfahren, zu denen auch Bewegung zähle, gehören mit ins Programm. Zu ihm kommen vor allem Patient:innen mit chronischen Schmerzerkrankungen wie der Rheumatoiden Arthritis. „Hier ist in Studien gut nachgewiesen, dass Heilfasten mit einer anschließenden Umstellung der Ernährung Einfluss auf die wichtigsten Symptome hat.“ Auch Menschen mit Fibromyalgie-Syndrom oder Migräne profitierten. Ein zweiter großer Bereich in seinem Haus sind – wie auch in Bad Brückenau – Patient:innen mit Metabolischem Syndrom. „Es gibt allerdings auch Erkrankungen, die ein Heilfasten explizit ausschließen“, so Langhorst. Er denkt dabei etwa an eine aktive Krebserkrankung, eine Essstörung oder eine fortgeschrittene Leber- oder Nierenerkrankung. „Hier muss sehr genau hingeschaut werden. Krebspatient:innen sollten fünf Jahre in stabiler Remission sein, bevor wir zu Heilfasten raten.“

Und wie gehen gesunde Interessierte vor, die zuhause im DIY-Verfahren starten möchten? „Suchen Sie sich Verbündete“, rät Prof. Langhorst. Auch ein gutes Buch zum Thema kann zu Beginn eines solchen Vorhabens hilfreich sein. „Zum Einstieg eignet sich am besten die klassische Fastenzeit.“

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