Dem Tod von der Schippe springen

Apotheker Dr. Helmut Strohmeier über 100 Jahre Insulin

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Der 27. Juli 1921 war ein besonderes Datum. An diesem Tag vor 100 Jahren gelang den Medizinern Frederick Banting und Charles Best ein Meilenstein in der Medizingeschichte¹. Erstmals isolierten sie Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Hunden. Der Grundstein für die Behandlung einer bislang tödlichen Krankheit, nämlich Diabetes, war gelegt. „Die beiden Kanadier waren allerdings nicht die Ersten, die sich mit dem Thema befassten“, weiß Dr. Helmut Strohmeier, Inhaber der Theater Apotheke in Würzburg. Bereits 1894 habe der Franzose Eugene Gley ein Extrakt aus dem Pankreas von Rindern und Schweinen gewonnen, mit dem er eine blutzuckersenkende Wirkung beim Menschen erzielen, dies aber wegen fehlender finanzieller Mittel nicht weiterverfolgen konnte.

1916 sei es auch dem Rumänen Nicolae Paulescu gelungen, einen wässrigen Pankreasextrakt herzustellen, der in der Veterinärmedizin zum Einsatz kam. Last but not least sei der Internist Georg Ludwig Zülzer auf dem Gebiet der Behandlung der Zuckerkrankheit forschend tätig gewesen. Ihm glückte die Extrakt-Herstellung 1908. Das Potenzial seines Patents sei damals aber nicht erkannt und die Produktion gestoppt worden. Anders sei die Geschichte bei Banting und Best verlaufen. „Sie überließen ihr Patent für einen Dollar der Universität von Toronto, da sie keinerlei Vermarktungsrechte beanspruchten“, verweist der Apotheker auf diesen „selbstlosen Akt.“ „Diabetes war bis dato ein Todesurteil. Die Betroffenen konnten aufgrund des fehlenden Insulins ihre Nahrung nicht verstoffwechseln. Sie magerten ab, fielen in einen ­präkomatösen Zustand und verstarben.“ Der erste mit Insulin erfolgreich behandelte Patient sei ein 13-jähriger Junge gewesen. Ganze 14 Jahre habe er noch gelebt und sei am Ende an einer Lungenentzündung verstorben.

Dr. Strohmeier ©Schmelz Fotodesign

Heute ist die Stoffwechselstörung Diabetes gut behandelbar, sowohl Typ 1 als auch Typ 2. Nicht nur die Entdeckung von Insulin, sondern vieles mehr, was danach kam, hat der Diabetologie einen Schub verliehen und ein Leben mit Zucker ermöglicht. Auch die Theater-Apotheke ist seit gut 15 Jahren auf dem Gebiet der Diabetes- und Ernährungsberatung aktiv. „Wir bieten ein sogenanntes Disease-Management an, das von der Zuckerwertbestimmung bis zum individualisierten Kochbuch reicht“, berichtet Strohmeier. Der Apotheker und sein Team möchten früh – möglichst schon in der Prävention – ansetzen und die Patient:innen in die Eigenverantwortung nehmen. Auch an Studien, die immer neue Erkenntnisse bringen, haben sie sich schon beteiligt, etwa mit der Teilnahme an „Glicemia 2.0“², die Menschen mit Diabetes Typ 2 ein Jahr lang betreute. Eines der Ergebnisse war: „Die Hilfestellung zu einer medikamentösen Therapie ist das A und O.

So kann eine Änderung des Lebensstils mit 10.000 Schritten am Tag und drei ausgewogene Mahlzeiten mit wenig Zucker, Weißmehl und tierischem Fett sowie eine regelmäßige Kontrolle den Langzeitzucker signifikant senken und die Lebensqualität enorm steigern“, so der Pharmazeut. Man müsse „nur“ den inneren Schweinehund an die Leine nehmen und mit ihm Gassi gehen – zweimal eine halbe Stunde am Tag (10.000 Schritte).

Quellen:
¹https://www.diabetesde.org/100-jahre-insulin-geschichte-lebenswichtigen-hormons,
²https://www.wipig.de/ueber-uns/wissenschaft/wissenschaftliche-projekte/item/glicemia-2-0

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