„Eigentlich könnten Patienten nach einer Hüft-Operation vom OP-Tisch aufstehen und in ihr Zimmer gehen“, sagt Professor Maximilian Rudert, Ordinarius für Orthopädie der Universität Würzburg. Diese Zukunftsmusik, die der Ärztliche Direktor des König-Ludwig-Hauses in Würzburg anspricht, ist nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch schon hörbar. Kliniken werden damit aber noch nicht bespielt. Im Gegensatz zum Fast-Track-Rehabilitations-Konzept, das bei jedem Operierten, egal welchen Alters und mit welchen Begleiterkrankungen, in der Orthopädischen Klinik, König-Ludwig-Haus, direkt am Tag der OP angewandt werde, so der Chefarzt des Hauses.
In Dänemark habe man beispielsweise aufgrund des erfolgreichen Einsatzes von Fast-Track
die Leitlinien für Thrombose-Prophylaxe (keine niedermolekulare Heparine mehr postoperativ) geändert, erzählt Rudert. Nicht verwunderlich, in Kopenhagen wurde Ende der 1990er-Jahre auch die multimodale Therapie des Fast-Track nach einem Eingriff im Bauchraum entwickelt. Weniger Komplikationen und schnellere Genesung waren die Hauptantreiber für die frühestmögliche postoperative Mobilisation des Patienten noch am OP-Tag. Es brauche allerdings einige Variablen, dass dieses postoperative „Animationsprogramm“, gleich wiederaufzustehen, gelingen kann: minimal-invasive Operationsverfahren zum Beispiel, mit einem Zugang zwischen den Muskelgruppen etwa bei einer Hüft-OP, der keine Muskulatur durchtrennt oder ablöst, gepaart mit Spinalanästhesie versus Voll-Narkose und einem besseren Blutgerinnungs-Management während der OP, das Drainagen hinterher unnötig macht. Alles mit dem Ziel, dass der Patient möglichst nahtlos da weitermachen kann, wo er aufgehört habe, sprich, an das Leistungsniveau vor der OP anknüpfe – nur ohne Schmerzen, betont der Arzt mit den Schwerpunkten Endoprothetik, Tumororthopädie und Fußchirurgie.
Alle Signale, die dem Körper anzeigten, du wirst von außen versorgt, du kannst jetzt Pause machen, seien hinsichtlich einer schnellen komplikationslosen Rekonvaleszenz kontraproduktiv, so Professor Rudert. Hinlegen und liegen bleiben, kommt bei der Fast- Track-Methode also nicht infrage. Nicht, weil man den oft betagten Patienten nach einer Hüft- oder Knie-OP keinen Break gönne, sondern, weil sie sich nach dieser Pause mit immenser Kraftanstrengung wieder auf „normales“, sprich präoperatives, Niveau zurückkämpfen müssten, weiß der Fachberater der Bayerischen Landesärztekammer für das Gebiet „Orthopädie und Unfallchirurgie“. Zudem böte die Fast-Track-Methode gerade bei älteren Patienten eine Vermeidungsstrategie für Delir (post-operative Verwirrtheit), Depressionen, Thrombosen und Embolien (Gefäßverschlüsse durch Blutpfropfen).
Die Stress-Reaktion des Organismus auf das durch die OP hervorgerufene Trauma werde durch Fast-Track abgemildert, genauso wie die Liegezeit des Patienten in der Klink – die, wenn alles gut geht, nur noch wenige Tage beträgt!