Apps auf Rezept

Die Gesundheitskompetenz fördern und ausbauen

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Im Internetzeitalter verändert sich eine ganze Menge. Die Kommunikation. Die Art und Weise, wie wir lernen. Aber auch die gesundheitliche Prävention. So ist es seit Kurzem möglich, sich Gesundheits-Apps verschreiben zu lassen. Bei der DAK sind inzwischen neun Apps gelistet, die vom Arzt verordnet werden können (Stand 2. Januar 2020). „Wir haben schon Verschreibungsfälle, wobei es noch keine massenhafte Nachfrage gibt“, so Michael Freimann von der Würzburger Krankenkasse DAK. Die Apps fördern die Gesundheitskompetenz. Teilweise sind sie auch eine Alternative zu Selbsthilfegruppen. In eine Selbsthilfegruppe zu gehen, heißt oft, eine Hemmschwelle zu durchbrechen. Einige Menschen schaffen das. Andere versuchen es erst gar nicht.

Gerade für Letztere können digitale Anwendungen laut Freimann ein großer Gewinn sein. Eine der Apps, die derzeit vom Arzt verschrieben werden kann, hilft zum Beispiel Menschen mit Tinnitus. „Kalmeda“ heißt sie. Bei Schlaflosigkeit, so diese nicht organisch bedingt ist, kann die App „somn.io“ unterstützen. Patienten mit Multipler Sklerose, die zusätzlich an Fatigue leiden, können die App „elevida“ erhalten. Die basiert auf etablierten psychotherapeutischen Verfahren. Übergewichtigen, die genug haben von Kalorienzählerei, Jo-Jo-Effekt und Diätversprechen, könne die App „zanadio“ Hilfestellung geben. Die digitale Adipositas-Therapie werde laut Michael Freimann gerade erprobt. Nutzer lernen mit dem Medizinprodukt, gesunde Gewohnheiten in ihren Alltag zu integrieren und so ihre Kilos zu reduzieren und das neue Gewicht dauerhaft zu halten.

„Für sehr sinnvoll halte ich außerdem eine App, die bei Hüftarthrose hilft, denn von Arthrose sind immer mehr Menschen betroffen“, so der Würzburger DAK-Chef. Auch diese App wird gerade erprobt. Die Corona-Pandemie hat viele Menschen auch psychisch sehr herausgefordert. „Angststörungen etwa wurden häufiger als sonst diagnostiziert“, bestätigt Michael Freimann. Hier könne ein webbasiertes Programm namens „velibra“ helfen. „Die App vermittelt etablierte Übungen der Kognitiven Verhaltenstherapie und kann so die ärztliche Behandlung von erwachsenen Angstpatienten ergänzen. Patienten, die so schwer krank sind, dass sie besser in eine Klinik für Psychiatrie gehen sollten, wird von der Anwendung abgeraten“, betont Freimann. Doch bei nicht allzu stark ausgeprägter Symptomatik könne die App gut helfen. Untersucht wurde ihre Wirksamkeit auch in einer klinischen Studie. Die hatte zum Ergebnis, dass Patienten, die zusätzlich zu einer hausärztlichen Behandlung „velibra“ nutzten, deutlich geringere Angststörungen und depressive Episoden hatten als Patienten, die nur eine hausärztliche Behandlung erhielten. Verordnet wird „velibra“ für 90 Tage.

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