Im Rollstuhl sitzt ein alter, dunkelhäutiger Mann. Kinder kommen zu ihm. „Die helfen ihm“, sagt Lotte Brückl. Mit dünnem Pinsel malt sie an ihrem Bild zum Thema „Alt und Jung“, dem Jahresthema der inklusiven Kunstwerkstatt der Gemeinschaft Sant’ Egidio in Würzburg.
Brückls Bild zeigt eine Wohngruppe der Gemeinschaft in Malawi. Dort leben fünf einst obdachlose Senioren. Afrikanische Kinder kümmern sich um sie.
„Uns gibt es seit genau 20 Jahren“, berichtet Jochen Wobser, der sich an jedem Freitag in der Kunstwerkstatt engagiert. 15 Menschen mit geistiger Behinderung leben hier ihre Kreativität aus.
Unterstützt werden sie von sieben Betreuern. Wobser assistiert Rüdiger Blüml. Der greift Aufgaben völlig anders an als Lotte Brückl mit ihrem Talent für feine Strukturen. Blüml hat keine Angst vor großen Gesten. Sein liebstes Werkzeug ist die Spachtel. Damit entstehen aparte Werke mit pastosem Farbauftrag.
Unter dem Bild, das er gerade bearbeitet, blitzt ein altes Werk von ihm durch. Wobser: „Auch hier geht es also um ‚Alt und Jung’.“ Thomas Beuschel lässt sich, ebenso wie Rüdiger Blüml, künstlerisch von dem leiten, was emotional in ihm emporquillt.
Sein Duktus ist aufgrund seiner Behinderung äußerst speziell: Beuschel leidet an einer Spastik. Dadurch führt er den Pinsel auf recht eigenwillige Weise. Am Werktisch hinter ihm ist Manuela Neuberger emsig mit einem Gemälde zugange, das sie seit Herbst 2015 in Arbeit hat.
Neuberger gehört zu den akribischsten Künstlerinnen aus dem Egidio-Projekt. Erst, wenn sie hochzufrieden ist mit jedem einzelnen Detail, legt sie den Pinsel beiseite. Mit Kusai Alibrahim ist seit Jahresbeginn ein syrischer Flüchtling in der Kunstwerkstatt aktiv.
Der Dozent und Lyriker assistiert Cornelia Hofbauer. Die junge Frau benötigt mit die meiste Unterstützung, da sie selbst keinen Pinsel führen kann. Allerdings weiß sie genau, was sie ausdrücken möchte. Mit Hilfe von Kusai Alibrahin gelingen ihr wunderschöne Werke, die von ihrer reichen Gefühlswelt zeugen.