Achtsam sein

Mangelernährung im Alter führt schnell in eine Abwärtsspirale

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Im Alter wird eine geringere Energie­zufuhr benötigt. Der Nährstoffbedarf bleibt jedoch unverändert. Foto: ©depositphotos.com/@Valentyn_Volkov

„Mangelernährung bezeichnet einen Zustand des Mangels an Energie, Protein und/oder anderen Nährstoffen“, sagt Gabriele Royackers vom Fachzentrum Ernährung/Gemeinschaftsverpflegung beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Würzburg.

Verbunden sei das mit messbaren Veränderungen von Körperfunktionen, die sich negativ auf die Gesundheit auswirkten. Es wird zwischen einer generalisierten und einer spezifischen Mangelernährung unterschieden. Erstere bezeichnet einen Mangel an Energie oder Protein. Letztere einen Mangel an einzelnen Nährstoffen, wie Vitamine oder Mineralstoffe.

„Der wichtigste Indikator zum Erkennen einer generalisierten Mangelernährung ist das Gewicht“, sagt die Diplom-Ökotrophologin. Das Risiko für eine Mangelernährung erhöhe sich bereits, wenn die Essensmenge an mehr als drei Tagen deutlich – über die Hälfte – reduziert sei.

Geschuldet ist das zum Beispiel der Abnahme der Sinne im Alter. Geschmacks- und Geruchssinn werden genauso schlechter wie die Sehfähigkeit. Auch ein reduzierter Appetit ist nichts Ungewöhnliches. Hinzu kommen soziale Komponenten wie Armut oder Einsamkeit. Denkbare Faktoren sind zudem nicht richtig passender oder gar fehlender Zahnersatz, Lärm, zu große Portionen, fehlender Wiedererkennungswert der Speisen, Schwierigkeiten beim Schlucken oder abnehmende motorische Fähigkeiten.

„Befinden und Gefühle spielen ebenfalls eine Rolle“, verweist Royackers auf Aspekte wie Depression oder Schmerzen. „Etwa ein Viertel der Senioren in stationären Senioreneinrichtungen sind betroffen. Das Risiko besteht aber für mehr“, betont die Expertin. Entsprechende Aufmerksamkeit von Pflegepersonal, Ärzten und Angehörigen ist geboten.

Denn die Folgen sind fatal: Zum einen wird die Lebensqualität eingeschränkt. Zum anderen erhöhen sich Morbidität und Mortalität. Das Sturz- und Frakturrisiko sowie die Infektionsanfälligkeit steigen. Gestörte Wundheilung verlängert beispielsweise die Regenerationszeit, was wiederum den Pflegebedarf erhöht, ebenso wie die damit verbundenen Kosten.

Durch die Wechselwirkung zwischen Alter und Krankheit entsteht ein Kreislauf bis hin zur Mangelernährung, der sich als Abwärtsspirale erweist, wenn er nicht durchbrochen wird. Den Bewohner selbst zu befragen, sei ein guter Anfang. Auch ein Arztbesuch, die Analyse der Raumsituation sowie des Essensprotokolls können helfen. Nicht zu vergessen sind die Angehörigen. Zur Behandlung gebe es die Möglichkeit, Speisen anzureichern.

„Eiweiß, ein kritischer Nährstoff, kann durch Nüsse, Hülsenfrüchte, Milchprodukte, Fleisch, Fisch und Ei zum Anreichern genutzt werden.“ Fett sei gut geeignet, um einer quantitativen Mangelernährung entgegenzuwirken. Hier sollte man jedoch auf pflanzliche Öle wie Raps-, Oliven- oder Nussöle zurückgreifen. Geeignet seien zudem fettreiche Lebensmittel wie Butter, fettreicher Seefisch, Avocados und Nüsse.

„Auch Wasser kann als kritischer Nährstoff angesehen werden, da mit zunehmendem Alter das Durstempfinden abnimmt.“ Ein spezifischer Nährstoffmangel muss vom Arzt diagnostiziert werden. Um das Defizit auszugleichen sei, neben einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung, oft eine medikamentöse Therapie nötig.

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