Für viele Menschen, die einer Arbeit nachgehen, ist dies eine fundamentale Frage: Halten sich Arbeits- und Privatleben noch die Balance? Häufig bleibt zu wenig Zeit, um sich zu erholen. Das ist auf Dauer nicht gut, weiß Erholungsforscherin Verena Haun von der Uni Würzburg. Wobei sie in puncto „Erholung“ gleich mit einer irrigen Annahme aufräumt: Erholung, betont die Professorin, ist mehr als „Entspannung“. Erholen kann man sich auch bei etwas, das anstrengt. Zum Beispiel beim Sport. Oder beim Sprachenlernen. Wie viel Erholung ein Mensch braucht, hängt zum Beispiel davon ab, ob er das, was er beruflich tut, meist in fürchterlicher Hetze und ungern macht. Oder ob er seine Arbeit liebt. Eine pauschale Regel gibt es Professor Haun zufolge nicht.
Letztlich ist allein am Effekt, also im Nachhinein, abzulesen, ob die Pausen genug waren. Und zwar dadurch, dass man sich, war man zuvor müde, wieder fit und leistungsfähig fühlt. Ob dies gelingt, hängt wiederum von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen braucht es freie Zeit. In der Freizeit sollte auch der Kopf frei sein. Wer ständig über negative Aspekte der Arbeit grübelt, so die Psychologin, kann sich kaum erholen. Das bedeutet nicht, dass Arbeitsgedanken keinen Platz in der Freizeit haben dürften. Sie sind dann nicht abträglich, haben sie einen positiven Inhalt. Beim Nachdenken über das Thema „Erholung“ kommt man früher oder später auf den Begriff „Work-Life-Balance“. Dieser Begriff bedeutet nach Aussage der Würzburger Forscherin nicht, dass sich Arbeit und Privatleben genau die Waage halten müssen. Es geht vielmehr darum, die eigenen Wünsche und Ziele in Bezug auf die Arbeit mit denen in Bezug auf das Privatleben in Balance zu bringen. Wer großen Spaß an der Arbeit und Lust auf Karriere hat, benötigt, um in Balance zu sein, weniger Freizeit als jemand, der sich vor allem danach sehnt, ein gutes Familienleben zu führen und einen großen Bekanntenkreis zu pflegen.
Nun ist natürlich nicht jedem Menschen deutlich bewusst, welche Ziele und welche Wünsche er hat. Man arbeitet, flapsig gesprochen, vor sich hin. Und man führt ein mehr oder weniger bewusstes Privatleben. Kommt dann das Gefühl auf, dass sich Arbeit und Privatleben nicht mehr die Waage halten, fange man an nach Wünschen und Zielen zu fahnden. Grundsätzlich ist es laut der Psychologin wichtig, sich nicht über Gebühr lange um Erholungsphasen zu bringen. Stressreaktionen wie Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit oder schlechtere Stimmung sind zwar prinzipiell reversibel. Allerdings nur, wenn man nicht zu lange mit der Korrektur wartet. Menschen die sich lange nicht mehr richtig erholen konnten, drohen, in einen Burnout zu schlittern. Im schlimmsten Fall kann man stressbedingt sogar an einer Herzkreislauferkrankung sterben.