Zweithäufigste Todesursache bei Kindern: Ertrinken!

Franziska van Almsick engagiert sich, damit Kinder sicher schwimmen lernen: zehn Jahre Schwimmkids e.V.

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„Überall treffen wir auf Wasser – ob wir aus Versehen reinfallen oder nicht. Wasser begleitet uns das ganze Leben“, sagt die deutsche Schwimmlegende Franziska van Almsick. Daher ist es wichtig, sich früh über Wasser halten zu können, um irgendwann nicht mehr Gefahr zu laufen, zu ertrinken. Dass Kinder sicher schwimmen können, das ist das Ziel des Vereins Schwimmkids. Foto: DLRG KV A/AIC-FDB e.V. – Chr. Dietz

Eine Umfrage der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) ergab: 60 Prozent der Zehnjährigen in Deutschland können nicht richtig schwimmen! 537 Menschen starben 2016 hierzulande durch Ertrinken (www.statista.de).

Darunter 46 Kinder in der Altersgruppe 0 bis 15 Jahre. Ertrinken geht lautlos, oft sind Kinder nicht mehr als ein paar Meter von einer Aufsichtsperson entfernt, aber eben gerade mal unbeaufsichtigt. Weil Ertrinken bei Kindern im Vorschulalter nach Unfällen im Straßenverkehr die zweithäufigste Todesursache in Deutschland ist, initiierte Franziska van Almsick (40) den Verein Schwimmkids, der 2018 zehn Jahre alt wird.

Welche Gründe die deutsche Schwimm-Weltmeisterin und zweifache Mutter noch dazu bewegten, sich hier zu engagieren, hat sie Lebenslinie-Chefredakteurin Susanna Khoury erzählt.

Susanna Khoury (SK): Zehn Jahre Schwimmkids e.V.! Was war Ihre Motivation den Verein zu gründen?

Franzi van Almsick (FvA): „Schwimmen war schon immer mein Leben. Seit ich fünf Jahre alt bin, schwimme ich. Ich weiß aber auch um die Gefahren, die von Wasser ausgehen. Deswegen engagiere ich mich dafür, dass Kinder sicher schwimmen lernen. Studien haben gezeigt, dass jeder zweite Drittklässler in Deutschland nicht sicher oder überhaupt nicht schwimmen kann. Genau hier setzt der Verein an.“

SK: Was sind die Ziele des Vereins? Und mit wem kooperiert er, um diese Ziele in die Praxis umzusetzen?

FvA: „Das Ziel von Schwimmkids ist es, dass Kinder mindestens eine Schwimmart (Rücken, Freistil, Delfin oder Brust) sicher beherrschen, wenn sie die Grundschule verlassen. Wir kooperieren mit Schulen und Ämtern und fungieren hier als Bindeglied. Wir sorgen dafür, dass Kinder der 3. und 4. Klasse einen guten Schwimmunterricht erhalten, wir finanzieren die Verwaltungskosten und Lehrassistenten, übernehmen Eintrittsgelder für Schwimmbäder und stellen eine fachlich fundierte Durchführung des Unterrichts sicher. Wir sind derzeit bundesweit in 16 Städten aktiv.“

SK: Wie kann es sein, dass in einem hochzivilisierten Land wie Deutschland, die zweithäufigste Todesursache bei Kindern unter zehn Jahren, Ertrinken ist?

FvA: „Das ist wirklich erschreckend. Leider hat sich die Wichtigkeit, was Kinder früh lernen sollen, verschoben. Von Klavierspielen bis Chinesisch-Unterricht ist vieles wichtiger geworden als Schwimmen. Wenn ein Kind beispielsweise nicht Fahrradfahren kann, kommt es trotzdem durchs Leben. Kann es nicht schwimmen, läuft es Gefahr zu ertrinken. Und es ist wichtig, dass Eltern die Verantwortung nicht alleinig an die Schule delegieren und hoffen, dass es dort schon mit dem Schwimmen klappt.“

SK: Ab wann ist es sinnvoll, dass Kids schwimmen lernen?

FvA: „Kinder sollten im Vorschulalter in Kursen lernen, wie man richtig schwimmt. Ab einem Alter von sechs Jahren können Kids das bereits gut umsetzen. Es ist nicht einfach, die Arme anders zu bewegen als die Beine und dabei zu atmen und geradeaus zu schwimmen. Schwimmen ist eine koordinativ anspruchsvolle Sportart.“

SK: Wie begegnen Kinder einer Weltrekord-Schwimmerin, die vormacht wie Schwimmen geht?

FvA: „Die meisten Kinder wissen von meiner aktiven Zeit nur aus Erzählungen. Sie begegnen mir von daher ganz normal mit viel Neugier und Wissbegierigkeit.“

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