Würzburger Stolperstein erinnert an NS-Opfer mit Behinderung

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Seit 17. April 2024 erinnern 11 weitere Stolpersteine in Würzburg an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Blindeninstitutsstiftung übernahm die Patenschaft für den Stein von Georg König in der Kettengasse 16. Der Jugendliche wurde wegen seiner geistigen Behinderung im Rahmen der Aktion T4 im Jahr 1941 in Hartheim getötet. Er wurde nur 17 Jahre alt.

„Die Gleichgültigkeit und die Grausamkeit, mit der die Nationalsozialisten Menschen wie Georg König ermordet haben, machen einen sprachlos, fassungslos, wütend!“, sagte Stiftungsvorstand Dr. Marco Bambach bei der feierlichen Verlegung des Stolpersteins. Die meisten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen im Blindeninstitut Würzburg seien nicht nur blind oder sehbehindert, sondern hätten zudem eine komplexe Behinderung. Viele von ihnen könnten wie Georg König nicht sprechen und nur mithilfe von Gebärden, Gesten oder elektronische Hilfsmittel kommunizieren. Auch deshalb habe die Stiftung gerne die Patenschaft für den Stolperstein übernommen.

Von der „Schwachsinningen-Anstalt“ in die Tötungsanstalt

Der Gesamtpersonalratsvorsitzende Stefan Lindt skizzierte den kurzen Lebensweg von Georg König: Weil er erst mit drei Jahren zu laufen lernt, aber weiterhin nicht sprechen kann, kommt er in die Heil- und Pflegeanstalt Haar bei München. Nach einer Hirnhautentzündung wird er in eine sogenannte „Schwachsinnigen-Anstalt“ verlegt.

Einer von 11 neuen Stolpersteinen in Würzburg: Georg König wurde wegen seiner geistigen Behinderung mit 17 Jahren im Rahmen der Aktion T4 von den Nationalsozialisten ermordet.
Foto: Thomas Kandert

Als Georg 17 Jahre alt ist besiegelt ein einseitiger Meldebogen sein Schicksal: Er sei „zu keiner Beschäftigung zu gebrauchen“. Bereits 1939 hatte Adolf Hitler, die sogenannte Aktion T4 gestartet: den systematischen Massenmord an mehr als 70.000 Menschen mit Krankheit und Behinderungen. Auch Georg König wird am 21. Januar 1941 in der oberösterreichischen Tötungsanstalt Hartheim mit Gas ermordet.

 

 

 

Gedenken mit weißen Rosen, Musik und Gedicht

Die rund 40 Gäste legten anschließend weiße Rosen am Stolperstein nieder. Begleitet wurden sie dabei musikalisch von Steffen Seubert und Jeremias Schuler mit dem Lied „Welche Farbe“. Mit einem Gedicht mahnte Werkstattrat Harald Bischoff zur Wachsamkeit: „Nennt Schuld als das, was sie war, nennt Entmenschlichung beim Namen. Damit die Gewalt an Macht verliert, den Opfern Anerkennung, Gerechtigkeit zu Teil wird. Habt Mut: Erinnert Euch!“.

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