Willigis Jäger

Sein Leben

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Willigis Jäger. Foto: Benediktushof Seminar- und Tagungszentrum GmbH

Der 95-jährige Benediktinermönch, Zen-Meister und Mystiker Willigis Jäger (*7. März 1925 in Hösbach) lebte bis zuletzt am Benediktushof in Holzkirchen, den er 2006 gründete und wo er am Freitag, 20. März 2020 verstarb. Seinem ausdrücklichen Wunsch entsprechend findet die Beisetzung in der Klostergemeinschaft Münsterschwarzach statt. Am Benediktushof wird zu einem späteren Zeitpunkt eine Trauerfeier stattfinden.

„Willigis Jäger öffnete die Fenster und Türen für Menschen aller Konfessionen, die sich nach tieferer Erfahrung sehnen und Orientierung für ihr Leben suchen,“ sagt Dr. Alexander Poraj, Zen-Meister und Mitglied des Spirituellen Beirats des Benediktushofes. „Er war einer der bedeutendsten zeitgenössischen Wegbereiter einer religions- und konfessionsübergreifenden Spiritualität. Seine Vision war es, die östlichen Weisheits-Traditionen zusammen mit denen der christlichen Kontemplation zu erfahren und zusammenzuführen.“ so Poraj weiter.

Mit der Unterstützung seiner Weggefährten rief er in Folge dessen 2007 die „West‐Östliche Weisheit Willigis Jäger Stiftung“ mit Sitz auf dem Benediktushof ins Leben. Deren Aufgabe ist es, die zeitgenössische Spiritualität zu erforschen, zu entwickeln und zu fördern und somit sein Lebenswerk weiterzuführen.

Im Juni 2009 gründete er seine eigene Zen‐Linie „Leere Wolke“ und empfing im gleichen Jahr vom chinesischen Chan‐Großmeister Jing Hui im Bailintempel erneut die Bestätigung als Chan (Zen)‐Meister und 45. Nachfolger von Lin Chi (jap. Rinzai).

2010 gründete Willigis Jäger die Kontemplationslinie „Wolke des Nichtwissens“. Beiden Linien haben ihren Sitz auf dem Benediktushof und werden von seinen – bereits zu Lebzeiten – ernannten Nachfolgern fortgeführt.

Sein Leben
Willigis Jäger wurde 1925 in Hösbach bei Aschaffenburg geboren. Unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkrieges trat er in die Benediktinerabtei Münsterschwarzach ein und begann 1948 das Philosophie‐ und Theologiestudium. 1952 wurde er zum Priester geweiht und arbeitete als Präfekt und Lehrer im Internat und Gymnasium der Abtei Münsterschwarzach.

1960 wurde er Referent für Mission und Entwicklung beim Bund Deutscher katholischer Jugend und
Mitbegründer der ökumenischen Aktion Missio, die ihn in viele Länder der Dritten Welt führte, auch
nach Asien und Japan.

Die Begegnungen mit Hugo E. Lasalle und Yamada Ko‐Un Roshi, dessen Schüler Willigis Jäger ab 1972 wurde, initiierten ihn auf dem Weg des Zen. Willigis Jäger begann eine langjährige intensive Übung des Zazen mit 6‐jährigem Aufenthalt in Japan und Koan‐Schulung unter Yamada Ko‐Un Roshi. 1980 erhielt Willigis Jäger von ihm die Erlaubnis Zen zu lehren.

1983 gründete er im ehemaligen Würzburger Internat der Abtei Münsterschwarzach sein erstes Zenund
Kontemplationszentrum, das Haus St. Benedikt. 1990 wurde auf seine Inspiration hin der
Ökumenische Arbeitskreis kontemplatives Gebet ins Leben gerufen, aus dem später die Würzburger
Schule der Kontemplation entstand.

1996 wurde Willigis Jäger als Zenmeister und 87. Nachfolger von Shakyamuni Buddha bestätigt.

Im Jahr 2000 begannen Auseinandersetzungen mit der römischen Glaubenskongregation unter ihrem damaligen Leiter Kardinal Josef Ratzinger. Sie basierten auf dem Vorwurf, Willigis Jäger ordne die dogmatischen Glaubensinhalte der persönlichen Erfahrung unter. 2002 erteilte ihm die Glaubenskongregation ein Rede‐ und Schreibverbot, an das er sich wegen seiner breiten Schülerschaft nicht hielt. Eine Beurlaubung aus der Klostergemeinschaft (Exklaustrierung), deren Mitglied Willigis Jäger auch danach blieb, erfolgte in gegenseitigem Einvernehmen.

2003 entstand, dank der Unterstützung seitens der Unternehmerin Gertraud Gruber, seine neue
Wirkungsstätte, der Benediktushof im unterfränkischen Holzkirchen. Dieser entwickelte sich schnell
zu einem der bedeutendsten Zentren für Meditation und Achtsamkeit in Europa.

2007 rief Willigis Jäger mit der Unterstützung seiner Weggefährten die „West‐Östliche Weisheit
Willigis Jäger Stiftung“ mit Sitz auf dem Benediktushof ins Leben. Deren Aufgabe ist es, die
zeitgenössische Spiritualität zu erforschen, zu entwickeln und zu fördern und somit sein Lebenswerk weiterzuführen.

Im Juni 2009 gründete er seine eigene Zen‐Linie „Leere Wolke“ und empfing im gleichen Jahr vom
chinesischen Chan‐Großmeister Jing Hui im Bailintempel erneut die Bestätigung als Chan (Zen)‐
Meister und 45. Nachfolger von Lin Chi (jap. Rinzai).

2010 gründete Willigis Jäger die Kontemplationslinie „Wolke des Nichtwissens“. Beiden Linien haben
ihren Sitz auf dem Benediktushof und werden von seinen – bereits zu Lebzeiten – ernannten
Nachfolgern fortgeführt.

Seit 2016 hatte sich Willigis Jäger altersbedingt von seiner langjährigen Kurs‐ und Lehrtätigkeit und der spirituellen Begleitung zurückgezogen, behielt aber weiterhin seinen Wohnsitz am Benediktushof.

Sein Vermächtnis
Willigis Jäger verkörperte eine konfessionsunabhängige zeitgenössische Spiritualität, die den
Menschen des 21. Jahrhunderts Antworten auf ihre drängenden Fragen geben will.

Als Zen‐Meister und Kontemplationslehrer war er sowohl von der christlich‐abendländischen Mystik
als auch dem östlichen Zen geformt und ging gleichzeitig über beide Konfessionen hinaus auf das,
was allen spirituellen Wegen des Westens und des Ostens zugrunde liegt.

Sein Verständnis der West‐Östlichen Weisheit basierte auf der Philosophia perennis, die ihren aktuellen Ausdruck im integrativen Denken und Handeln findet. Teil dieser Vision ist die Einbeziehung der modernen Naturwissenschaften sowie das wirtschaftlich‐politisch‐soziale Handeln, im dem sich die Übung im Alltag manifestiert.

Seine Vision einer globalen und konfessionsübergreifenden Spiritualität fand ihren Ausdruck in
zahlreichen Büchern und Audio‐/Video‐Veröffentlichungen.

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