Wie von Zauberhand

Ein Musterhaus in Kürnach zeigt, wie Technik altersgerechtes, barrierefreies Wohnen leichter macht

0

„Damit kenne ich mich nicht aus!“ Nicht nur Seniorinnen und Senioren empfinden digitale Systeme oftmals als „Hürde“ denn als Erleichterung. Sie fürchten komplizierte Installationen und filigrane Bedieneinheiten, die mit Einschränkungen nur schwer zu bewältigen sind. Dass es auch anders geht, wird seit Sommer 2023 in Kürnach im Landkreis Würzburg gezeigt. Das dort gelegene Musterhaus präsentiert technische Assistenzsysteme für ein altersgerechtes, barrierefreies Wohnen (die Lebenslinie berichtete in Ausgabe 1/2024 über bauliche Möglichkeiten), die meist mit wenigen Handgriffen eingerichtet sind. Ausprobiert werden können diese unter Anleitung von zertifizierten Wohnberatenden von „Wirkommunal“, einer Abteilung des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg (KU). Sicherheit für Betroffene und Angehörige bietet zum Beispiel ein auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierendes Sturz- und Anwesenheitserkennungssystem. „Diese Melder überwachen einen Bereich von etwa vier auf vier Metern mit Radartechnik“, erklärt Tobias Konrad, hauptverantwortlich bei der KU für das Projekt. Über einen Browser (Webinterface) ließe sich einstellen, welche Situationen in einem bestimmten Bereich erkannt und gemeldet werden sollen. „Die Hauptaufgabe ist die Erkennung eines Sturzes.“ Löst der Sensor aus, erfolge nach einer festgelegten Zeit ein Alarm an eine zuvor eingestellte Telefonnummer. Er rufe also Hilfe, wenn selbst keine Hilfe mehr gerufen werden kann. Auch das Verlassen des Bettes könne angezeigt werden. „Er gibt Sicherheit und Entlastung für Pflegende“, betont Konrad. Ein weiterer Vorteil: Es sei keine Bedienung nötig, kein Batteriewechsel erforderlich, zudem gebe es eine automatische Service-Meldung bei Fehlfunktionen. In Kürnach wird zudem ein sogenanntes Bettfluchtsystem vorgestellt. Hierfür wurden Sensoren in die Matratze eines Pflegebettes und ein Sitzkissen integriert. „Diese Sensoren ‚arbeiten‘ mit Druck“, erklärt Konrad. Wird das Bett oder der Sessel verlassen, werden Pflegende informiert. Der Alarm erlösche, sobald wieder Druck erzeugt wird. Auch eine weitere Funktion des Drucksensors ist interessant. Denn nach dem Aufstehen wird automatisch eine in der Steckdosenleiste eingesteckte Lampe aktiviert. „So läuft der Pflegebedürftige nicht im Dunklen durchs Zimmer“, so Konrad weiter. Und das alles kabellos – also wie von Zauberhand. Zur intelligenten Gebäudeelektronik gehört auch das Thema Türklingel. „Wir zeigen hier sowohl eine Minimal- als auch eine Maximallösung“, sagt Konrad. Eine Variante kommt aus der Sicherheitstechnik und ist mit einem GSM-Modul ausgestattet. Sie ist über eine Weboberfläche konfigurierbar und funktioniert autark vom Internet des Hauses. Sie sei „nicht so einfach sabotierbar“. Bewohnerinnen und Bewohner können mit dieser Variante einfach über eine App beziehungsweise das Telefon mit Personen an der Klingelanlage kommunizieren und entscheiden dann, ob diese herein dürfen. Auch Transponder mit Zeitlimit können individuell vergeben werden – zum Beispiel an Mitarbeitende eines Pflegedienstes. Eine weitere pfiffige Lösung, nicht nur in punkto altersgerechtes barrierefreies Wohnen, ist ein kleiner abnehmbarer Infrarot-Sensor über dem Herd. Wird die Hitze zu groß, unterbricht die Stromversorgung. Gefahr gebannt!

Share.