Wegbereiter der Würzburger Neuroradiologie im Ruhestand

21 Jahre lang leitete Prof. Dr. László Solymosi am Universitätsklinikum Würzburg die selbstständige Abteilung für Neuroradiologie

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Prof. László Solymosi, der ehemalige Leiter der Abteilung für Neuroradiologie des Uniklinikums Würzburg (rechts), mit seinem Nachfolger Prof. Mirko Pham. Foto: Brigitte May / Universitätsklinikum Würzburg

Prof. László Solymosi, der ehemalige Leiter der Abteilung für Neuroradiologie des Uniklinikums Würzburg (rechts), mit seinem Nachfolger Prof. Mirko Pham. Foto: Brigitte May / Universitätsklinikum Würzburg

21 Jahre lang leitete Prof. Dr. László Solymosi am Universitätsklinikum Würzburg die selbstständige Abteilung für Neuroradiologie. Ende September ging der Experte für die Katheter-Behandlung von Schlaganfällen und Aneurysmen in den wohlverdienten Ruhestand.

Die Selbstbestimmtheit seines Fachbereichs war Prof. László Solymosi schon immer besonders wichtig – und auch einer der Gründe für seinen Wechsel an das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) im Jahr 1995. Zuvor leitete er am Universitätsklinikum in Bonn – ebenfalls als Professor – die dortige Abteilung für Neuroradiologie.

„Allerdings war die Abteilung nur in Forschung und Lehre selbstständig, in der Patientenversorgung war sie der Radiologie unterstellt“, berichtet der gebürtige Ungar. Mit dem Ruf nach Würzburg bot sich ihm die Gelegenheit, eine nach dem bayerischen Hochschulgesetz selbstständige Abteilung für Neuroradiologie zu leiten. Zwar war auch diese formell der Radiologischen Klinik zugeordnet, allerdings hatte Prof. Solymosi am UKW in seiner Abteilung die volle Entscheidungsfreiheit.

Schwerpunkt: Interventionelle Neuroradiologie
Diese nutzte der Neuroradiologe bis zu seiner Pensionierung Ende September dieses Jahres, um speziell in der interventionellen Neuroradiologie einen über die Grenzen Deutschlands hinaus bedeutenden Schwerpunkt aufzubauen. Eines seiner klinischen und wissenschaftlichen Hauptthemen war dabei die Wiedereröffnung von blockierten Hirngefäßen bei Schlaganfällen per Katheterverfahren. In den letzten Jahren behandelten er und seine Mitarbeiter/innen jährlich um die 100 solche Fälle auf diesem Weg.
Ein weiteres wichtiges interventionelles Tätigkeitsfeld von Prof. Solymosi war der Gefäßverschluss bei Aneurysmen im Gehirn.

„Wem als Arzt ruhige Nächte wichtig sind, dem muss ich von der Neuroradiologie leider abraten“, schmunzelt der aktive 65-Jährige rückblickend. Schließlich sei gerade die Behandlung von Schlaganfällen und Hirnblutungen Teil der klinischen Akutversorgung. Er selbst habe „jede Menge Weihnachts- und Silvesternächte“ in der Klinik verbracht und entsprechende Eingriffe durchgeführt.

Eingebunden in die Struktur der Kopfklinik
Für die Patientenversorgung am UKW als besonders hilfreich empfand Prof. Solymosi von seinem Arbeitsbeginn an die Würzburger Struktur der „Kopfklinik“. „Die Neuroradiologie ist hier räumlich und klinisch perfekt eingebunden in die Fächer der Kopfklinik, insbesondere in die Neurologie und die Neurochirurgie. So konnte beispielsweise für unsere Patienten nach einer interventionellen Behandlung immer ein Platz auf einer der Intensivstationen gefunden werden. Oder ich konnte für einen Rat unkompliziert zu einer Operation hinzugerufen werden“, schildert der Mediziner. Auch in Forschung und Lehre bestehe in der Kopfklinik seit jeher ein fruchtbares Miteinander.

Vorbehaltlose Unterstützung des ärztlichen Nachwuchses
Prof. Solymosi war es immer wichtig, sein Fachwissen mit seinem Team zu teilen – auch und gerade in der praktischen Arbeit am Angiographie-Tisch. Sein Credo in diesem Zusammenhang: „Wenn ich mal nicht da bin, muss ich sicher sein können, dass meine Leute so entscheiden, wie ich entscheiden würde. Und das geht nur, wenn wir vorher alles gemeinsam bearbeiten.“

Nicht zuletzt diese offene, vorbehaltlose Einstellung zur Lehre und seine überspringende Begeisterung für das Fach führten wohl dazu, dass heute viele seiner ehemaligen Schüler führende Positionen in der deutschen Neuroradiologie innehaben.

Im Bereich Diagnostik lieferte seine Abteilung mit modernen Computertomographie- und Kernspintomographie-Geräten den behandelnden Kolleginnen und Kollegen aussagekräftige Bilder, zum Beispiel für die Behandlung von entzündlichen Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder für die Therapie von Hirntumoren.

Auch führende Medizintechnikunternehmen nutzten gerne die Expertise der Abteilung Neuroradiologie des UKW. So wurden hier zum Beispiel viele neue Stents und Embolisationsmaterialien erstmals in Studien getestet. Unter anderem eine von der Industrie neu entwickelte Tischheizung für Angiographie-Geräte fußt auf der Idee von Prof. Solymosi – eine Innovation, die sich speziell bei der Behandlung von Kindern auszahlt, die während des Eingriffs besonders vor dem Auskühlen geschützt werden müssen.

Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie
In der wissenschaftlichen Gemeinschaft gilt Prof. Solymosi als ein Pionier und Wegbereiter der deutschen und auch europäischen Neuroradiologie. Dies spiegelt sich unter anderem in vielen Preisen, Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften wider. Erst Anfang Oktober dieses Jahres kam die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie hinzu, der er seit 35 Jahren angehört.

Erfolgreicher Fachzeitschriften-Chefredakteur
Auch im Ruhestand wird sich Prof. Solymosi weiter für die Neuroradiologie einsetzen. Neben vielen bereits vorliegenden Anfragen zu Gastvorträgen bleibt ihm für mindestens drei weitere Jahre die Chefredaktion von Clinical Neuroradiology. Im Jahr 2006 übernahm er den bis dahin inhaltlich schwachen Titel und baute ihn durch unermüdliche Arbeit zur neuroradiologischen Fachzeitschrift mit dem europaweit höchsten Impact-Faktor aus. Der Impact-Faktor gibt an, wie häufig die in der Zeitschrift veröffentlichten Artikel von anderen wissenschaftlichen Autoren in den letzten zwei Jahren zitiert wurden.

Nachfolger Direktor eines Instituts
Die Nachfolge von Prof. Solymosi am UKW trat zum 1. Oktober 2016 Prof. Dr. Mirko Pham an. „Ich freue mich sehr, dass ein so exzellenter Mediziner wie Prof. Pham die Geschicke der Neuroradiologie in Würzburg weiterführt. Umso mehr, da der Vorstand des UKW mit Zustimmung der Medizinischen Fakultät, der Hochschulleitung und des Aufsichtsrats in diesem Zusammenhang meine ehemals selbständige Abteilung in ein Institut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie umwandelte, verbunden mit einem Lehrstuhl für Neuroradiologie, was eine weitere Aufwertung unseres Fachs bedeutet“, kommentiert der Pensionär.

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