Vertrauen braucht Zeit

Dr. Uwe Seidenspinner über den Umzug der Unfallchirurgie aus der Missio-Klinik ins Krankenhaus Juliusspital oder wie ein Chefarzt zu Sandkastenförmchen kommt

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Chefarzt Dr. Uwe Seidenspinner freut sich über das gute Miteinander im Krankenhaus Juliusspital nach der Zusammenlegung der Unfallchirurgie der Missio-Klinik und der des Juliusspitals zum KWM. Foto: ©Susanna Khoury

Seit 1. Januar 2017 sind das Krankenhaus Juliusspital und die Missionsärztliche Klinik (Missio-Klinik) eins, sprich unter dem rechtlichen Dach „Klinikum Würzburg Mitte“ (KWM) vereint. Der Fusion gingen seit Juli 2014 insgesamt 16 Verhandlungsrunden voraus.

2016 war die Zusammenführung der beiden Traditionshäuser dann beschlossene Sache. Die Anteile der neuen gemeinnützigen Krankenhaus GmbH halten die Stiftung Juliusspital zu 60 Prozent, das Missionsärztliche Institut zu 32 Prozent, und der Verein „Kinderklinik am Mönchberg“ zu 8 Prozent.

Die erste Zusammenlegung von medizinischen Abteilungen im Zuge der Fusion betraf die Unfall- und die Viszeralchirurgie beider Häuser. Der komplette Umzug der Unfallchirurgie aus der Missio-Klinik an den Standort Juliusspital erfolgte zum 1. Oktober 2017.

„Eine meiner Assistenzärztinnen hat den Status Quo von damals treffend beschrieben: Da sitzen zwei im Sandkasten, ein neuer Spielkamerad wird dazugesetzt und nun überlegen die beiden: Geben wir ihm auch ein Förmchen?“, erzählt Dr. Uwe Seidenspinner (58), langjähriger Chefarzt der Unfallchirurgie im Missio schmunzelnd von der Zeit vor eineinhalb Jahren.

„Es hat etwas Zeit gedauert, aber nun praktizieren die Kollegen aus beiden Häusern ein gutes Miteinander, bei dem jeder den anderen schätzt und um Rat fragt“, sagt der Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und spezielle Unfallchirurgie, Sportmedizin und Chirotherapie. Bei der Zusammenführung mussten zwei Chefärzte, sechs Oberärzte und zehn Assistenten jeder für sich und alle miteinander sich neu justieren und ihren Platz finden im neuen Konstrukt „Klinikum Würzburg Mitte“.

Es sei ja nicht so gewesen, dass man wie ein Paar, das beschließt zusammenzuziehen, gemeinsam eine Wohnung anmietet und überlegt, in welches Zimmer kommt was, so Dr. Seidenspinner. Es sei vielmehr so gewesen, dass ein Partner bereits eine Wohnung hatte und der andere mit all seinem Gepäck da einzieht und sich erst einmal ein paar Ecken und Schubladen „erobern“ muss.

„Wir waren zwei Teams mit ähnlichen, aber doch auch unterschiedlichen Behandlungsstandards, Auffassungen und auch Charakteren“, so Seidenspinner. Da gab es zunächst schon Redebedarf. „Inzwischen hat jeder sein Spezialgebiet, für das er zuständig ist, es sind gemeinsame Behandlungspfade festgelegt worden und einmal im Monat gibt es eine Besprechung, bei der sich alle 18 Kollegen austauschen“, berichtet der Sportmediziner mit dem Schwerpunkt „Knie-Chirurgie“.

Und sogar gemeinsame private Unternehmungen der Kollegen aus den einst konkurrierenden Häusern Missio und Juliusspital hätten sich etabliert. Vertrauen braucht eben Zeit!

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