Uniklinikum Würzburg: Erster italienischer Corona-Patient geheilt entlassen

Am 16. April dieses Jahres konnte der erste am Uniklinikum Würzburg versorgte italienische Corona-Patient kuriert die Heimreise antreten. Im Folgenden ein Überblick über die organisatorischen, ärztlichen und pflegerischen Leistungen, die zu diesem Erfolg führten.

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Am 31. März 2020 kam Giacomo C. am Uniklinikum Würzburg (UKW) an – im künstliche Koma und über einen Schlauch in seiner Luftröhre beatmet. 17 Tage später, am 16. April, verließ er auf eigenen Beinen, bei gutem Allgemeinzustand sowie bester Dinge das Würzburger Großkrankenhaus.

Der 61-Jährige aus der Region Bergamo war der erste Corona-Patient aus Italien, der am UKW behandelt wurde. „Ich bin glücklich, dass Herr C. die schwere Covid-19-Infektion so gut überstanden hat und stolz auf die Leistungen unserer Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte“, freute sich Prof. Dr. Georg Ertl, der Ärztliche Direktor des UKW, bei der Verabschiedung des Patienten. Der Norditaliener selbst dankte allen an seiner Genesung Beteiligten herzlich für die hervorragende Versorgung.

Nach der Entlassung von Giacomo C. sind aktuell noch zwei weitere italienische Corona-Patienten am UKW in Behandlung. Diese Unterstützung des durch die Pandemie stark belasteten Gesundheitssystems Italiens geht zurück auf ein Hilfsangebot der Bayerischen Staatsregierung.

Wie seine beiden Landsleute war Herr C. vor rund drei Wochen zunächst mit dem Flugzeug nach Nürnberg transportiert und von dort aus mit einem Intensivtransport-Krankenwagen – begleitet von Ärzten des Uniklinikums – nach Würzburg gebracht worden. Hier wurde er zunächst auf der Anästhesiologischen Intensivstation aufgenommen. Seit 29. März dieses Jahres sind alle zwölf Betten dieser Station ausschließlich Corona-Patienten vorbehalten.

Belastendes Arbeiten in Schutzausrüstung
„Die Pflegekräfte sowie Ärztinnen und Ärzte der Intensivstation sind natürlich in der Behandlung von Patienten mit Akutem Lungenversagen äußerst erfahren“, berichtet Prof. Dr. Patrick Meybohm, der Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie des UKW. Zusätzlich wurden die Beschäftigten Anfang März dieses Jahres von einer Hygienefachkraft des Klinikums im Einsatz der Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) geschult. Diese besteht aus einem flüssigkeitsundurchlässigen Kittel, extra langen Handschuhen, einem durchsichtigen Gesichtsschutz – dem sogenannten „Face Shield“ – sowie Atemmasken in den höchsten Sicherheitsstufen.

„Man kann sich leicht vorstellen, dass die mehrstündige Arbeit unter PSA sehr anstrengend ist“, sagt Sonja Nebl, die Stellvertretende Pflegeleiterin der Anästhesie-Intensivstation, und zählt auf: „Man schwitzt stark unter diesen Kitteln, bekommt durch die Masken schlechter Luft und sieht erschwert, da der Augenschutz – und eventuell die optische Brille darunter – oft beschlägt sowie mit der Zeit durch die Desinfektion matt wird.“ Zudem können die Atemschutzmasken und das Face Shield zu Druckstellen sowie die Handschuhe und die vermehrte Händedesinfektion zu Hautreizungen führen.

Neben den körperlichen Belastungen sind für die Pflegekräfte auch die psychischen und mentalen Herausforderungen, die sich aus diesem neuen Krankheitsbild ergeben, groß. Sonja Nebl: „Es ist extrem wichtig, die Zeit am Patientenbett bestmöglich auszuschöpfen, um dann außerhalb des Patientenzimmers durchatmen zu können. Dazu müssen wir mehr denn je vorrausschauend arbeiten – auch um Materialressourcen zu schonen. Dies erfordert eine sehr hohe Konzentration über einen langen Zeitraum.“ Nach Einschätzung der Stellvertretenden Pflegeleiterin hat sich der pflegerische Arbeitsaufwand auf der Intensivstation mit der Fokussierung auf die schwerstkranken Covid-19-Patienten im Vergleich zum „Normalbetrieb“ mindestens verdoppelt.

Sprachbarriere und Orientierung als zusätzliche Herausforderungen
Die Aufwachphase nach dem künstlichen Koma hält für Patienten und Personal weitere Herausforderungen bereit. In dieser Krankheitsphase sind die Kranken häufig noch vorrübergehend verwirrt. „Dazu kommt, dass unsere Patienten, die momentan alle keine Besuche bekommen dürfen, ab der Aufwachphase nur vermummtes medizinisches Personal sehen, das durch die Schutzmasken akustisch schwer zu verstehen ist“, beschreibt Sonja Nebl und fährt fort: „Für ‚unsere‘ Italiener ist diese Situation besonders krass: Neben der Sprachbarriere müssen sie ja auch erst mal verstehen, dass sie in Italien in Narkose versetzt wurden und dann hier bei uns in Franken wieder aufgewacht sind.“

Komplexes Krankheitsbild in den Griff bekommen
Das von der Corona-Infektion bei Giacomo C. hervorgerufene Krankheitsbild und die dadurch erforderlichen Therapieschritte waren nach Darstellung von Prof. Dr. Patrick Meybohm sehr schwierig. Der Klinikdirektor erläutert: „Das Lungenversagen haben wir durch eine Fortsetzung der aufwändigen künstlichen Beatmung kompensiert. Hinzu kamen Kreislauf- und Blutdruckprobleme, eine Beinvenenthrombose, ausgelöst durch eine Störung des Gerinnungssystems, sowie eine leicht eingeschränkte Nierenfunktion.“ Durch die Gabe entsprechender Medikamente, verbunden mit einer engen Überwachung, konnte das Team der Intensivstation diese Krankheitssymptome soweit verbessern, dass nach zwei Tagen die künstliche Beatmung beendet und der Patient nach zwei weiteren Tagen auf die Station M43 verlegt werden konnte.

Weitere Versorgung auf Infektionsstation
Bis zur Corona-Pandemie wurden auf dieser Station Patienten mit unterschiedlichen internistischen Erkrankungen betreut. „Aktuell sind die 20 Betten der Infektionsstation fast ausschließlich mit Covid-19-Patienen belegt“, schildert Dr. Susanne Wiebecke, die Stellvertretende Leiterin des Schwerpunkts Infektiologie der Medizinischen Klinik II. Auch alle Klinikumsbeschäftigten auf der Infektionsstation müssen Persönliche Schutzkleidung tragen. Neben der pflegerischen Grundversorgung erhielt Giacomo C. hier anfänglich noch Unterstützung bei der Mobilisation und dann in erster Linie Physiotherapie als Behandlung. Nachdem der Patient im weiteren Verlauf dann zwei Tage lang symptomfrei war und das Institut für Virologie und Immunologie der Uni Würzburg keine Erreger mehr bei ihm nachweisen konnte, stand einer Entlassung des ersten italienischen Patienten nichts mehr im Wege.

Auch dem zweiten der Corona-Patienten aus Italien geht es schon so gut, dass er kurz vor seiner Entlassung in die Heimat steht. Der dritte Landsmann von Giacomo C. ist noch auf der Intensivstation und muss weiterhin beatmet werden.

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