Teddys, die beim triangulieren helfen


Was Kinder mit Migrationshintergrund in der „Teddyklinik“ erfahren

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©Nadja Rupp

Sie sind plötzlich in einem fremden Land. Die Sprache, die Menschen und die Gepflogenheiten sind ganz anders als in ihrer Heimat. In den Unterkünften ist ein normales, geborgenes Familienleben schwer. Menschen, die Zuflucht in Deutschland suchen, stehen in den ersten Jahren vielen Herausforderungen gegenüber – insbesondere Kinder. Sie ein wenig „abzuholen“, hat sich Nadja Rupp vom Institut für Gesundheit Weltweit medmissio auf die Fahnen geschrieben. Sie arbeitet als Krankenschwester in der Migrant:innengesundheit und hat im August 2022 gemeinsam mit einem kleinen Team die „Teddyklinik“ ins Leben gerufen. Unterstützt durch die Regierung von Unterfranken gehen die junge Kinderkrankenschwester und ihr Team direkt zu den Kindern in die Anschluss-Unterkünfte. „Die erste Teddyklinik in Kitzingen ist so gut angekommen, dass wir uns gesagt haben: Es wäre doch toll, das für alle Kinder in Unterfranken anzubieten.“ Gesagt, getan. Rupps Projekt, das für Fünf- bis Zwölfjährige gedacht ist, wächst. Und das ist gut so. „Die Kinder leben dort teils schon sehr lange“, erklärt sie. Die Angebote für sie seien rar. Durch die Corona-Pandemie habe sich die Lage nochmals verschärft. Das Konzept „Teddyklinik“, das bereits in den 1990er-Jahren in Skandinavien initiiert wurde, eignet sich ihres Erachtens hervorragend, um diesen Kindern etwas Abwechslung zu bieten. Doch es ist mehr als das. „Ich wünsche mir, dass die Kinder in der ‚Teddyklinik‘ Ängste vor Ärzt:innen abbauen“, sagt die Krankenschwester, die auch medizinische Sprechstunden abhält. Oftmals gebe es Sprachbarrieren, sodass selbst die Eltern nicht richtig erklären könnten, was passiert ist. Zudem würden die Kinder im Rahmen dieses Angebots Geschehenes verarbeiten. „Im vergangenen Jahr hatten viele Teddys Husten“, nennt sie ein Beispiel, das klar Corona geschuldet war. Auch drastische Einzelschicksale hätten sich aufgetan. „Es findet eine Triangulation statt. Das heißt, die Kinder kommunizieren über diese Teddys – und am Ende, wenn sie möchten – auch mit uns.“ Die inhaltliche Ausgestaltung der „Teddyklinik“ ist entsprechend: „Bei uns gibt es drei Stationen“, erklärt Nadja Rupp, die das Projekt aktuell mit Natalie Berger und Waltraud Seitz umsetzt. Station eins ist die Untersuchung des Teddys. Hier lernen die Kinder, die sich als Ärzt:innen verkleiden, ihre Teddys samt deren Krankheiten kennen. Station zwei ist die Behandlung. Jetzt stehen Blutentnahme und Co. auf dem Plan. In Station drei werden schließlich ein Impfpass sowie eine Urkunde überreicht. Im Anschluss dürfen die Teilnehmer:innen noch kindgerechte medizinische Bilder ausmalen. „Es ist schön zu beobachten, wie sich die Kids untereinander unterstützen, ganz gleich, aus welchem Land sie stammen oder welche Sprache sie sprechen“, so das Fazit von Rupp. Daran können wir uns alle ein Beispiel nehmen!

 

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