Spielen, Toben, Ausprobieren

Wenn Bärchen-Pflaster nicht mehr helfen: Zum Tag der Ersten Hilfe am 11. September geben die Johanniter Tipps bei Kinder-Notfällen

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Stefanie Djürken ©Johanniter Unfallhilfe e.V.

Spielen, Toben, Ausprobieren … Kinder sind voller Entdeckungsgeist und Forschungsdrang. Es geht schließlich darum zu verstehen, wie die Welt um sie herum funktioniert. Nicht immer steht ein Erwachsener direkt daneben und passt auf, dass die unbändige Neugier nicht zur Gefahr wird … und schwups ist es passiert, das Kind fällt hin, blutet und weint. Meist ist es mit In-den-Arm-Nehmen und einem Pflaster getan. Von Stefanie Djürken, Erste Hilfe-Trainerin bei den Johannitern, wollten wir wissen, was zu tun ist, wenn Bärchen-Pflaster nicht mehr helfen und es sich um einen Kinder-Notfall handelt. „Ein Kinder-Notfall, bei dem der Rettungsdienst alarmiert werden muss, liegt immer dann vor, wenn das Bewusstsein verändert oder weg ist, eine massive Atemstörung vorliegt oder das Kind eine stark blutende Wunde hat“, weiß die Fachdozentin für sanitätsdienstliche Schulungen bei den Johannitern. Hier gehe es darum, bis der Rettungsdienst vor Ort ist, lebensrettende Sofortmaßnahmen einzuleiten. Etwa bei Bewusstlosigkeit mit vorhandener Atmung die stabile Seitenlage (beim Säugling die stabile Bauchlage), bei nicht vorhandener Atmung die Herz-Lungen-Wiederbelebung. Bei stark blutenden Wunden ­müsse ein Druckverband angelegt und bei Atemnot eine atemerleichternde Lagerung mit erhöhtem Oberkörper und Atemanweisungen zur Beruhigung durchgeführt werden, so Djürken. Wenn das eigene Kind betroffen ist, sei man in der Regel sehr emotional. „Hier heißt es möglichst kühlen Kopf zu bewahren, die Grenzen der eigenen Handlungskompetenz im Blick haben und im Notfall Hilfe holen.“ Das beinhalte auch, dass man beispielsweise nicht mit einem schwer kranken Kind mit dem Auto alleine in die Notaufnahme fahren sollte, warnt die Lehrberechtigte für Erste Hilfe am Kind und nennt weitere Kinder-Notfälle, bei denen schnelle und/oder professionelle Hilfe erforderlich ist: „Bei einem Fremdkörper in den Atemwegen am besten sofort den Notruf absetzen und die „5&5-Regel“ anwenden. Das bedeutet fünf Schläge zwischen die Schulterblätter und fünf Mal den „Heimlich-Handgriff“ (Oberbauchkompression nach Dr. Henry J. Heimlich, dem Erfinder)!“ Diesen könne man ab einem Alter von etwa einem Jahr anwenden, so die Fachfrau. Zu den häufigen Notfällen bei kleinen Kindern zähle auch der Fieberkrampf, berichtet Djürken. „Dieser ist in den allermeisten Fällen jedoch nicht gefährlich, bedarf aber immer der Abklärung durch den Kinderarzt, um andere Ursachen für den Krampfanfall auszuschließen.“ Im Herbst und Winter komme ein weiteres Notfallbild hinzu: Pseudokrupp. „Hier kann es durch eine Infektion der Atemwege zu einer stark beeinträchtigten Atmung kommen.“ Den Kindern helfe in dieser Situation kalte, feuchte Luft, um die Atemwege abschwellen zu lassen und ihnen so die Atmung wieder zu erleichtern. Auch Vergiftungen gehörten zu den Notfallbildern, da kleine Kinder die Welt gern mit ihrem Mund erforschten. Hier komme es immer auf die Symptome an, ob eine lebensbedrohliche Situation vorliege oder nicht, sagt die Erste-Hilfe-Trainerin. Weitere Notfälle wie Verbrennung, Verbrühung, Wunden, allergische Reaktionen, Stürze auf den Kopf oder Insektenstiche müssten ebenfalls je nach Symptomen als Notfall oder lebensbedrohlicher Notfall eingeschätzt werden. „Hier gilt, wie schon erwähnt, immer wenn Bewusstsein oder Atmung stark beeinträchtigt sind, rufen Sie die 112!“ Wie man Kinder-Notfälle verhindern kann und was bei kleineren Malaisen zu tun ist, das findet sich auch in der Kindernotfall-App der Johanniter, die in Zusammenarbeit mit der Barmer entstanden ist und mittlerweile über 100.000-mal heruntergeladen wurde.

Fotos: Stefanie Djürken ©Johanniter Unfallhilfe e.V.,
©depositphotos: @herjua, @Tverdohlib.com

Erste Hilfe am Kind: Notfall-App parat?

Die Kindernotfall-App hilft für eine Vielzahl von Kinder-Notfällen, etwa mit professionellen Erste-Hilfe-Maßnahmen zum Auffrischen und Anwenden, wie gezielten Anleitungen für Herzdruckmassagen oder Wundversorgung. Ebenso beinhaltet die App eine Suchfunktion für Notfallambulanzen, Kinder- und Jugendärzt:innen oder Apotheken. Und es ist innerhalb der App zudem möglich, mit nur einem Klick direkt einen Notruf abzusetzen. Darüber hinaus bieten die Johanniter in regelmäßigen Abständen, „Erste-Hilfe-Kurse am Kind“ an. Hier werde dann etwa der „Heimlich-Handgriff“ an einem Übungsphantom trainiert oder auch die Seitenlage oder Herz-Lungen-Wiederbelebung trainiert. „In unseren Kursen gehen wir auf zahlreiche Situationen und Maßnahmen ein, die eine Erstversorgung von Kindern erfordern“, so die Fachdozentin für sanitätsdienstliche Schulungen Stefanie Djürken, „und besprechen anhand von Fallbeispielen das richtige Vorgehen.“

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