Tatütata

Notfallsanitäter Thomas Witzel über die Terminologie im Rettungswesen und andere Auffälligkeiten seiner Arbeit

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Es geht durch Mark und Bein. Besitzt eine spezielle Tonfolge, immer eine reine Quarte, die jedoch je nach Hersteller variiert. Und hat einen Frequenzbereich von 362 bis 547 Hertz: Die Rede ist vom Martinshorn mit seinem Tremolo-Effekt, landläufig auch Tatütata genannt. Um sich freie Bahn zu verschaffen, wenn Retter:innen im Einsatz sind, gibt es im Frequenzbereich 362 bis 483 Hertz das Landhorn und im Frequenzbereich 410 bis 547 Hertz das Stadthorn. Eingesetzt werde das Martinshorn immer dann, wenn ein Notfall eintritt, Eile geboten ist und es um Menschenleben geht, erklärt Notfallsanitäter Thomas Witzel von den Johannitern in Würzburg. Wie aber definiert sich ein Notfall? Der stellvertretende Leiter der Würzburger Rettungswache der Johanniter kann das genau beschreiben, wenn auch augenzwinkernd: „Etwas ist ab, was dran sein sollte. Etwas ist drin, was draußen sein sollte. Etwas lässt sich bewegen, was sich nicht bewegen sollte oder es bewegt sich gar nichts mehr!“ Der klassische Einsatz mit einem Rettungswagen (RTW) inklusive Besatzung von mindestens einem:einer Notfallsanitäter:in mit dreijähriger Ausbildung und einem:einer Rettungssanitäter:in (520-stündiger Schulung in Theorie und Praxis mit Abschlussprüfung) komme natürlich auch zur „Platzwunde am Kopf“, so Witzel. Aber damit könne man eigentlich auch selbst zu einem Arzt oder einer Ärztin oder in die Notaufnahme gehen.

Die Ressource „Berufsretter:in auf dem RTW“ mit einer mittleren Eintreffzeit von acht Minuten in Würzburg sei dem lebensbedrohlichen Notfall vorbehalten. Apropos lebensbedrohlich … beim Stichwort „leblose:r Patient:in“ oder „schwere Verletzungen“ werde automatisch der:die Notarzt:ärztin mitalarmiert, berichtet der Berufsretter. Die RTWs seien alle nach gleichem Standard ausgestattet, zudem gebe es für Würzburg noch einen Intensiv-­Krankentransportwagen, einen großen LKW, der nur für Intensiv-Verlegungen genutzt wird, dann noch kleine Krankenwagen, auf denen ein:e Rettungssanitäter:in mitfährt, der:die zum Beispiel Sauerstoff geben kann, und schlussendlich noch den Fahrdienst, der immobile Patient:innen von A nach B befördert. Einmal auf der Trage und „festgeschnallt“, gehe es dann ins nächstliegende geeignete Kran- kenhaus. In Würzburg steht hier die Uniklinik oder das Klinikum Würzburg Mitte mit seinen Häusern Juliusspital und Missio-Klinik zur Verfügung. Da es bei Schlaganfall oder Herzinfarkt schnell gehen muss, dürfen Berufsretter:innen mit ihren RTWs rote Ampeln überfahren und in zweiter Reihe parken, ebenso Notärzt:innen mit ihren Notarztwagen. Denn: Sie haben Sonder- und Wegerechte, die von der Straßenverkehrsordnung abweichen.

Und nicht nur dadurch fallen sie auf: Auch haben sie ihre eigene Sprache, eine Terminologie, mit der sich Außenstehende schwertun. Von der „Luftpumpe“ (Beatmungsgerät) und der „Schotterflechte“ (Schürfwunde) über die „Jackson-Milch“ (Propofol) und dem „ambulanten Röntgenbild“ (mobile Radarfalle) bis
hin zur „Empfängnisverhütung“ (das Ausschalten des mobilen Funks) haben die im Rettungsdienst Tätigen ihren eigenen „Slang“, der sie von anderen Sparten unterscheidet, jedoch auch untereinander eint … und Zusammenhalt ist immer wichtig, wenn Gefahr im Verzug ist!

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