Rasche Hilfe im Krisenfall

Neue Räume und neue Telefonnummer für die Würzburger Bahnhofsmission

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An diesem Nachmittag war eine Menge los in der Bahnhofsmission. Etliche Menschen wünschten einen Tee. Eine Frau musste ihren Kummer loswerden. Und dann ging die Türe auf und ein hocherregter Mann betrat die Einrichtung.

Er ließ sich einfach nicht beruhigen. Die Mitarbeiterin rief Einrichtungsleiter Michael Lindner-Jung an. Der war eine Minute später zur Stelle und deeskalierte die Situation.

Möglich war der rasche Einsatz dank neuer Räume für die Leitung der Bahnhofsmission.

In den vergangenen Jahren war die Geschäftsführung der Bahnhofsmission in der Würzburger Wallgasse untergebracht.

Dort, wo auch die Kurzzeitübernachtung und die Zentrale Beratungsstelle für Wohnungslose und Straffällige der Christophorus-Gesellschaft etabliert sind.

Im Zuge des Bahnhofsumbaus wurden nun Räume direkt über der Bahnhofsmission frei. Diese Räume stellte die Bahn der Einrichtung Ende vergangenen Jahres zur Verfügung.

Dass die Bahn die Bahnhofsmission so großzügig unterstützt, beruht auf der sehr engen Zusammenarbeit beider Institutionen. Immer wieder kontaktieren die Mitarbeiter von Bahnschutz oder Bundespolizei die Bahnhofsmission, wenn es Probleme mit Fahrgästen oder mit obdachlosen Menschen in der Bahnhofshalle gibt.

Kürzlich zum Beispiel entdeckte ein Schaffner kurz vor Würzburg, dass ein sichtlich verwirrter Senior ohne Ticket im Zug saß. Er konnte nicht äußern, wo er eingestiegen war. Und wusste nicht, wohin er eigentlich wollte. Am Würzburger Hauptbahnhof wurde der ältere Herr von der Bundespolizei in Empfang genommen.

„Wir wurden kontaktiert, weil klar war, dass der Mann in sozialen Schwierigkeiten steckt“, schildert Michael Lindner-Jung.

Gerade in Würzburg ist die Bahnhofsmission weithin bekannt dafür, dass sie sich um Menschen in Armut oder in psychosozialen Nöten kümmert.

Doch daneben nimmt sie sich auch Fahrgästen an, die aus unterschiedlichen Gründen in die Bredouille gerieten. So stellte eine Reisende kürzlich erschrocken fest, dass ihr Geldbeutel nicht mehr in der Manteltasche war. Hatte sie ihn verloren? Wurde er gestohlen?

Da war doch auch der Fahrschein drin! Wie sollte sie nun weiterkommen?

Sie wandte sich an die Bahnhofsmission, wo es gelang, die Heimfahrt für die Frau zu organisieren.

Viele Monate wurde ein Regensburger Domspatz begleitet, der regelmäßig von Hamburg nach Regensburg fuhr.

„Während er auf den Anschlusszug wartete, hielt er sich bei uns auf“, so Lindner-Jung.

Der zehnjährige Junge bekam einen Tee und wurde danach von einer Mitarbeiterin der Bahnhofmission zum Bahnsteig begleitet und in den richtigen Zug gesetzt.

Gerade weil die Aufgaben der Bahnhofsmission so vielfältig sind, müssen die 27 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer kontinuierlich geschult werden.

Auch dies ist durch die neuen Räume im Stockwerk über der Bahnhofsmission nun wesentlich besser möglich. Es gibt einen eigenen Konferenzraum, in dem sich die Teams besprechen können, in dem künftig Projekte mit den Besuchern der Bahnhofsmission vorbereitet und Schulungen angeboten werden.

Wie lässt sich das auf den ersten Blick absonderliche Verhalten eines Besuchers erklären?

Mit solchen Fragen setzten sich die Ehrenamtlichen bei den Schulungen auseinander. Um den Besucherinnen und Besuchern gerecht zu werden, müssen sie wissen, was Armut mit einem Menschen macht. Müssen sie zum Beispiel auch verstehen, warum Menschen in prekären Lebenssituationen häufig so misstrauisch sind.

Viele haben eine Kette negativer Erfahrungen hinter sich. Nicht wenige bekamen im Laufe der Zeit psychische Probleme. All dies wirkt sich auf ihr Verhalten aus.

Über 40.000 Mal wurde die Bahnhofsmission im vergangenen Jahr kontaktiert. Viele Menschen finden hier immer jemanden, der ihnen zuhört. Das kann vor Ort beim Besuch der Bahnhofsmission geschehen. Manchmal greifen die Klienten aber auch zum Telefon, weil sie sofort ein aufmunterndes Wort, ein offenes Ohr oder auch einen Rat benötigen.

Durch den Umzug der Leitung in die neuen Räume hat sich die Telefonnummer der Bahnhofsmission geändert.

Zu erreichen ist die Einrichtung ab sofort unter der Nummer 0931-7304 8800.

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