„Pflanze Hoffnung, teile Gutes“

Neue Demeter-Saatgutmischung aus der Saatgut-Werkstatt der SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth

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„Teile Gutes 21“ ist der diesjährige Schwerpunkt des Deutschen Down-Syndrom Info Centers. Zum Welt-Down-Syndrom-Tag am 21.März berichtet die SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth aus der Demeter-Saatgut-Werkstaat – dort wird auch Gutes geteilt.

Am 21. März ist Welt-Down-Syndrom-Tag. An diesem Tag finden weltweit unterschiedliche Aktionen statt, welche zur Inklusion von Menschen mit Down-Syndrom beitragen sollen. Der 21. März wurde dabei bewusst ausgewählt, da bei Menschen mit Down Syndrom das 21. Chromosom dreifach vorhanden ist und vieles in ihrem Leben beeinflusst.

In der SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth leben aktuell 31 Bewohner*innen mit Down-Syndrom. Sie arbeiten in den unterschiedlichsten Bereichen, der Gärtnerei/ Kräutergarten/ Saatgut, der Molkerei, der Landwirtschaft, in der Bäckerei/Konditorei, in der Holz-, Kerzen-, Metall- oder Textilwerkstatt/ Weberei, in der Dorfmeisterei, der Landschaftspflege, in der Schreinerei, im Café/ Hofladen oder der Hauswirtschaft. Jetzt im Frühjahr ist die Saatgut-Werkstatt besonders gefordert. Die Hohenrother Saatgut-Werkstatt wird biologisch-dynamisch bewirtschaftet und ist Demeter-zertifiziert. Zur Saatgutgewinnung werden Kräuter, Blumen und zwei- sowie mehrjährige Pflanzen angebaut. Anschließend werden die Samen in liebevolle selbstbemalte und handbeschriftete Tüten abgefüllt. Somit ist jedes Tütchen ein Unikat. Auch Stempel kommen teilweise zum Einsatz. Etwa 70 verschiedene Pflanzenarten werden zum Verkauf angeboten. Auch die Bingenheimer Saatgut AG wird von Hohenroth beliefert. Beim Vorbereiten der Samentüten für den Verkauf werden Fähigkeiten wie Schreiben, Malen, Genauigkeit und Geduld geübt. Die Betreuten, teilweise auch mit Down-Syndrom, werden hier gefördert und ihre Fähig- und Fertigkeiten gefestigt. Die Idee der neuen Saatgutmischung anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages entstand in der Saatgut-Werkstaat. „Pflanze Hoffnung“ meint dabei die Hoffnung auf Lockerungen in der Pandemiezeit nach den ersten Impfungen. „Teile Gutes“ bedeutet Nahrung für die Bienen, gut für die Umwelt und letztendlich erfreut die bunte Mischung auch den Betrachter. In der Saatgutmischung enthalten sind weißes Schleierkraut, Lanzenrittersporn, Mandelröschen, Ringelblumen und Sonnenblumen.

Heike Härtel, Arbeitsbereichsleiterin der Saatgut-Werkstaat, ist seit fünf Jahren in Hohenroth. Zu den Betreuten mit Trisomie 21 sagt sie: „Jeder meiner Bewohner mit Down-Syndrom ist ein Individuum. Gleich ist ihnen, dass sie alle neuen Menschen gegenüber sehr offen sind und ein sehr herzliches Wesen haben.“ Ihre Angst vor dem Krankheitsbild Trisomie 21 habe sie verloren, so Härtel. „Durch individuelle Förderung bereits in früher Kindheit ist so viel möglich. Ich merke, wer Unterstützungsmöglichkeiten zuhause hatte. Die geförderten Betreuten entwickeln mehr Fähigkeiten, sowohl kognitiv wie auch im motorischen Bereich,“ resümiert Härtel. Die Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen zu motivieren und förderliche Erfahrungsräume für ihre unterschiedlichen persönlichen Entwicklungen zu schaffen, sind wichtige Ziele der Einrichtung. Katharina Distler, tätig im pädagogischen Fachdienst, bestätigt die Eindrücke von Heike Härtel. „Menschen mit Down-Syndrom sind sehr empathisch, ihre hohe emotionale Schwingungsfähigkeit ist häufig höher als bei anderen Menschen. Sie können sich spontan und ehrlich freuen und das auch zeigen. Aber sie können auch schnell zutiefst traurig oder verletzt sein.“ Deshalb träfen die Corona-bedingten Beschränkungen diese Menschen besonders hart. Auch der erneute Ausfall des Kräutertags im Mai stimme viele traurig, so Distler.

Nina (51) berichtet zum Welt-Down-Syndrom-Tag von ihrem Alltag aus der Saatgut-Werkstatt der Dorfgemeinschaft in der sie tätig ist und der Auswirkungen der Pandemie. Nina hat Trisomie 21 und lebt in der SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth seit über 20 Jahren mit ihren Hauseltern und anderen Bewohner*innen mit kognitiver Einschränkung in einer Hausgemeinschaft.

Wie geht es Ihnen gerade, wie kommen Sie mit den Einschränkungen der Corona-Pandemie und dem Lock down zurecht? Mir geht es leider aktuell nicht gut in der Lock-Down Situation. Ich fühle mich sehr eingeschränkt in meiner Freizeitgestaltung. Mir fehlen viele der Angebote in der Dorfgemeinschaft, vor allem, dass der Musikunterricht ausfällt. Da gehe ich sonst sehr gerne regelmäßig hin.

Was stört Sie an der Situation momentan am allermeisten? Was nervt ganz besonders?
Der fehlende enge Kontakt zu meiner Chefin. Wir mögen alle die Heike. Das Abstandhalten gefällt mir nicht. Durch das Tragen der Maske kann ich das Lachen von Heike nicht mehr sehen. Wir nehmen uns auch oft einmal in den Arm, das ist leider nicht mehr möglich und fehlt mir sehr.

Was sind Lichtblicke, was bringt trotz allem Freude in der aktuellen Situation? Was macht Ihnen am meisten Spaß bei Ihrer Arbeit in der Saatgut-Werkstatt?
Die Aktion mit den neuen Saatguttütchen mit dem Regenbogen darauf gefällt mir. Ich male gerne. Den Regenbogen kann ich so schön bunt gestalten. Auch die Grußkarten gestalte ich. Und die anderen Tütchen bemale ich auch gerne. Dieser Teil meiner Arbeit bereitet mir Freude. Bei den gärtnerischen Tätigkeiten ist es besonders die Saatgut Ernte, welche ich gerne mache, auch topfen und pikieren. Bei zu kleinen Sachen, welche es zu pikieren gilt, streike ich auch manchmal.

Das Deutsche Down-Syndrom InfoCenter ruft anlässlich des WDST 2021 die Online-Aktion „Teile Gutes 21“ aus. Pflanzen Sie auch Blumen aus der Saatgutmischung – Pflanze Hoffnung, teile Gutes?
Meine Hausmutter hat schon einmal eine Saatgut-Kugel im Garten gesät. Gerne würden wir auch diese Mischung säen, wenn wir die Zeit finden, diese zu pflegen.

Die Saatgutmischung „Pflanze Hoffnung, teile Gutes“ ist im Dorfladen der SOS-Dorfgemeinschaft erhältlich oder online bestellbar. Der Erlös der verkauften Produkte der Saatgut-Werkstatt trägt zum Erhalt der Dorfgemeinschaft bei.

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