„Die Umweltstation der Stadt Würzburg glänzt mit einem wegweisenden Neubau. Mit dem bayernweit erstmaligen Einsatz von Recycling-Beton an einem öffentlichen Gebäude übernimmt sie wieder einmal eine Vorreiterrolle. Der Einsatz von Recycling-Beton schützt unsere wertvollen Ressourcen. Die neue Eisspeicherheizung spart Energie und schützt das Klima. Die Umweltstation zeigt, wie moderne Architektur mit nachhaltigem Umweltschutz vereint werden kann. Dieser umwelttechnische Fortschritt freut mich als Architekt und Umweltminister ganz besonders“, würdigte der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber den Abschluss eines Vorzeigeprojekts.
Zur Eröffnung des elliptischen Neubaus am Nigglweg konnten Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Umweltreferent Wolfgang Kleiner und Hausherrin Anja Knieper rund 250 Festgäste begrüßen. Viele waren von weit angereist wie Prof Dr. Angelika Mettke von der Brandenburger Technischen Universität in Cottbus. Andere Projektpartner wie das Bayerische Zentrum für angewandte Energieforschung – vertreten durch Dr. Hans-Peter Ebert – kamen wiederum aus der Nachbarschaft. Dies belegt zweierlei: die innovative Umweltstation hat Stahlkraft über Nordbayern hinaus und einen idealen Standort mit einem gewachsenem und hochkompetenten Netzwerk in Würzburg. Das ZAE Bayern führte beispielsweise im Rahmen eines durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekts umfangreiche Lebenszyklusanalysen (Life Cycle Assessment) durch. Dabei wurden die emissionsbedingten Umwelteinwirkungen und der Ressourcenverbrauch (Primärenergie) für die Konstruktion und den Energieverbrauch über eine Lebensdauer von 50 Jahren betrachtet. Dies bedeutet für die Baumaterialien eine energetische Bewertung von der Herstellung bis zum Recycling.
Schuchardt ging in seiner Rede neben den Innovationen am Bau auf den täglichen Nutzen dieser Beratungsinstitution ein: „Das Vermitteln von Wissen aus dem gesamten Umweltbereich hat sich unsere Umweltstation schon seit rund 30 Jahren zur Aufgabe gemacht. Tausende Kindergartenkinder, Schülerinnen und Schüler werden dieses Gebäude mit Leben füllen. Aber auch unzählige erwachsene Besucher werden zu Vorträgen, Diskussionsrunden, Workshops oder Ausstel-lungen erwartet. Die Umweltstation ist damit eine Werbeagentur für Umweltpolitik in die Region hinein. Für die gesamte Bürgerschaft steht eine Anlaufstelle beim aktuell und im 21. Jahrhundert sicherlich bedeutungsvollsten Thema zur Verfügung. Umweltpolitik bewegt die Welt und die Welt muss sich bewegen.“
Der barrierefreie Ausbau, multifunktional nutzbare Räume, sowie die harmonischen Übergänge zwischen Gebäude und der Außenanlage Bastion ermögliche laut Schuchardt fast jedes Veranstaltungsformat. Bereits am 24. und 25. Mai dürften an einem Wochenende mit Fair-Trade-Festival und einem Tag der Offenen Tür viele Register gezogen werden. Große Glasflächen bringen Licht ins Innere des Gebäu-des, indem auch ein Baum Wurzeln schlägt. Schlanke Holzstäbe sind neben den Betonwänden optisch prägend und ebenfalls ein verbindendendes Element zur grünen Umgebung. Architekt Franz Balda erläuterte das Konzept des zweistöckigen Gebäudes, das aufgrund der Topographie aus vielen Blickwinkeln nicht die Höhenwirkung entfacht, die man am Haupteingang wahrnimmt. „In zwei Jahren Bauzeit (Hochbau) entstand mit 30 involvierten Firmen ein echter Prototyp. Dank des Bauherrn nicht die erstbeste, sondern die beste Lösung“, gab der Architekt das große Lob zurück, dass er zuvor von vielen Seiten erfahren hatte.
Umweltreferent Wolfgang Kleiner erinnerte an die lange Vorgeschichte, die wenn man bei den Plänen für die erste Umweltstation beginnt, bereits in die Mitte der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts zurückreicht. Damals entschloss sich die Stadt erstmals zur Bewerbung für eine Landesgartenschau. Was dann nach knapp 30 Jahren folgte war zunächst eine Diskussion um den Erhalt des Torwächterhäus-chens, der aufgrund massiver Baumängel jedoch unwirtschaftlich gewesen wäre. Vor dem vom Stadtrat beschlossenen Architektenwettbewerb für einen Neubau hätte laut Kleiner wirklich jeder auf einen reinen Holzbau gesetzt. Dass es schließlich anders kam, konnte nun die Festgemeinde im größten Saal zwischen Glasfronten, Eichenparkett, Sichbetondecke und Weißtanne-Elementen an den Wänden bewundern. Der Referent machte deutlich, dass er mit dem Ergebnis rundum zufrieden ist und eines der wichtigsten Projekte in seinem Ressort nun abgeschlossen wurde: „Man eröffnet nicht jeden Tag ein solches Gebäude. Es wird helfen einen Bildungsauftrag zu erfüllen, der einst in Würzburg neu definiert wurde.“
Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die den rund 4,6 Millionen-Euro teuren Bau fachlich und finanziell mit 335.000 Euro förderte, betonte ebenfalls diesen Aspekt der Pionierrolle: „Als Würzburg 1990 ein Umweltinformationszentrum errichtete, legte die Stadt den Grundstein für ein landesweites Konzept von Umweltstationen – Muster für heute rund 60 anerkannte
Umweltstationen in ganz Bayern. 2019 ist Würzburg mit der neuen Umweltstation erneut Vorreiter: Für das Nutzen zukunftsweisender Energietechnik, für das Nutzen innovativer Baumaterialien wie etwa
Recycling-Beton. Dieses schöne Umsetzungsbeispiel kann in der Informations- und Bildungsarbeit der Umweltstation hervorragend genutzt werden. So wird die Umweltstation auch unter funktionalen Gesichtspunkten den Anforderungen einer modernen Umweltbildungseinrichtung vollauf gerecht.“
Nicht nur die Umweltstation, mit einer nun mehr als doppelt so großen Nutzfläche, ist gut eingebettet in eine Grünanlage, die einen prächtigen Panoramablick ermöglicht, am 12. Mai war insgesamt ein Feiertag auf der Achse vom Nigglweg, wo derzeit auch das neue Nautiland entsteht, bis zur Festung Marienberg. Bei der Eröffnung sorgten die Musiker von ARU und die Tanzgruppe LEAL für Stimmung. Vor den geöffneten Pforten des Neubaus informierte der EuropaBus im Vorfeld der kontinentalen Stimmabgabe und auf dem Gelände der Landesgartenschau von 1990 tummelten sich die Besucher beim Frühling International, wo dann auch die Festgäste der Umweltstation Snacks aus aller Welt probieren konnten. Auch hier setzt man seit Jahren auf Nachhaltigkeit und verzichtet auf Einweggeschirr.