Naturschutz & Selbstversorgung

Die SoLaWi Schweinfurt verteilt das Ackern auf viele Schultern

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So langsam beginnt er wieder zu kitzeln, der grüne Daumen von Erich Morgenstern und weiteren Aktiven. Der passionierte Hobby-Gärtner kann den Start der neuen Freiluftsaison kaum erwarten. Dann geht es wieder verstärkt los mit dem Hacken, Säen und Ernten. Doch dies findet hier nicht im heimischen Garten statt, sondern auf einer großen landwirtschaftlichen Nutzfläche in Bergrheinfeld. Gemeinsam bauen dort die Mitglieder:innen der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi e.V.) Gemüse, Salate und Kräuter an. Eine bunte Gemeinschaft kommt zu Ackersamstagen zusammen, bewirtschaftet die Felder, rückt dem Unkraut zu Leibe und genießt das gemeinsame Mittagessen und das schöne Gefühl, die Produkte für den eigenen Bedarf selbst anzubauen. Im März 2019 konnten die SoLaWi-Mitglieder:innen zum ersten Mal ernten. Seitdem erfolgt die Verteilung nach ‚Ernteteilen‘. Jedes Mitglied entscheidet selbst, wie groß der Ernteteil sein soll, der jede Woche geliefert wird. Es gibt große und kleine Anteile, insgesamt sind es 99. Verteilt wird über neun Verteilungsstellen im Landkreis und in der Stadt Schweinfurt. Dort kann dienstags und freitags frisches Gemüse abgeholt werden. Gerade im Sommer sind die Körbe randvoll. Auch ausgefallenere Sorten landen im Kochtopf. Im Laufe der Jahre hat das Team rund um die fest angestellten Gärtner viele Dinge ausprobiert: die unterschiedlichsten Tomatensorten wurden getestet und von den SoLaWi-Mitglieder:innen bewertet, Gemüse wir Mangold, Edamame oder Bittersalat angesät. „Unsere SoLaWi lebt von den Mitarbeitenden und wir freuen uns über jeden, der sich mit Produkten aus dem ‚eignen Garten‘ versorgen möchte“, stellt Vorstand Erich Morgenstern fest. Er erinnert sich gerne an ein Gespräch mit einer Ernteteilerin aus dem letzten Jahr: „Sie hatte immer Probleme mit ihrem Eisenwert. Seitdem sie Ernteteilerin ist, hat sich das Problem erledigt. Sie kocht viel mehr, weil das Obst und Gemüse da ist und ruft: Ich möchte verbraucht werden.“ Die Arbeit auf dem Acker ist freiwillig, niemand muss mithelfen, auch der reine Bezug der Produkte ist möglich. Und dennoch ist die Ackergemeinschaft das, was die SoLaWi auszeichnet. „Es macht Spaß, gemeinsam in der Natur zu arbeiten. Unser Motto ist: einfach kommen und mitmachen“, betont Morgenstern. Auf das Erreichte ist er sichtlich stolz „SoLaWi bedeutet für uns die Verbindung von Naturschutz und Selbstversorgung. Dies geht weit über den reinen Anbau hinaus. Durch eine Kooperation gibt es das Solidarische Natur Huhn (SoNaHuhn), das Eier liefert. Wir wollen wieder ein Imkerteam aufbauen, haben eine eigene Pflanzenanzucht. Ein Team pflegt nach einem Schnittkurs Streuobstwiesen für Obst und Apfelsaft. Seit 2023 bildet die SoLaWi eine Gemüsegärtnerin aus – als einzige im Landkreis. Und bei allem erreichen wir biologische Vielfalt und bilden einen humusreichen Boden, der Wasser und CO2 speichert.“ Es ist viel los auf der „Fläche“, wie das Stück Land von den SoLaWi-Mitglieder:innern liebevoll genannt wird. Zum Tag der offenen Gartentür im letzten Mai kamen 700 Besucher. „Genau das macht die SoLaWi aus“, bestätigt Morgenstern. „Wir wollen Menschen dafür begeistern, das eigene Gemüse anzubauen und Gemeinschaft neu zu erleben.“ Wie gut das gelingt, zeigt sich jedem, der an einem Ackertag einfach mal vorbeikommt in Bergrheinfeld.

Fotos: ©Rainer Schuler, depositphotos.com: @IgorBorodin, @IgorBorodin,
@NewAfrica, @Smileus, @mythja, @AndrewLozovyi, @akiyoko74, 

 

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