Der frühere deutsche Bundespräsident Gustav Heinemann sagte: „Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte“. Aus dieser Motivation heraus haben sich das Krankenhaus Juliusspital und die Missionsärztliche Klinik (Missio) in Würzburg an den Tisch gesetzt und Möglichkeiten ausgelotet, wie sie gemeinsam dem Ökonomisierungstrend im Gesundheitswesen trotzen und, dem Geist ihrer Häuser verpflichtet, sich „Menschlichkeit und Empathie“ im Umgang mit ihren Patienten weiterhin leisten können.
„Wir wollten nicht so lange warten, dass wir aus finanziellen Nöten heraus eine Entscheidung treffen müssen“, erklärt der Oberpflegeamtsdirektor des Juliusspitals Walter Herberth den Grund für intensive Kooperationsgespräche (16 Sitzungen) über zwei Jahre hinweg.
„Der Zusammenschluss ist auch kein „Trick“, um Arbeitsplätze abzubauen“, versichert Prof. Dr. August Stich, 1. Vorsitzender des Missionsärztlichen Instituts, sondern eine auf Zukunft angelegte, wohlüberlegte Maßnahme, um sich bei dem kalten Wind, der im Gesundheitssystem weht, keine Lungenentzündung zu holen. „Sie sind hier Zeuge von etwas, das wirklich gut ist“, betont Stich vor Journalisten bei der ersten Pressekonferenz über den vereinbarten Zusammenschluss von Krankenhaus Juliusspital und Missio zum „Klinikum Würzburg Mitte“.
Am 1. Januar 2017 wird das neue Schiff seine Fahrt aufnehmen mit zwei Kapitänen am Ruder: Vom neuen Trägerverein des Klinikums Würzburg Mitte wurden die bisherigen Klinikleiter Wolfgang Popp (Krankenhaus Juliusspital) und Volker Sauer (Missionsärztliche Klinik) zu den Geschäftsführern des neuen Klinikums bestellt.
Die Anteile der neuen gemeinnützigen Krankenhaus GmbH (gGmbH) halten die Stiftung Juliusspital zu 60 Prozent, das Missionsärztliche Institut zu 32 Prozent, und der Verein „Kinderklinik am Mönchberg“ zu acht Prozent. Ausschlaggebend für die Aufteilung war eine Unternehmensbewertung beider Kliniken, der Stiftungsaspekt des Juliusspitals und die Tatsache, wer welche Finanzmittel einbringt.
Das neue „Klinikum Würzburg Mitte“ vereint zwei Traditionshäuser (400 Jahre Juliusspital, 100 Jahre Missionsärztliche Klink und 100 Jahre „Kinderklink am Mönchberg“), die sich dem christlich-caritativen Gedanken verschrieben haben. Praktizierte Menschlichkeit und Empathie abseits von Apparatemedizin und Fallpauschalen sind im Leitbild und Selbstverständnis dieser Häuser angelegt – bei Julius Echter sogar auf Ewigkeit!
„Vorsorge geschehen zu lassen, wie es die Zeit erfordert“ (Julius Echter), „da zu sein für die sozial Entrechteten“ (Missionsärztliche Klinik) und „zum Wohle der Kinder genesungsfördernde Maßnahmen zu ergreifen, die die Gesellschaft nicht deckt“ („Kinderklinik am Mönchberg“) zitiert August Stich aus den „Statuten“ der drei neuen Gesellschafter der gGmbH und formuliert gleichzeitig das Leitbild des zukünftigen „Klinikums Würzburg Mitte“ mit rund 660 Betten, fast 2000 Mitarbeitern und rund 120 Millionen Umsatz im Jahr.
Was ändert sich jetzt konkret ab 1. Januar 2017 für die Patienten? „Nichts!“, sagt Juliusspital Krankenhausleiter Wolfgang Popp. Wo Juliusspital oder Missionsärztliche Klinik draufsteht, ist auch weiterhin „Juliusspital“ oder „Missio“ drin. Auch für die Zuweiser, sprich behandelnden Ärzte, ändere sich nichts.
Das Endoprothetik-Zentrum von Juliusspital und Missio, das es seit 1. Januar 2016 gibt, war „ein Versuchsballon“. Hier „ko-operieren“ bereits die Unfallchirurgien beider Häuser miteinander. Dies soll nun auch für andere Abteilungen geprüft werden…!
„Stärken stärken ist das Motto“, betont Prof. Stich und plädiert für Spezialisierung in einzelnen Bereichen. Kein „Gerangel“ gäbe es bei Fakultäten wie der Gynäkologie im Missio, der Neurologie im Juliusspital oder der Kinderklinik am Mönchberg, die jeweils Alleinstellungsmerkmal besitzen. Aber auch andere Disziplinen bräuchten sich keine Sorgen machen, dass sie „wegrationalisiert“ würden, im Gegenteil: Durch frei gewordene Kapazitäten in der ein oder anderen Klinik sollen neue Angebote entstehen – beispielsweise ein neuer Bereich „Altersmedizin“ – so August Stich.
„Es wird keinen Personalabbau geben, versichert auch Volker Sauer, Geschäftsführer der Missionsärztlichen Klinik. Im Gegenteil, das, was auf uns zukomme, können wir nur mit genügend Personal schultern. „Die „Mit-Arbeiter“ sind unser höchstes Gut!“
So ist der Plan… Wie es sich entwickelt, wird die Zeit weisen.
Das unterschreiben auch Walter Herberth und August Stich: Das Zusammenwachsen wird Zeit brauchen, wahrscheinlich Jahre – die damit verbundenen Veränderungen auch. Dass man sich diese Zeit aber leisten könne, auch dafür sei das neue „Klinikum Würzburg Mitte“ gut!