Lernen „heutig“ zu sein

Achtsamkeitstrainerin Bettina Apel über das Gewahrwerden als ersten Schritt hin zu Veränderung

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„Durch Achtsamkeit, Bewusstsein erlangen, darum geht es. Denn nur, wenn ich mir einer Sache bewusst bin, kann ich etwas verändern“, sagt Achtsamkeitslehrerin Bettina Apel. Foto: privat

„Mein Mann hat mich einmal gefragt: Liebst du dich? Ich fand die Frage damals doof und konnte sie auch nicht beantworten. Heute kann ich sagen: Ja, ich liebe mich“, erzählt Achtsamkeitstrainerin und systemische Therapeutin, Bettina Apel aus Würzburg, von ihrer Zeit, bevor sie Yoga und Achtsamkeitstraining für sich entdeckt hatte.

Das Tempo unserer Zeit macht die Meisten von uns zu „Besinnungslosen“, die beim Multitasking vergessen haben, sich selbst auf die „To-do-Liste“ zu setzen. Sich wieder gewahr werden, sei die Aufgabe unserer Zeit, so die 45-jährige Yogalehrerin. Das sei ein Prozess, „heutig“ zu sein im Hier und Jetzt, der
gehe nicht von heute auf morgen. Aber was bedeutet das, und wie schafft man diese Hürde täglich aufs Neue?

„Mit Geduld und kleinen Schritten, die man stetig wiederholt und so in den Alltag implementiert“, rät Apel. Der deutsche Dichter Georg Oetzen hat einmal gesagt: „Wenn du vielleicht auch nur ganz kleines dem Kleinen hinzufügst, aber du tust dies oft, wird bald auch Selbiges groß sein.“ Wie recht er hatte, wissen alle, die bereits Erfahrungen mit Acht- samkeitstraining gemacht haben. Hier geht es genau darum: Sich Dinge be- wusst zu machen, die unbewusst immer wieder ablaufen. „Denn nur, wenn ich
mir bewusst bin, was ist, wo etwas im Argen liegt, kann ich etwas verändern“, sagt die charismatische junge Frau, die bei Dr. Matthias Ennenbach in Berlin in seinem Institut für Buddhistische Psychotherapie Achtsame Selbststeuerung (ASST®) gelernt hat.

Achtsamkeit sei ein Vorgang des Bewusstwerdens, so Bettina Apel. Darum gehe es! Ja, und wie schafft man das? Atmen! „Atmen muss ich so- wieso, dann kann ich es auch bewusst tun“, sagt die Yogini (was vom Saskrit ins Deutsche übersetzt „Zauberin“ heißt). Mit bewusstem Atmen verschaffe man sich in stressigen Zeiten Mikro-Pausen, kleine Fluchten, die großes Bewirken, nämlich das Bewusstwerden dessen, was gerade ist. Apropos – „was gerade ist“. Bettina Apel sagt: „Alles was ist, beginnt, verweilt und endet“.

Das ist ein Mantra, das sich vor allem Menschen, die gerne Grübeln und sich so in einer Endlosschleife von Gedanken verfangen, vergegenwärtigen soll- ten. Um etwas anzuschauen, müsse man in eine Situation hineingehen, richtig. Aber, um etwas langfristig verändern zu können, müsse man auch wieder hinausgehen. Im Wesentlichen geht es um inneren Abstand, um eine Situation aus einem neuen Blickwickel zu betrachten. Das allein sei schon Veränderung.

„Denn nur aus der Distanz ist der Blick ungetrübt“, weiß die Heilpraktikerin für Psychotherapie. Auch könne man so lernen, womit man in Resonanz gehen möchte und womit nicht. Bereits mit zwei bis fünf Minuten Training am Tag (morgens und abends), könne man hier in zwei bis acht Wochen eine Veränderung spüren, betont Apel. Ziel von ASST® ist es, Selbstwirksamkeit herzustellen, die unabhängig ist von äußeren Einflüssen, ebenso Optimismus, erhöhte Konzentration und Gedächtnisleistung sowie Leichtigkeit, Lebensfreude, Gelassenheit und Souveränität.

Und zwar mit kleinen Schritten im Hier und Jetzt. Deshalb achte gut auf diesen Tag – er ist das Leben!

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