Leicht schräg, aber erholsam

Ausgeruht aufwachen hängt an Vielem: Schlafberater Gerhard Ankenbrand über Faktoren, die den Schlaf stören

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„Der Schlaf ist doch die köstlichste Erfindung“, schwärmte der deutsche Dichter Heinrich Heine. Wohl dem, der ihn findet. Denn wie das Statistische Bundesamt (Destatis)¹ mitteilt, wurden in Deutschland allein im Jahr 2019 in mehr als 100.000 Fällen Patient:innen mit der Diagnose „Schlafstörungen“ stationär behandelt, wobei die Dunkelziffer der nicht in Behandlung befindlichen vielfach höher liegt. Schlafberater Gerhard Ankenbrand aus Bad Brückenau hat gesunden Schlaf zu seiner Passion gemacht. Er ist überzeugt, wer die wichtigen Dinge beachtet, der findet auch das, was Körper und Geist so dringend brauchen. Dem Experten zufolge gebe es eine Vielzahl von Faktoren, die unseren Schlaf negativ beeinflussen. Angefangen bei der Raumluft, über Hygiene und Schadstoffe, Licht, Stress, Temperatur, Elektrosmog bis hin zu Baumaterialen. Die Liste ist noch deutlich länger. Er rät daher grundsätzlich: „Der Schlafraum sollte ausschließlich auf Schlaf und Regeneration ausgerichtet sein.

Wer im Schlafzimmer fernsieht, im Internet surft, telefoniert und arbeitet, konditioniert sich nicht auf Ruhe und Entspannung.“ Das Augenmerk sollte seiner Ansicht nach in erster Linie auf Schlafplatz und Bett liegen. „Eine orthopädisch sinnvolle Schlafunterlage muss den Körper – bei jedem Gewicht – in jeder Lage optimal tragen und der Wirbelsäule die anatomisch richtige Lage erlauben.“ Um eine „harmonische Atmosphäre“ im Schlafraum herzustellen, sei außerdem „ein lebensfreundliches Schlafambiente aus naturbelassenen, metallfreien und möglichst schadstoffarmen Materialien“ vonnöten. Voraussetzung für einen erholsamen Schlaf biete etwa ein Bettsystem, das sich an die individuellen körperlichen Bedingungen anpasst. Dazu gehöre, so Ankenbrand, eine zertifizierte Naturkautschuk-Matratze, die die Wirbelsäule in ihrer natürlichen Form lagert, und zwar druckfrei. „Das Zusammenspiel von ergonomischen Liegesystemen, Matratze und Kissen ist entscheidend. Die noch vielfach genutzten 0815-Lattenroste bieten keinen ergonomischen Nutzen. Nur wenn die Wirbelsäule auch in der Halsmuskel-, Schulter- und Kopfpartie korrekt gelagert wird, ist erholsamer Schlaf möglich.“ Wichtig zu wissen: Ungeeignete Kissen und zu feste Matratzen würden zu Problemen in Schulter und Hals führen. „Die Halsmuskeln und HWS- Bandscheiben werden überlastet und der Druck auf den Kopf wird zu groß.“

Kopfkissen und Zudecke sollten ebenfalls passen. „Für das wechselnde Jahreszeiten-Klima hat sich die schadstofffreie, bioaktive Schurwolle als Füllmaterial bewährt“, erklärt der Schlafberater. „Schafschurwolle zählt neben Leinen zu den ältesten Natur-Materialien. Schurwolle kann bis zu 33 Prozent ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen. Die einzelne Faser bleibt dabei trocken, so dass sich Wolle nie feucht oder klamm anfühlt.“ Ebenfalls gerade für Allergiker:innen bewährt, habe sich Tencel (aus dem Rohstoff Holz). „Es ist luftig weich, anschmiegsam und angenehm bei allen Temperaturen.“ Die Feuchtigkeitsaufnahme betrage bis zu 25 Prozent des Eigengewichts. Zudem gebe es kaum eine Bindung von Geruchs- und Staubpartikeln. „Das Material ist waschbar bis zu 60 Grad“. Und das Bett selbst? „Regionales und FSC-zertifiziertes Holz bietet die besten Voraussetzungen für eine unbelastete, schadstofffreie Schlafplatz-Einrichtung.“ Es nehme die Luftfeuchtigkeit auf, speichere Wasser und gebe es wieder an die Raumluft ab. „Es ist ebenso in der Lage, Schad- und Geruchsstoffe aus der Luft zu filtern und statische Aufladungen der Raumluft zu vermeiden.“ Besonders geeignet sei auf Grund seiner besonderen Eigenschaften die Zirbelkiefer. Um am Ende den optimalsten Schlafplatz zu gestalten, sollte dann nur noch ein Aspekt Berücksichtigung finden: das Schräg-Schlafen (Liegeposition mit dem Kopf von 3,5 bis 5,5 Grad über dem Herzen).

„Die Liste der Vorteile ist lang“, sagt Ankenbrand und nennt mit Bezug auf die Forschungsarbeit von Professor Karl Hecht². Besserungen bei Sodbrennen, Reflux, nächtlichem Harndrang, Prostata-Beschwerden, Migräne, Kopfschmerzen, Blutniederdruck (Hypotonie), Bluthochdruck (Hypertonie), Herz- Kreislauf-Beschwerden, Schlafapnoe oder verstopften Nasenhöhlen. Wenn durch die leicht schräge Schlafposition weniger Blut ins Gehirn fließt, würde auch der Hirndruck reduziert.

Quellen:
¹https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2021/PD21_12_p002.html,
²https://www.zemgmbh.ch/downloads/Schr%C3%A4gSchlafen_Apnoe_160125.pdf

Gerhard Ankenbrand: Wer besser schläft hat mehr vom Leben, Wohngesund, Gerhard Ankenbrand Eigenverlag, Bad Brückenau 2017, Preis: 9,50 Euro, www.wohn-gesund.com

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