Klinikschoppen

Neues Format macht darauf aufmerksam, dass Krankenhauspolitik Reformen braucht

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Beim ersten Klinikschoppen stellten Vertreter von zwölf unterfränkischen Krankenhäusern unter öffentlich-rechtlicher und frei-gemeinnütziger Trägerschaft den Entwurf einer Erklärung zur Krankenhaus-Politik für die Region vor. Zentrale Punkte darin: eine bessere Finanzierung der Kliniken, die Reformierung des DRG-Systems, die Verortung der Notfallversorgung im jeweiligen Krankenhaus und Maßnahmen gegen den Personalmangel aller Orten. Foto: ©depositphotos.com/ @AndrewLozovyi

Regelmäßig tauschen sich zwölf Verantwortliche unterfränkischer Krankenhäuser unter öffentlich-rechtlicher und frei-gemeinnütziger Trägerschaft der Regionen Würzburg und Main-Rhön beim Klinik- Stammtisch über krankenhausspezifische Themen aus. Nun hoben die Geschäftsführer ein neues Format aus der Taufe. „Mit dem ‚Klinikschoppen‘, der mehr sein soll als ein Stammtisch-Treffen, wollen wir unseren Häusern eine Stimme geben“, erklärt Juliusspital-Chef Walter Herbert.

Ziel sei es, durch das Gespräch mit Politik, Verwaltung und Krankenkassen Veränderungen zu bewirken. Hier in der Region, direkt vor Ort. „Wir haben gezeigt, dass wir die wichtige Versorgung für die Bevölkerung leisten und mit Ausnahmesituationen umgehen können“, sagt Jürgen Winter, Geschäftsführer des Leopoldina-Krankenhauses in Schweinfurt. Zeit also, in die Offensive zu gehen. „Wir vertreten Häuser unterschiedlicher Größe und Aufgaben, vom Grund- bis zum Maximalversorger, und möchten aufzeigen, welche Veränderungen geboten sind, um die Krankenhaussituation zukunftsfähig zu gestalten“, erklärt Karsten Eck, Krankenhausdirektor des König-Ludwig-Hauses in Würzburg.

Konkret benennen die Klinikchefs vier Punkte, an denen das System aus ihrer Sicht krankt: die Finanzierung der Krankenhäuser, die in der Krise kaum die Kosten habe decken können. Aber auch den Personalmangel, die Rolle der privaten Träger und den Einfluss der Krankenkassen. Dazu haben die Klinikchefs ein Strukturpapier entwickelt, das für sie nicht Forderung, sondern Diskussionsgrundlage ist, um Menschen und auch Entscheider zu sensibilisieren.

Beim „Klinikschoppen“ wolle man Schwierigkeiten greifbar machen und lokale Entscheidungsträger direkt ansprechen, erklären sie. „Was kann und will sich die Gesellschaft an stationärer Versorgung leisten – gerade in der Fläche“, fragt Prof. Dr. Alexander Schraml (Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg und Geschäftsführer der Main- Klinik Ochsenfurt).

Die Kliniken dringen unter anderem darauf, dass Investitionen vollständig refinanziert werden und das Fallpauschalen-System reformiert wird. „Das 2003 eingeführte DRG-System (Diagnosis Related Groups) ist ein Hamsterrad, das immer schneller läuft, Zeit für Menschen gibt es dabei nicht“, sagt Herberth. „Das Lob, das die Pflege in den vergangenen Monaten erhielt, muss jetzt auch umgesetzt werden in der täglichen Krankenhauspolitik – und es muss finanziert werden. Der Applaus wird schnell verhallen.“

Notfallversorgung: Auch hier hake es bei Finanzierung und Zuständigkeit. Die geplanten integrierten Notfallzentren sollen unter Leitung der Kassenärztlichen Vereinigungen stehen, doch keine Klinik will die Hoheit im eigenen Haus aus der Hand geben. „Wir sind der Meinung, wir können das besser“, sagt Winter. Ebenso deutlich ist die Kritik an der Rolle der privat getragenen Krankenhäuser in der Corona-Pandemie. Intensivbetten seien dort beispielsweise nur zögerlich freigehalten worden, heißt es in der Runde.

Generell habe die Krise den großen wirtschaftlichen Druck auf Kliniken offenbart, sagt Jürgen Winter. „Bisheriges fortzuschreiben ist jetzt keine Lösung.“ Es gibt also Diskussionsbedarf. Die Klinikchefs bieten mit dem Klinikschoppen dazu ein Format an, in dem sie in den kommenden Monaten mit Menschen sprechen wollen, denn „Die Krankenhäuser der Regionen Würzburg und Main-Rhön stehen mit ihren Mitarbeitern 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr für das Versprechen einer leistungsfähigen und wohnortnahen Gesundheitsversorgung der Menschen in der Region.“

Beim ersten Klinikschoppen stellten Vertreter von zwölf unterfränkischen Krankenhäusern unter öffentlich-rechtlicher und frei-gemeinnütziger Trägerschaft den Entwurf einer Erklärung zur Krankenhaus-Politik für die Region vor.

Zentrale Punkte darin: eine bessere Finanzierung der Kliniken, die Reformierung des DRG-Systems, die Verortung der Notfallversorgung im jeweiligen Krankenhaus und Maßnahmen gegen den Personalmangel aller Orten.

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