Im Blick den wachsenden Organismus

Was macht einen Kinderorthopäden aus? Lebenslinie fragt nach bei Professor Peter Raab

0

„Ein Kind ist kein kleiner Erwachsener“, sagt Professor Peter Raab. Der Kinderorthopäde behandelt seit Jahrzehnten heranwachsende, junge Patient:innen. Er begleitet sie oft bis hin zum Erwachsenenalter und bildet auch junge Arzt-Kolleg:innen in dieser heute sehr spezialisierten medizinischen Disziplin der Kinderorthopädie aus. Professor Raab ist Stellvertretender Ärztlicher Direktor und Leitender Arzt für Kinderorthopädie, Wirbelsäulenorthopädie und Neuroorthopädie der Orthopädischen Klinik König-Ludwig-Haus in Würzburg. Der Mediziner ist zudem Landesarzt für Körperbehinderte für die Regierungsbezirke Unterfranken und Oberfranken. Die Orthopädische Klinik hat Tradition in der Domstadt, so feierte man 2016 das 100-jährige Jubiläum der Klinik.

Prof. Raab ©Elmar Behringer

Auch Kinder seien schon immer hier behandelt worden, so Raab. Allerdings habe man früher Krankheitsbilder vorwiegend konservativ behandelt. Mit dem Aufkommen neuer Narkose- und Operationsmethoden wurde auch der operative Bereich der Kinderorthopädie ausgebaut und zu einem hoch spezialisierten medizinischen Bereich entwickelt. Das König-Ludwig-Haus trägt seinen Namen nach dem letzten bayerischen König Ludwig III. und wurde 1916 seiner Bestimmung übergeben. Die Geschichte der Würzburger Orthopädie reicht weit in das 19. Jahrhundert zurück und gibt durch das Wirken außergewöhnlicher Männer der Charakterisierung Würzburgs als „Wiege der deutschen Orthopädie“, so der geschichtliche Rückblick der Klinik. Für Kinderorthopäden gelte es im Besonderen zu erkennen, ob ein Zustand bei einem Kind krankhaft ist oder noch dem Normbereich im Zusammenhang mit den typischen Wachstumsphasen zugerechnet werden kann. Nicht gleich jede Fuß- oder Beinfehlstellung eines Kindes müsse Eltern Sorgen bereiten, wie ein häufiger Knick-Senkfuß oder beispielsweise eine O- oder X-Bein-Stellung, so der Experte.

Neben korrekturbedürftigen Fehlstellungen diagnostiziert und behandelt ein Kinderorthopäde aktuell verstärkt auftretende Haltungs- und Überlastungsschäden, Fehlbildungen, Verletzungen und Tumore des Bewegungsapparates, aber auch die funktionellen und strukturellen Störungen etwa bei Körperbehinderungen. Jährlich finden in der Würzburger Kinderorthopädie rund 200 Operationen statt. Neben dem Operationsbetrieb gibt es in der Klinik im Würzburger Frauenland wöchentlich eine sogenannte Kindersprechstunde in der zeitweise bis zu 50 Kinder und Jugendliche untersucht und behandelt werden. Laut Raab gehören zu den häufigsten kinderorthopädischen Krankheitsbildern nach wie vor Fußfehlstellungen, Beinachsenfehler, Erkrankungen des Hüftbereichs wie Hüftdysplasien und Wirbelsäulen-Deformitäten.

Share.