Würzburg. 50 Jahre ist Ernst Freier bereits Malteser, 42 davon auch hauptamtlich als Rettungsassistent im Rettungsdienst, zuletzt über Jahrzehnte stellvertretender Leiter Rettungsdienst in der Rettungswache Würzburg. Zum Abschied aus dem Dienst bereiteten ihm seine Kolleginnen und Kollegen noch einen großen Bahnhof. Als Überraschung hatten sie ihm einen Konvoi aus fünf Malteser Oldtimer-Fahrzeuge organisiert, um Ernst Freier von zuhause abzuholen und mit ihm eine „kleine Stadtrundfahrt zu machen“, wie Joachim Gold, ehrenamtlicher Malteser Stadtbeauftragter seinem langjährigen Freund, großen Vorbild und rettungsdienstlichen „Ziehvater“ am Freitagnachmittag mitteilte. Stationen machte der vielbeachtete Zug dann in den Rettungswachen der befreundeten Hilfsorganisationen, bei der Berufsfeuerwehr und bei der Polizeiinspektion Würzburg Stadt in der Augustinerstraße. Überall wurde dem „Gesicht nicht nur der Malteser sondern der Würzburger Hilfsorganisationen insgesamt“, wie ihn Wolfgang Kleiner, Kommunalreferent der Stadt Würzburg, in seinem Grußwort nennen wird, ein herzlicher Empfang bereitet.
Beim BRK in der Zeppelinstraße warteten alte Rettungsdienstmitarbeiter auf ihren ehemaligen Kollegen und übergaben persönliche Erinnerungsstücke. Die Johanniter hatten ein Spalier aus Rettungs- und Krankenwagen aufgebaut, der mit Blaulicht und Martinshorn dem deutlich machte, dass man sich von einer Rettungsdienst-Institution verabschiedet. Von der Berufsfeuerwehr wurde der ehemalige Einsatzleiter Rettungsdienst (ElRD) und Organisatorische Einsatzleiter (OrgL) mit der Drehleiter in die Integrierte Leitstelle gefahren, um auch dort sein legendäres „Servus“ zu sagen. Mit Foto-Zwischenstopp vor der Würzburger Residenz ging es schließlich zur Polizei, denn mit den Kolleginnen und Kollegen dort hat Ernst Freier in den letzten vier Jahrzehnten bei großen und kleinen Einsätzen stets auf Augenhöhe zusammengearbeitet.
In der Malteser Rettungswache angekommen wartete das „Who-is-Who“ der Würzburger Blaulichtfamilie auf den „Papa der Kompanie“, so Christine Haupt-Kreutzer, stellvertretende Landrätin und Vorsitzende des Rettungszweckverbandes. „Wo der Papst und Staatschefs sind, da ist auch Ernst Freier nicht weit“, sagte sie in Anspielung auf die großen Sanitätseinsätze beim Papstbesuch 2011 und dem G7-Gipfel 2015, die Freier geleitet hat, und betonte, was dieser „Retter mit Herz und Hand, Leib und Seele“ für den Rettungsdienst und das Gemeinwohl geleistet habe in den letzten 50 Jahren, sei „aller Ehren wert und verdiene höchste Anerkennung“. Dem schloss sich Kommunalreferent Wolfgang Kleiner, der in Vertretung von Oberbürgermeister Christian Schuchardt an der Verabschiedung teilnahm, an und hob besonders die Kompetenz und Ruhe hervor, die Ernst Freier selbst bei unübersichtlichen und schwierigen Lagen ausgestrahlt habe.
Wolfgang Raps von der Regierung von Unterfranken beschrieb den neuen Ruheständler als „Ernst multifunktional Freier“, denn oft habe man nicht gewusst, in welcher der vielen Funktionen, die der 65-jährige bekleidete, gerade an einer Sitzung teilnahm. „Im Zweifel in jeder möglichen, denn Ernst Freier war immer auskunftsfähig“, so Raps mit einem Schmunzeln und überreichte Freier eine Dankurkunde für die Vollendung von 50 Jahren im Katastrophenschutz des Freistaates Bayern. Wie es dann jetzt ohne seinen Freund und Kollegen im Bereich der Notfallrettung weitergehen solle, fragte sich Uwe Kinstle, Johanniter Regionalvorstand, der in Vertretung aller Hilfsorganisationen und der Feuerwehren sprach.
Die Arbeitsgemeinschaft Rettungsdienst, die Ernst Freier in Würzburg mitgegründet hatte, sei eben keine reine „Ar-beits-Gemeinschaft“, sondern eine Familie, in der es wie in jeder Familie schon auch mal Streit gebe, man sich aber dennoch „blind aufeinander verlassen könne, wenn es drauf ankommt“.
Auch Rainer Kaufmann, Malteser Bezirksgeschäftsführer, beschrieb Freier als einen Inbegriff an Fürsorge, Zuverlässigkeit und super Kollegen, der ineinander übergrei-fend arbeiten könne. „Ernst, Du bist einfach eine Ikone, die ich nun in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden darf! Danke, dass Du uns im Ehrenamt weiter erhalten bleibst.“ Sichtlich gerührt ob all der Wertschätzung brachte Ernst Freier ein kurzes „Danke“ hervor, um dann den Rest Tages bei Gulaschsuppe aus der Feldküche, Getränken und Live-Musik und ganz vielen Gesprächen mit aktuellen und ehemaligen Weggefährten zu genießen.