Herzensangelegenheiten

„Telefonschwestern“ sollen künftig fester Therapiebestandteil sein

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Alfred Hemmerich hat „seiner“ Telefonschwester Elisabeth Schupfer viel zu verdanken. Foto: Pat Christ

Bis vor 13 Jahren hatte sich Alfred Hemmerich wohlgefühlt. 2004 erlitt er einen Herzinfarkt. Erst wurden ihm zwei Stents gesetzt. Ein halbes Jahr später erhielt er vier Bypässe.

Das Thema „Herz“ zieht sich seitdem wie ein roter Faden durch sein Leben. Der 74-Jährige muss täglich Blutdruck und Gewicht kontrollieren. Medikamente sind regelmäßig einzunehmen, auch ist auf ausreichend Bewegung zu achten.

Eine „Telefonschwester“ half ihm von Anfang an, mit der Lebensumstellung klarzukommen. „HeartNetCare“ nennt sich das strukturierte Versorgungsprogramm mit „Telefonschwestern“ als Herzstück, das am Universitätsklinikum Würzburg für Patienten mit Herzschwäche entwickelt wurde.

Aktuell betreuen drei speziell geschulte Pflegerinnen Männer und Frauen mit schwachem Herzen. Noch geschieht dies nur im Rahmen von Programmen, denn das Angebot wird bisher nicht refinanziert. „Doch wir sind dabei, es fest zu etablieren“, so Herzinsuffizienzschwester Elisabeth Schupfner, die Alfred Hemmerich seit mehr als zehn Jahren durch alle Höhen und Tiefen seiner Krankheit begleitet.

Ärzte und Pflegekräfte in Kliniken können ihre Patienten nicht ständig sehen. Genau darauf reagierte die Initiative HeartNetCare. Der regelmäßige telefonische Kontakt trägt dazu bei, dass Menschen mit Herzschwäche die Veränderungen in ihrem Leben, die sie gezwungenermaßen vornehmen müssen, gut in ihren Alltag integrieren können und dass sie langfristig bei der Stange bleiben. Verschlechterungen der Krankheit werden so rascher erkannt und die Herzinsuffizienzschwester kann gegensteuern.

Studien belegen, dass diese engmaschige Betreuung die Sterblichkeitsrate deutlich senkt. Alfred Hemmerich schätzt den Dienst, den das Klinikum aufgebaut hat, sehr. Die Anrufe von Elisabeth Schupfner erlebte er nie als Kontrolle oder als Belästigung: „Sie waren im Gegenteil eine große Hilfe für mich.“

Mit „seiner“ Telefonschwester konnte er nämlich nicht nur Fragen, die Ernährung oder Sport betrafen, besprechen: „Es ging oft auch um die Psyche.“ Hat ein Patient Angst, dass sich seine Herzleistung verschlechtern könnte? Bedrückt ihn etwas Privates? Das seelische Befinden, bestätigt Elisabeth Schupfner, spiele gerade bei Herzleiden eine große Rolle.

Durch den langjährigen telefonischen Kontakt zur „Herzschwester“ und durch die Teilnahme an Studien hat Alfred Hemmerich in den vergangenen 13 Jahren ein umfangreiches Wissen zum Thema „Herzinsuffizienz“ erworben.

Dieses Knowhow und seine persönlichen Erfahrungen gibt er seit Kurzem in einer Selbsthilfegruppe weiter, die er zusammen mit Elisabeth Schupfner gegründet hat.

An jedem zweiten Montag im Monat trifft sich die Gruppe ab 18 Uhr im Seminarraum 3 im Herzinsuffizienz-Zentrum (Am Schwarzenberg 15 in Würzburg). Sowohl Patienten als auch Angehörige sind willkommen.

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