Gelebte Gemeinschaft

Mehrgenerationenhäuser: „Wohnen in Gemeinschaft Jung & Alt“. Der Verein ist in ganz Mainfranken aktiv

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@Pat Christ

Bezahlbarer Wohnraum wird immer wichtiger. Doch Menschen möchten sich nicht nur die Miete leisten können: Viele wünschen sich zudem, in einer guten Gemeinschaft zu leben. Das Thema ökologisches Wohnen gewinnt ebenfalls an Bedeutung. Allen drei Zielen hat sich der in Mainfranken aktive Verein „Wohnen in Gemeinschaft Jung & Alt“ verschrieben. Realisiert sind die Vereinsideen seit 2016 bereits in einem Mehrgenerationenhaus im Würzburger Stadtteil Oberdürrbach. „Unsere Projekte sind altersmäßig unbegrenzt, barrierefrei und integrativ“, sagt Axel Salzsieder, Sprecher des Vereins, dem als Dachorganisation verschiedene Projektgruppen angehören. Mehrere Wohnprojekte hat die Organisation in der Pipeline. Fast fertig ist laut Vorstandsmitglied Ingo Braun ein Projekt mit 18 Wohnungen am Hubland in Würzburg. Bis Weihnachten soll es bezogen sein. Ein drittes Projekt wird im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld geplant. Außerdem soll in Karlburg in Main-Spessart ein Mehrgenerationenhaus entstehen. Die Projekte in Oberdürrbach und am Hubland wurden laut Salzsieder in Form einer Wohnungseigentümergemeinschaft realisiert. Künftige Projekte sollen Braun zufolge als Genossenschaft auf den Weg gebracht werden. Diese Rechtsform ermöglich es, dass die Gemeinschaft dann, wenn ein:e Eigentümer:in auszieht, entscheiden kann, wer als Nächstes die Wohnung bezieht. Das geht bei einer Eigentümer:innengemeinschaft nicht. Vor zwei Jahren wurde eine erste Genossenschaft namens „Mehrgenerationenwohnen Würzburg“ für ein zweites Wohnprojekt am Hubland gegründet. Bis zu 50 Wohnungen sollen entstehen, berichtet Braun, der sich sowohl im Verein als auch in der Genossenschaft engagiert. Fast 60 Genoss:innen setzen sich im Augenblick für dieses Projekt ein. In Aschaffenburg existiert mit dem Verein „WiGe – Wohnen in Gemeinschaft“ seit 2005 eine weitere Organisation, die versucht, lebendige Hausgemeinschaften in Mehrgenerationen-Wohnhäusern auf den Weg zu bringen. Ein Projekt existiert bereits, ein zweites ist in Gründung. „In unseren Projekten wird Gemeinschaft tatsächlich gelebt“, versichert Axel Salzsieder. Schon die einzelnen Projektgruppen, die für neue Wohnprojekte kämpfen, sind nach seinen Worten fest zusammengeschweißt. Salzsieder denkt zum Beispiel an jene Gruppe, die sich aktuell für ein neues Wohnprojekt in Heidingsfeld engagiert: „Wir unternehmen Ausflüge, verbringen ganze Wochenenden zusammen und feiern gemeinsam Feste.“ Die Betonung des Gemeinschaftlichen spiegele sich im Baukonzept wieder. „Wir planen eine Gemeinschaftswohnung für künftige Besucher, die aber auch als Gemeinschaftsraum vorgesehen ist“, sagt Salzsieder. Stark ausgeprägt sei der Gedanke des Teilens: „Den haben wir in unserer Heidingsfelder Genossenschaftssatzung ausdrücklich verankert.“ Der Verein „Wohnen in Gemeinschaft Jung & Alt“ kümmert sich laut Ingo Braun um übergreifende Aufgaben: „Wir helfen zum Beispiel den rechtlich eigenständigen Gruppen im Konfliktfall.“ Die Gruppen selbst funktionieren laut Axel Salzsieder nach dem Prinzip „Geben und Nehmen“. Wer mitmachen will, darf nicht auf sich fixiert sein, sondern sollte den festen Willen haben, der Gemeinschaft zu nutzen. Um nicht immer wieder Grundsatzdiskussionen führen zu müssen, tüftelte „Mehrgenerationenwohnen Würzburg“ eine aus rund 20 Punkten bestehende Leitlinie aus. In Oberdürrbach gibt es eine Hausordnung. Grundsätzlich müssen sich alle, die an einem Wohnprojekt teilhaben wollen, darüber klar sein, dass es während der Realisierungsphase viele Diskussionspunkte gibt. „Das betrifft Öko-Themen, die Finanzierung, die Frage, wie Gemeinschaftsräume gestaltet werden, oder wie das Nachrücker:innenverfahren geregelt sein soll“, so Braun.

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