Es muss etwas geschehen …

Klimatologe Dr. Johannes Lüers über die Folgen des Klimawandels am Beispiel Oberfranken

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„Klimawandel, das bedeutet Stress für Ökosysteme“, sagte Dr. Johannes Lüers von der Universität Bayreuth Ende des Jahres beim Vortrag „Klimawandel in Franken“ in Bamberg. Dieser Klimawandel geschehe ohne menschliches Zutun. Der Klimatologe trennt diesen streng von der Klimakrise, welche eine durch den Menschen verursachte Klimaveränderung sei. Stress für Ökosysteme entstehe jedoch in beiden Fällen.

Für den Wissenschaftler ist klar: „Wir handeln nicht richtig und schnell genug, um den Folgen des Klimawandels Einhalt zu gebieten. Der aktuelle Erwärmungstrend in Mitteleuropa und Oberfranken ist deutlich größer als der globale Trend.“ So betrage der aktuelle Erwärmungstrend in Oberfranken hochgerechnet auf 100 Jahre bereits über vier Grad. Zum Vergleich: Global betrachtet haben sich die Landmassen in dieser Zeit um 1,5 Grad erwärmt.

„Die monatlichen Wärmeextreme häufen sich in den letzten 30 Jahren, die Kälteextreme sind verschwunden.“ Dafür nehme die Dürre zu, wie 2018 leidvoll zu beobachten war. „Es muss etwas geschehen“, so Lüers. Auch technisch hoch entwickelte Länder seien verletzlich geworden. Gerade die Wasserversorgung stünde vor erheblichen Herausforderungen. Die Niederschlagszeiten würden unregelmäßig. Daraus resultierten längere Trockenphasen, kurze, heftige und extreme Niederschlagsereignisse, es gebe erhöhte Verdunstungsraten und Trockenstress, einen erhöhten Oberflächenabfluss, eine geringe Grundwasserneubildung, einen geringeren Trinkwasservorrat und insgesamt eine schlechtere Wasserqualität.

Auch Obst- und Weinanbau sowie die Land- und Forstwirtschaft hätten zu leiden. Sie hätten es mit neuen, ans künftige Klima und an eingeschleppte Schädlinge und Krankheitserreger angepasste Arten von Zier-, Nutzpflanzen oder Nutztieren zu tun. Die Methoden der Pflanzenaufzucht, Tierhaltung, Fruchtfolge und Schnitt müssten angepasst werden. Und auch die Fragen des Waldumbaus müssten vordringlich unter den Gesichtspunkten des Klimawandels und ökologischer Risikofaktoren betrachtet werden. Die Liste der Betroffenen und der Konsequenzen sei lang.

Für Dr. Lüers gibt es einen technischen sowie einen gesellschaftlichen Weg, damit umzugehen. Er nennt unter anderem die Energiegewinnung aus regenerierbaren oder emissionsfreien Quellen, schlägt eine Kraft-Wärme-Kopplung bei Nutzung fossiler Brennstoffe vor und setzt etwa auf neuartige, globale Energieverteilungs- und -management-Netzwerke. Außerdem bedürfe es neuer politischer Strukturen auf nationaler und internationaler Ebene, um wissenschaftliche Erkenntnisse zeitnah umzusetzen. Ebenso sei eine Neuorientierung des Bildungssystems sowie eine dezentrale, nachhaltige Nahrungsversorgung vonnöten. Von einer Verhaltensänderung bei der Mobilität und umweltneutraler
Produktion, Handel und Transport ganz zu schweigen.

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