Engagement für individualisierte Schmerzmedizin

Prof. Dr. Giovanni Maio erhält den Deutschen Schmerzpreis 2023

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Prof. Dr. Giovanni Maio, Leiter des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, erhält den Deutschen Schmerzpreis 2023. Foto:© Silke Wernet

Berlin, 20. März 2023. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) und die Deutsche Schmerzliga e.V. (DSL) haben den Deutschen Schmerzpreis 2023 an den Philosophen und Arzt Prof. Dr. Giovanni Maio, Freiburg, verliehen. Maio forscht zu den ethischen Grenzen der Ökonomisierung und Technisierung der Medizin und betont die Bedeutung der individuellen Lebens- und Krankheitsgeschichte von Patientinnen und Patienten.

Mit seinem Plädoyer für individualisierte Medizin unterstützt Maio das Hauptanliegen der DGS: Individualisierung statt Standardisierung. Er betont, dass ärztliches Tun, das sich allein auf Leitlinien stützt, nicht ausreicht. Vielmehr seien gerade in der oftmals langjährigen Betreuung von Schmerzpatienten die Kenntnis der individuellen Geschichte sowie eine gute Arzt-Patienten-Beziehung die Basis für wirksame Therapieentscheidungen.

Vielfältiges Engagement für eine menschenwürdige Medizin
Ob als Leiter des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, als Direktoriumsmitglied des Interdisziplinären Ethik-Zentrums Freiburg oder als Mitglied des Ausschusses für ethische und medizin-juristische Grundsatzfragen der Bundesärztekammer: Prof. Maio engagiert sich auf vielen Ebenen für eine Medizin, die Wissenschaftlichkeit und Zwischenmenschlichkeit verbindet, „eine individualisierte Medizin, in der das Persönliche und Einmalige einer Lebensgeschichte und der soziale Bezug Platz haben“, betonte Dr. med. Johannes Horlemann, Präsident der DGS, in seiner Laudatio. Damit ist Maios Stimme aus aktuellen gesundheitspolitischen Debatten nicht mehr wegzudenken.

„Ihm verdanken wir, dass abseits von Leitlinienmedizin und Standardisierungsprozessen im Gesundheitswesen ärztliches Tun auf den eigentlichen Inhalt und Auftrag zurückgeführt wurde: Sorgen und Versorgen“, begründeten Horlemann und PD Dr. med. Michael Überall, Präsident der DSL, die Wahl des diesjährigen Preisträgers.

Der Deutsche Schmerzpreis – Deutscher Förderpreis für Schmerzforschung und Schmerzmedizin wird seit 1986 jedes Jahr an Persönlichkeiten vergeben, die sich durch wissenschaftliche Arbeiten über Diagnostik und Therapie akuter und chronischer Schmerzzustände verdient gemacht oder die durch ihre Arbeit oder ihr öffentliches Wirken entscheidend zum Verständnis des Problemkreises Schmerz und der davon betroffenen Patienten beigetragen haben. Wissenschaftlicher Träger des Preises ist die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. Der Preis wird gemeinsam mit der Deutschen Schmerzliga e.V. verliehen.

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) ist mit rund 4.000 Mitgliedern und 120 Schmerzzentren die führende Fachgesellschaft zur Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen.

In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Schmerzliga e. V. ist es ihr vorrangiges Ziel, die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern – durch eine bessere Diagnostik und eine am Lebensalltag des Patienten orientierte Therapie. Dafür arbeiten die Mitglieder der DGS tagtäglich in ärztlichen Praxen, Kliniken,Schmerzzentren, Apotheken, physiotherapeutischen und psychotherapeutischen Einrichtungen interdisziplinär zusammen. Der von der DGS gestaltete jährlich stattfindende Deutsche Schmerz- und Palliativtag zählt seit 1989 auch international zu den wichtigen Fachveranstaltungen und Dialogforen.

Aktuell versorgen etwa 1.321 ambulant tätige Schmerzmediziner die zunehmende Zahl an Patienten. Für eine flächendeckende Versorgung der rund 3,9 Millionen schwerstgradig Schmerzkranken wären mindestens 10.000 ausgebildete Schmerzmediziner nötig. Um eine bessere Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen zu erreichen, fordert die DGS ganzheitliche und bedürfnisorientierte Strukturen – ambulant wie stationär – sowie eine grundlegende Neuorientierung der Bedarfsplanung.

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