Eine Mutmachgeschichte

Anja Wagenbrenner über die Leichtigkeit des Seins und ein wertvolles Erbe

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Kriege, Krisen, Konflikte bestimmen die Nachrichten tagaus, tagein. Auf der Welt herrscht Katastrophenstimmung und Dauerstress. Die persönliche Agenda sieht bei etlichen Menschen nicht viel besser aus. Um seine körperliche und seelische Gesundheit zu bewahren, hat man nun die Wahl, entweder den Kopf in den Sand zu stecken, um all das Negative aus seinem Blickfeld zu verbannen, oder den Status Quo zu akzeptieren und zu versuchen trotz allem Leichtigkeit und Unbeschwertheit in seinem Alltag zu etablieren.  Anja Wagenbrenner hatte den Mut, nach 20 Jahren Pädagogikarbeit, davon zehn Jahre als Erzieherin in einem sozialen Brennpunkt, sich noch in der Corona-Zeit selbstständig zu machen mit einem „Small Business“, das mittlerweile zum „Big Business“ mutiert ist. 

Die Fähigkeit, mit Leichtigkeit Gegebenheiten hinzunehmen, war für sie dabei ein wichtiges Werkzeug. „Ich bin die Älteste von sieben Kindern. Wir hatten ein gigantisches Elternhaus. Jede und jeder von uns durfte so sein, wie sie oder er sein wollte. Und das hat mir eine tolle Basis für mein Leben gegeben. Daher hatte ich auch den Mut aus der Komfortzone des Angestelltendaseins auszubrechen und zu sagen, ich mache ab jetzt etwas, das nicht mehr so schwer auf mir lastet, sondern etwas, das mir täglich ein Lächeln ins Gesicht zaubert“, berichtet Anja Wagenbrenner, Inhaberin von „Frieda & Emil“, über die Anfänge ihrer Selbstständigkeit. „Freude, jeden Tag“, war das Motto! Los ging es mit einer Aktion für die Lebenslinie: Anja Wagenbrenner hat Anfang 2020 rund 1.600 Stoffmasken für Lebenslinie-Leserinnen und -Leser genäht. Mit der Fertigung nachhaltiger Bauchtaschen aus alter Kleidung ging es weiter bis zum Kauf von ein Paar Turnschuhen, die mit Seidenpapier im Karton ausgepolstert waren. „Das Seidenpapier zusammen mit einer Mohnkapsel, einem Überbleibsel von einem Spaziergang, lag bei den Wagenbrenners unbeachtet am Küchentisch bis ihr Sohn Emil beides entdeckte … „Emil fragte mich: Mama machst du mir daraus eine Blume. Gesagt, getan. Und das war 2023 die Geburtsstunde meiner Papierblumen, mit denen ich heute meinen Lebensunterhalt verdiene“, erzählt die Unternehmerin. Aus einer Laune heraus habe ich mein jetziges Business gestartet. Heute bin ich megastolz auf dieses wertvolle Erbe! Auch, wenn es im Nachhinein nicht immer leicht war, dieses Erbe angetreten zu haben? „Auch hier braucht es Mut … wir haben letztes Jahr das Schlimmste erfahren, was Eltern erleben können. Und dann gibt es zwei Möglichkeiten, die eine ist, aufzugeben, die andere, weiterzumachen“, weiß die trauernde Mutter. „Mein Mann und ich haben uns für die zweite Variante entschieden. Zu der gehört auch Leichtigkeit. Etwa die Leichtigkeit gemeinsam weinen zu können, um sich danach leichter zu fühlen. Oder wir besuchen am Wochenende gemeinsam Orte, wo wir das loslassen, was sich die Woche über anstaut“. Viele Trauernde hätten nach dem Verlust eines geliebten Menschen das Gefühl, um Himmels Willen, wie soll ich denn nun weitermachen? „Wenn man aber die Brille andersherum aufsetzt und sich überlegt, was habe ich denn eigentlich alles Schönes um mich herum? Ich habe wunderschöne Erinnerungen. Ich habe wunderschöne Emil-Videos und Fotos. Ich habe gigantische Freunde. Und dann fange ich an, diese Puzzleteile zu verbinden. Und dann fühlt sich das Leben gar nicht mehr so schwer an“, so Anja Wagenbrenner. Dankbarkeit sei hier das Stichwort der Stunde! Dankbarkeit habe definitiv etwas mit Unbeschwertheit zu tun. Aber auch der Wille weiterzumachen, die viel beschworene Resilienz sei ein Faktor. „Die muss aber, glaube ich, in einem angelegt sein“, mutmaßt die Positiv-Denkerin. „Manchmal gibt es auch Situationen und Tage, von denen man glaubt, dass sie schwer werden könnten …  etwa Weihnachten, das wollten wir 2024 einfach nicht zuhause feiern!“ Da müsse man dann kreativ werden und brauche einen Plan B. „Unserer war nach Sri Lanka zu fliegen. Wir reduzierten uns auf das Wesentliche – auf uns, ein paar Anziehsachen, die in einen Rucksack passten, und hoben ab“, erinnert sich die Mutmacherin. 

Der Ausstieg aus der Situation „Weihnachten“, wenig Gepäck, eine fremde Umgebung und gastfreundliche Menschen vor Ort, machte es ihnen leicht, unbelasteter mit dem Fest umzugehen. Das „Hier und Jetzt“ sei auch noch so ein Paar, das mit Leichtigkeit vergesellschaftet ist. Ganz im Augenblick sein und alles andere für den Moment vergessen, das produziere Unbeschwertheit. 

Im Alltag in Deutschland wieder aufgeschlagen, gehe es nun mit Freude weiter, allein schon durch die kreative Arbeit mit dem dünnen, leichten, teils transparenten Papier. Die ­Papierblumen, sind der Inbegriff von Leichtigkeit. Und auch das Installieren ihres Unternehmens, mit dem sie inzwischen deutschlandweit unterwegs ist, ging leicht von der Hand … durch Mundpropaganda und durch Posts auf Instagram. „Das bin ich. Ich mag es leicht und ich brenne für das, was ich tue und mache es mit Freude. Dazu gehört auch, dass ich mich immer wieder hinterfrage und orientiere, ob das, was den Menschen an meiner Arbeit gefällt immer noch im Einklang mit meinen Wünschen und Träumen ist“, sagt die Papierblumen-Künstlerin. Immer authentisch bleiben, dann stelle sich Leichtigkeit automatisch ein! Was für ein schöner Gedanke! Und was für ein wertvolles Erbe! 

Ab Mitte April eröffnet der „Raum für Schönes“ von „Frieda und Emil“ im Schulweg 2a in Gerbrunn, friedaundemil@gmx.de,
www.instagram.com/friedaundemil

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