Drei Tage, drei Länder: Würzburg im Zentrum der Neuropsychologie

Größte deutschsprachige Fachtagung für neuropsychologisch Tätige aus Deutschland, Österreich und der Schweiz am 20. bis 22. Oktober 2016 im Congress Centrum Würzburg

0
Verantwortlich für die Konzeption und inhaltliche Planung der Dreiländertagung zum Thema Neuropsychologie vom 20. bis 22. Oktober 2016 in Würzburg: die Diplom Psychologen Herbert König und Gerhard Müller. Foto: © Akademie bei König & Müller

Verantwortlich für die Konzeption und inhaltliche Planung der Dreiländertagung zum Thema Neuropsychologie vom 20. bis 22. Oktober 2016 in Würzburg: die Diplom Psychologen Herbert König und Gerhard Müller. Foto: © Akademie bei König & Müller

Vom 20. bis zum 22. Oktober 2016 findet unter dem Titel „Grenzen überwinden in der klinischen Neuropsychologie – Was verbindet / trennt unsere drei Länder?“ eine Dreiländertagung für Neuropsychologie im Congress Centrum Würzburg statt. Ausgerichtet wird die Veranstaltung von der Gesellschaft für Neuropsychologie Österreich (GNPÖ), der Schweizerischen Vereinigung der Neuropsychologinnen und Neuropsychologen (SVNP-ASNP) und von der Gesellschaft für Neuropsychologie Deutschland (GNP). Die Würzburger Diplom-Psychologen Herbert König und Gerhard Müller (Akademie bei König & Müller) sind die Kongresspräsidenten und maßgeblich für die inhaltliche Planung der Tagung verantwortlich. Mit über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus verschiedenen psychologischen und therapeutischen Bereichen ist sie die größte Tagung zum Thema Neuropsychologie im deutschsprachigen Raum.

Spezialgebiet der Psychologie: die Neuropsychologie

Ein Schädelhirntrauma, ein Schlaganfall, Alzheimer, Parkinson, Epilepsie oder Multiple Sklerose: Wenn Verletzungen, Entzündungen oder Erkrankungen das zentrale Nervensystem bzw. das Gehirn schädigen, können Funktionsstörungen die Folge sein, die sich auf das geistige Leistungsvermögen, die Motivation, die Gefühle und das Verhalten des Betroffenen auswirken. Die Teilhabe an der Lebensumwelt ist dadurch oft nur noch vermindert möglich.

In der klinischen Neuropsychologie, einer Spezialdisziplin der Psychologie, werden diese Defizite und Einschränkungen zunächst genau ermittelt, um ihnen dann mit geeigneten Therapiemethoden entgegenzuwirken und so dem Patienten wieder mehr Lebensqualität zu ermöglichen. Daneben steht die Begleitung der Angehörigen im Fokus: Sie müssen mit den körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen, aber auch mit der seelischen Verfassung des Betroffenen umgehen lernen.

Würzburg: idealer Standort für Neuropsychologie

“Als Herbert König und ich vor fast 20 Jahren unsere Praxis in Würzburg eröffnet haben, gab es gerade Mal vier oder fünf vergleichbare Einrichtungen in ganz Deutschland”, erinnert sich Gerhard Müller, Diplom-Psychologe und Neuropsychologe. “In unserem Fachgebiet waren wir damals Vorreiter im Bereich der ambulanten Versorgung. Damals wie heute ist die Akutversorgung in den Kliniken gut, aber es mangelt an Angeboten für die Nachsorge und Langzeitversorgung. Das ist nicht nur in der Neuropsychologie so, sondern in weiten Teilen der medizinischen Versorgung.”

Für den Standort Würzburg habe man sich damals entschieden, da hier viele Krankenhäuser ansässig sind und sich im Umkreis zahlreiche Reha-Kliniken finden. “Zudem ist Würzburg eine ‘Selbsthilfestadt'”, erklärt Herbert König. “Neben vielen anderen Initiativen hat hier die Selbsthilfekoordination Bayern (SeKo) ihren Sitz sowie der HALMA e.V. (Hilfen für alte Menschen im Alltag), das Zentrum für Aphasie und Schlaganfall Unterfranken und die Alzheimer Gesellschaft Würzburg / Unterfranken.”

Versorgungslücken schließen – Nachwuchsprobleme lösen

“Aktuell gibt es 2.500 Neuropsychologinnen und Neuropsychologen in Deutschland, davon 1.060 mit einer facharztähnlichen Ausbildung. In Bayern sind es rund 80, die auch ambulant arbeiten, oft jedoch in Teilzeit und ohne Kassenzulassung”, weiß Müller. Viel zu wenige, um die Versorgungslücken – insbesondere nach dem Krankenhausaufenthalt – zu schließen.

“Doch es fehlt an Nachwuchs, da die Hürden für die Ausbildung viel zu hoch sind. Insgesamt ist sie viel zu langwierig und teuer.” Dabei werde das Problem von Jahr zu Jahr dringlicher, denn der demografische Wandel ließe einen Anstieg von neurologischen Erkrankungen erwarten. König plädiert daher seit Jahren für ein Modell, das vergleichbaren Ausbildungen entspricht: “Wenn das Psychologiestudium abgeschlossen ist, sollte man direkt die Approbation erhalten, und sich dann berufsbegleitend im Rahmen einer Fachweiterbildung auf Neuropsychologie spezialisieren können.”

Schwerpunkte der Dreiländertagung

Für Herbert König und Gerhard Müller ist es eine große Ehre, die Dreiländertagung vom 20. bis 22. Oktober 2016 in Würzburg ausrichten zu dürfen. “Normalerweise ist das Amt der Tagungspräsidenten Wissenschaftlern vorbehalten”, erklärt König.

Dass man die “Akademie König & Müller” benannt habe, sei auf die Pionierarbeit zurückzuführen, die beide seit zwei Jahrzehnten im Bereich der ambulanten neurologischen Versorgung leisten. “Im Fokus der Tagung steht natürlich das Thema Aus-, Fort- und Weiterbildung, denn mit Nachwuchsproblemen haben auch die Kollegen in Österreich und der Schweiz zu kämpfen. Aber auch Versorgungsaspekte bei Kindern und Jugendlichen finden sich auf der Agenda.”

Müller ergänzt: “Rund 80 verschiedene Fachvorträge, Symposien und Workshops mit namhaften, internationalen Gastrednern erwarten unsere Teilnehmer. So zum Beispiel zu den Themen Tinnitus, Fahreignung und Neurofeedback.”

Auch in punkto Unterhaltung könne sich das Programm sehen lassen: “Im Rahmen des ‘Get togethers‘ am Donnerstagabend freuen wir uns auf einen Auftritt der Inklusionsband ‘Mosaik’. Zur offiziellen Eröffnungsfeier am Freitagvormittag gibt sich das ‘Flat Cat Jazz Projekt’ des Neurologen und ehemaligen Chefarztes des Juliusspitals Dr. Hans Molitor die Ehre. Den ‘Gesellschaftsabend’ am gleichen Tag wird ‘DJ Pseiko’ musikalisch begleiten. Und bei der Abschussveranstaltung am Samstagmittag begrüßen wir den Kabarettisten Götz Frittrang.”

Weitere Informationen:
www.wuerzburg2016.info

Die Tagung im Überblick
“Grenzen überwinden in der klinischen Neuropsychologie –Was verbindet / trennt unsere drei Länder?” 20. bis 22. Oktober 2016 im Congress Centrum Würzburg CCW (Eingang B)

Veranstalter
Gesellschaft für Neuropsychologie (GNPÖ)
Schweizerische Vereinigung der Neuropsychologinnen und Neuropsychologen (SVNP-ASNP)
Gesellschaft für Neuropsychologie (GNP)

Hauptredner
George Prigatano, Phoenix (USA):
The Psychological Care of Persons with a Brain Disorder and the Future of Clinical Neuropsychology

Werner Sattler, Wien (A):
Von der versteckten zur weithin sichtbaren Neuropsychologie in Österreich

Andreas Monsch, Basel (CH):
Neuropsychologie der Demenz

Anke Menzel-Begemann, Münster (D):
Aktivitätenorientiert vorbereiten auf das, was Beteiligte nach der medizinischen Reha erwartet

Share.