Die heilende Kraft der Klänge

Rosemarie Seitz therapiert am Mönchberg schwerstkranke Kinder mit dem Klangboot

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Ganz offensichtlich genießt Michael die Vibration, die er, im Klangboot liegend, am ganzen Leib spüren kann.

Ausdrücken kann sich der sechsjährige Patient von der Station Tanzbär der Missio Kinderklink am Mönchberg zwar nicht. Aber seinem entspannten Gesicht ist anzusehen, wie gut ihm die Klänge tun, die Musiktherapeutin Rosemarie Seitz erzeugt.

Seit drei Jahren kommt Michael zur Klangboottherapeutin. Einmal pro Woche schwelgt er in den Klängen.

Die Vibrationen im Klangboot können Blockaden auflösen und setzen nach allem, was man beobachten und vermuten kann, Endorphine frei, sagt Chefärztin Christina Kohlhauser-Vollmuth: „Wissenschaftliche Untersuchungen hierzu existieren jedoch nicht.“

Ein Außenstehender hätte sicher auch Mühe, festzustellen, ob Michael in diesem Moment glücklich ist.

Der Junge ist von Geburt an schwerstbehindert. „Als er anfangs zu mir, konnte er noch lächeln“, berichtet Rosemarie Seitz.

Foto: Pat Christ

Foto: Pat Christ

„Doch das geht inzwischen nicht mehr.“ Michaels Muskelerkrankung schreitet fort. Gerade wegen seiner schweren Beeinträchtigung ist die Musiktherapie für ihn so wichtig.

Sicher kann sie nicht dazu beitragen, Michael zu heilen, so Kohlhauser-Vollmuth. Aber die wundervollen Klänge lindern und entschädigen das Kind ein kleines bisschen für das, worauf es verzichten muss.

Michael kann nicht selbstständig schlucken und also nicht essen. Die zahlreichen Genüsse, die sich andere Kinder mit Nahrungsmitteln und Getränken verschaffen, bleiben ihm verschlossen.

Im sanft schaukelnden Klangboot erhält er sensorische Reize, die ihm rundum wohltun.

„Manchmal löst sich durch die Vibrationen auch der Schleim“, erzählt Rosemarie Seitz. Michaels Atmung vertieft sich, der Körper wird besser mit Sauerstoff versorgt.

Es ist eine anspruchsvoll Aufgabe, der sich Rosemarie Seitz seit 1996 stellt. Kinder und Jugendliche mit schwersten Behinderungen kommen zu ihr, um sich musiktherapeutisch behandeln zu lassen.

Mit den Schicksalen der kleinen Patienten und ihrer Familien umzugehen, das war anfangs nicht einfach, gibt die 47-Jährige zu. Und noch etwas macht ihre Arbeit schwierig: Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Musiktherapie nicht.

Ob Seitz in der Klinik tätig sein kann, hängt stets davon ab, ob der Förderverein der Klinik neuerlich Spenden akquirieren konnte.

Kohlhauser-Vollmuth: „Was leider immer schwieriger wird.“

Auf der Unterseite des Klangboots befinden sich gleichgestimmte Saiten, die von Rosemarie Seitz in steter Reaktion auf den jeweiligen „Bootsfahrer“ angespielt werden.

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