Der Natur auf der Spur

Im Kirchenburgmuseum Mönchsondheim zelebriert man die alte Kunst des Destillierens

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Ob Rose, Lavendel, Rosmarin oder Melisse – sie alle bestechen durch ihren wohltuenden Duft. Auch als Pflanzenwässer werden sie vielfältig eingesetzt. Und das schon seit Jahrtausenden. „Pflanzenwässer entstehen bei der Destillation von ätherischen Ölen“, weiß Museumsführerin und Kräuterexpertin Roswitha Dorsch. „Das Öl wird abgeschöpft. Übrig bleibt das Hydrolat. Es enthält alle wasserdampf-flüchtigen Stoffe einer Pflanze.“ Unter ihrer pflegenden Hand gedeiht im Freilandmuseum Kirchenburg ein prächtiger Kräuter- und Heilpflanzengarten. „Lange gerieten Pflanzenwässer in Vergessenheit“, umreißt sie im Rahmen der Workshop-Reihe „Natur auf der Spur“ zum 40-jährigen Jubiläum des Museums. „Im 16. Jahrhundert erlebte Destillation eine Renaissance und wurde damals hauptsächlich zu medizinischen Zwecken eingesetzt.“ Heute sind Hydrolate erneut im Kommen. Denn ihre Herstellung ist nicht kompliziert. Erforderlich ist – neben etwas Geduld und einer ordentlichen Portion Eiswürfel – entweder eine Destille oder ein Kochtopf mit Einsatz und konkavem Deckel.

Destille ©Nicole Oppelt

Der Aufwand lohnt. Denn aufgrund der 100 Prozent natürlichen Substanzen werden sie gerne in Naturkosmetika – etwa als Creme, Gesichts- und Haarwasser, Shampoo, Deodorant, Seife oder Badezusatz –, als Duftspray sowie in der Naturheilkunde – zum Beispiel bei kleinen Verletzungen der Haut oder leichten Verbrennungen – eingesetzt. „Die Kräuter werden zum Destillieren in der Regel frisch verwendet und lediglich klein geschnitten“, so die Fachfrau. Einige wie Rosmarin oder Lavendel könnten auch getrocknet eingesetzt werden. „Je häufiger destilliert und abfiltriert wird, desto konzentrierter ist das Hydrolat, das dann in einer dunklen Flasche bei gleichbleibend kühler Temperatur etwa ein Jahr haltbar ist.“ Viele Pflanzenwässer wirken laut Dorsch „antiseptisch, zusammenziehend und wundheilend“. Darüber hinaus würden sie die Hautdurchblutung fördern, bei der Zellregenerierung helfen und Feuchtigkeit spenden.

Roswitha Dorsch ©Nicole Oppelt

„Pflanzenwässer können auch oral eingenommen werden – allerdings nicht pur. Denn je nach Pflanze ist auf Nebenwirkungen und Gegenanzeigen zu achten. Sie wirken stärker als ein Tee, bei dem die gleichen Pflanzenbestandteile verwendet werden.“ Sie rät daher zu einem Teelöffel Hydrolat auf ein Glas Wasser. Wohltuend und unterstützend würden Pflanzenwässer auch bei Erkältungskrankheiten und viralen Infekten wirken. Wichtig zu wissen: Das Anwendungsgebiet richte sich Dorsch zufolge ganz nach den Wirkstoffen der verwendeten Heilpflanze. So werde zum Beispiel Lavendelwasser bei Insektenstichen eingesetzt. Es lindere den Schmerz und den Juckreiz, da es beruhigend, schmerzlindernd und entzündungshemmend wirke. Geschuldet ist das übrigens den Inhaltsstoffen der „Arzneipflanze des Jahres 2020“¹ Linalool und Linalylacetat².

Quellen:
¹www.klostermedizin.de/index.php/heilpflanzen/arzneipflanze-des-jahres/69-arzneipflanze-des-jahres-2020-echter-lavendel-lavandula-angustifolia,
²www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/10/29/lavendel

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