Der Freund auf der anderen Seite

Wie die erste Begegnung mit Hypnose für mich ein Impetus war

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Geht es mir gut? Fühle ich mich so, wie ich mich fühlen möchte? Gibt es Themen, an denen ich arbeiten kann? Schon Tage vor meiner Fahrt nach Bergtheim kreisen meine Gedanken um diese Fragen. Wenn ich ehrlich bin, wünsche ich mir mehr Gelassenheit, mehr Mut, mehr Kraft und mehr Selbstwertgefühl. Doch weitergedacht habe ich das bislang nicht. Dann, Anfang August, bin ich in der Praxis von Karin Hofmann. Sie ist Hypnose-Master mit einer deutschen und internationalen Zertifizierung, und hat neben weiteren Qualifikationen auch eine Ausbildung als psychologische Beraterin.

Karin Hofmann ©Jutta Weber-Vidal

In gelöster Atmosphäre sprechen wir zunächst über den theoretischen Hintergrund. Und dann über meine eigenen „Baustellen“. Einen mehrseitigen Anamnesebogen musste ich ihr schon Tage vorher zukommen lassen. Für mich war dieser Bogen eine erste, ernsthafte Auseinandersetzung mit meinen „Themen“. Er lieferte aber natürlich auch Karin Hofmann wichtige Hinweise. Nun ist es soweit: Ich finde mich, behaglich eingehüllt, auf einer weichen Liege wieder. Kurz bin ich skeptisch. Kann ich mich wirklich fallen lassen? Ja, ich kann, stelle ich zu meiner eigenen Überraschung fest.

Mit ruhiger Stimme führt mich Karin Hofmann „hinunter“. Der Körper wird schwerer. Mir ist fast so, als würde ich jede Sekunde einschlafen oder gerade aus meinen Träumen erwachen. Auf der anderen Seite bin ich voll da, höre die Stimme von Hofmann, vollziehe ihre Schritte – ob im Geiste oder mit den Händen – nach. Ich bin weder willen- noch bewusstlos. Im Gegenteil. Ich kann jederzeit die Augen öffnen, aufstehen und gehen, wenn ich das möchte. Aber ich möchte nicht! Viel lieber lasse ich mithilfe ihrer Suggestionen Sorgen und Zweifel von mir wegströmen. Zurück bleibt ein Gefühl der Gelöstheit, der neu gewonnenen Stärke. Auf ihr Geheiß hin öffne ich nach gut einer Stunde die Augen.

Noch bin ich nicht ganz bei mir. Doch mit ein wenig Zeit und Unterstützung von Karin Hofmann komme ich wieder im Hier und Jetzt an. Mit diesem positiven Verlauf habe ich – bei aller Offenheit – nicht gerechnet. Was ist geschehen? „Hypnose ist ein Trancezustand und gilt als eine der ältesten, wirksamsten Heilmethoden der Welt“, erklärt mir die Hypnotiseurin, die vor einigen Jahren aus persönlichen Gründen zu diesem Thema gefunden und nun unter anderem eine Ausbildung am Institut für klinische Hypnose absolviert hat.

Unterstützung bei verschiedensten Beschwerden: In Deutschland wurde die Hypnose im Jahr 2006 in die Liste der anerkannten Therapien aufgenommen².
©depositphotos.com/ @Wavebreakmedia

„Das Bewusstsein kommt bei der Hypnose zur Ruhe. Der Zugang zum Unterbewusstsein, dem ‚Freund auf der anderen Seite‘, wird möglich und dadurch die Fähigkeit zur Lösung von körperlichen und seelischen Problemen aktiviert.“

Die meisten Menschen kämen mit Anliegen zu ihr, die in Richtung Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl gingen, erzählt sie. Abbau von Stress, Gewichtsreduktion, Rauchentwöhnung und der Abbau von Blockaden spiele ebenso eine Rolle. Infrage käme Hypnose auch bei der Schmerzbewältigung oder bei der Auflösung von Beklemmungen in verschieden Lebenssituationen. Auch bei Vergangenheits- und Trauerbewältigung könne Hypnose hilfreich sein. Sie weiß aber auch, dass Hypnose nicht bei jedem angeraten ist.

Menschen, die an Psychosen, Erkrankungen des zentralen Nervensystems leiden oder die gerade eine Herzoperation hinter sich haben, behandle sie nicht. Denn nicht nur der Geist wird im Ruhezustand aktiv, sondern auch der Körper. „Im Trancezustand fängt das Immunsystem an zu arbeiten. Die Selbstheilungskräfte werden aktiviert.¹ Die Stresshormone fahren herunter, die ausgleichenden fahren hoch. Regeneration und Erholung setzen ein“, erklärt Hofmann, die auch Kurse zu Autogenem Training und Progressiver Muskelentspannung anbietet. Mir hat Karin Hofmann ein imaginäres Kraftpaket, gebündelt in meiner Lieblingsfarbe Türkis, mitgegeben. Ich gehe mit einem guten Gefühl aus ihrer Praxis. Der erste „Besuch“ bei meinem „Freund auf der anderen Seite“ war nicht befremdlich, sondern berührend und etwas bewegend!

Quelle:
¹https://hypnose.de/artikel/wissenschaftliche-erforschung-der-hypnose/
²https://www.aerzteblatt.de/archiv/51763/Bekanntmachungen-Wissenschaftlicher-Beirat-Psychotherapie-nach-11-PsychThG-Gutachten-zur-wissenschaftlichen-Anerkennung-der-Hypnotherapie

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