Bereit sein ist alles …

Dr. Helmut Strohmeier über die Rolle der Vor-Ort-Apotheken in der Corona-Krise

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Die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Gabriele Regina Overwiening, bescheinigt den Vor-Ort-Apotheken eine hervorragende Pandemie-Performance in der Corona-Krise¹. Durch schnelle Reaktionsfähigkeit und hohe Ausfallsicherheit² hätten sich die wohnortnahen, inhabergeführten Apotheken hierzulande im Katastrophenfall als äußerst resilient erwiesen: von der Masken- und Desinfektionsmittel-Beschaffung über die Arzneimittel-Versorgung taggleich und mit kontaktlosem Bringdienst (trotz Lieferengpässen vieler Präparate in der Hochphase der Pandemie) bis hin zur Zubereitung von Impfdosen in Impfzentren und der Durchführung von Antigen-Schnelltest in Apotheken vor Ort.

Dieses Lob nimmt Dr. Helmut Strohmeier von der Theater-Apotheke in Würzburg gerne an und gibt es auch an sein Team weiter, das alles darangesetzt hätte, die Systemverfügbarkeit von Apothekerware zu jedem Zeitpunkt in den vergangen 365 Tagen wie zu jeder anderen Zeit im Jahr zu gewährleisten. „Auch als Jens Spahn am 9. Dezember verkündete, dass ab dem 15. Dezember – es lagen drei Arbeitstage dazwischen – rund 80 Millionen FFP2-Masken für rund 27 Millionen Bundesbürger kostenlos zur Verfügung stehen sollten“, so der Apotheker. „Wir konnten bei unserem Händler die benötigte Stückzahl bis 16. Dezember zum Glück ergattern, und dann ging‘s los: Gott sei Dank hatten wir zwei ehemalige pharmazeutisch-technische Assistenten, die inzwischen Pharmazie studieren, aktivieren können, sonst hätten wir den Ansturm nicht bewältigt“, sagt Helmut Strohmeier.

Da Menschentrauben nicht mit Corona-Infektionsschutz-Maßnahmen konform gingen, hätten sie die Kundenströme kanalisiert, links ein Schalter mit Medikamentenausgabe, rechts ein Schalter nur mit Masken-Ausgabe. Plexiglasvorrichtungen und Wechselschichten hatte der Apotheker schon seit März 2020 eingeführt. Ebenso ließ sich das Team etwas einfallen, wenn es darum ging, Desinfektionsmittel herzustellen, die im Frühjahr letzten Jahres ebenfalls auf der ganzen Welt „ausverkauft“ waren: „Zunächst behalfen wir uns mit Klosterfrau Melissengeist. Als der auch nicht mehr lieferbar war mit 70-prozentigem Strohrum“, erzählt der Apotheker schmunzelnd. Während jeden Tag eine Kraft ein bis zwei Stunden telefonierte, um Alternativen für nicht lieferbare Arzneimittel beizubringen, lavierte der Rest der Truppe beim „Feuerwehrspielen“ zwischen Apothekendienst, Privatkunden-, Krankenhaus- und Pflegeheim-Auslieferung hin und her: „Mit den implementierten ̦Heimärzten‘³ hatten wir kurze Kontaktwege durch den Austausch von Mobilnummern. Die Belieferung mit Medikamenten erfolgte trotz Schleuse unter Schutzkleidung. Und auch Bevorratung mit Palliativ-Medikamenten war angesagt. Jetzt gab es auch am Sonntag Arzt-Anrufe, dass Morphium ausgegangen war“, erinnert sich Dr. Strohmeier.

Fast 90 Prozent der Corona-Toten sind 70 Jahre und älter⁴. Das ist die vulnerable Gruppe, die von Anfang an besser hätte geschützt werden müssen. Doch noch vor dem Impf- und Test-Chaos Anfang 2021, habe sich ein Maskendrama 2020 ereignet, so der Apotheker. „Deutschlands Gesundheitsminister ließ bei der Maskenbeschaffung, -verteilung und -kommunikation seine Maske fallen. Diese Demaskierung offenbarte, dass Deutschland unzureichend auf ein pandemisches Großereignis vorbereitet war – obwohl entsprechende Pläne schon seit Jahren in diversen Schubladen liegen. Etwa eine Risikoanalyse der Bundesregierung von 2013⁵. 30 Seiten widmen sich hier einer Pandemie durch das Virus ‘Modi Sars‘, das auch zur Coronafamilie gehört”, bemerkt Strohmeier. Es seien alle erforderlichen Maßnahmen im Falle einer Pandemie beschrieben wie Prophylaxe durch Schutzkleidung, Isolation, Quarantäne, Masken, Hygiene und Abstand bis hin zur erwarteten 2. und 3. Welle.

Die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Pandemie werde hier als „bedingt wahrscheinlich“ eingestuft, will heißen, das Ereignis trete in einem Zeitraum von 100 bis 1.000 Jahren ein Mal ein. „Wenn man die Spanische Grippe vor circa 100 Jahren als letztes pandemisches Großereignis rechnet, waren wir statistisch gesehen wohl irgendwie dran …!“ Und der Apotheker reist auch gerne weiter zurück in die Zeit und bemüht den griechischen Politiker und Feldherrn Perikles (500 vor Christus), der konstatierte: „Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern, auf die Zukunft vorbereitet zu sein!“ Auch wenn es mit der Voraussage und vor allem mit den Ansagen aus der Politik haperte, die Vor-Ort-Apotheken waren allzeit bereit und machten an vorderster Front einen hervorragenden Job!

Quellen:
¹ Gastkommentar für den „Observer Gesundheit“, www.observer-gesundheit.de/von-apothekern-lernen/
² Nur 30 von insgesamt rund 19.000 Apotheken in Deutschland mussten wegen Corona-Infektions-Verdachtsfällen in der ersten Welle vorübergehend schließen
³ Als sich die Lage in den Pflegeheimen zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 zuspitzte, wurden vom Würzburger Gesundheitsamt Ärzte „freiwillig zwangsverpflichtet“, sich nur um die Corona-Infizierten Hochbetagten zu kümmern, damit nicht zu viele verschiedene Ärzte in den Heimen ein- und ausgingen.
https://de.statista.com/infografik/23756/gesamtzahl-der-todesfaelle-im-zusammenhang-mit-dem-coronavirus-in-deutsch-land-nach-alter/
https://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/120/1712051.pdf

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