Das Magazin „Lebenslinie“ beschäftigt sich seit nunmehr zehn Jahren erfolgreich mit einem Thema, das alle Menschen betrifft und bewegt: der Gesundheit! Wir alle wollen ein langes und gesundes Leben haben. Dabei ist „Lebenslinie“ weit mehr als ein Gesundheitsmagazin für Mainfranken. Mit ihren Storys blicken die Autorinnen und Autoren auch über den Tellerrand der Region hinaus: Sie werfen im Printprodukt und online das Schlaglicht auch auf aktuelle gesundheitspolitische Brennpunktthemen, wie etwa die Krankenhausreform. Das ist ein Thema, das mich täglich als bayerische Gesundheitsministerin beschäftigt und das Jahr 2024 entscheidend prägen wird. Denn es geht hier um nichts weniger als um unsere künftige Krankenhauslandschaft. Wir brauchen in Bayern weiterhin eine qualitativ hochwertige Krankenhausversorgung auch für die Menschen auf dem Land – und dafür setze ich mich bei der Bundesregierung konsequent ein!
Soforthilfeprogramm für Krankenhäuser
In einem großen Flächenland wie Bayern dürfen nicht von Berlin gesteuerte Konzentrationsprozesse dazu führen, dass die Wege zu den Kliniken deutlich weiter oder ganze Landstriche von einer schnell erreichbaren und zuverlässigen stationären medizinischen Versorgung abgehängt werden. Deswegen können wir die vom Bundesgesundheitsminister bislang unterbreiteten Vorschläge so nicht mittragen. Wir haben eine Verantwortung für die Menschen in den Ballungsräumen und auf dem Land. Und deshalb werden wir weiter um die beste Lösung bei der Krankenhausreform ringen – im Interesse der Patientinnen und Patienten brauchen wir Nachbesserungen an der von Herrn Lauterbach geplanten Reform. Konkret setzen wir uns im Schulterschluss mit den anderen Ländern dafür ein, dass es keinen bedingungslosen Automatismus bei der Anwendung von Strukturanforderungen gibt, der die Versorgung in der Fläche gefährden würde. Wir brauchen zwingend Ausnahmeregelungen insbesondere auch zur Anerkennung von Kooperationen und Verbundlösungen sowie sachgerechte Sonderregelungen für Fachkrankenhäuser. Zudem kommt der Bund seiner Finanzierungspflicht im Krankenhausbereich nur unzureichend nach. Nach der dualen Krankenhausfinanzierung ist allein der Bund für die auskömmliche Finanzierung von Betriebskosten verantwortlich. Hier muss die Bundesregierung unverzüglich nachsteuern. Wir brauchen ein Soforthilfeprogramm des Bundes zur finanziellen Stabilisierung der Krankenhäuser. Wenn die Bundesregierung den Krankenhäusern nicht rasch hilft, um ihre massiven Betriebskostendefizite kompensieren zu können, droht in absehbarer Zeit eine Pleitewelle. Das kann niemand wollen, der ernsthaft das Wohl der Patientinnen und Patienten im Sinn hat. Wir haben deshalb in einer gemeinsamen Bundesratsinitiative mit anderen Ländern fünf Milliarden Euro υ
υ für die Krankenhäuser gefordert und eine Anpassung der Vergütungsregelungen, damit Kostensteigerungen künftig vollständig und zeitnah refinanziert werden können. Anders als der Bund nimmt der Freistaat seine Finanzierungsverantwortung für die Krankenhausinvestitionen seit vielen Jahr vorbildlich wahr. Allein in den vergangenen zehn Jahren haben wir den Kliniken gemeinsam mit den kommunalen Finanzpartnern über fünf Milliarden Euro für investive Maßnahmen bereitgestellt. Auch Mainfranken profitiert erheblich von der kontinuierlich hohen Förderung. So sind zum Beispiel aktuell neun Bauvorhaben mit einem Gesamtfördervolumen von rund 255 Millionen Euro zur Finanzierung in ein Jahreskrankenhaus-Bauprogramm eingeplant.
Digital Health
Neben der Krankenhausreform hat das Magazin „Lebenslinie“ in seiner letzten Ausgabe in einem ausführlichen Spezial ein weiteres Thema aufgegriffen, das mir besonders wichtig ist: Digital Health. Als erste Digitalministerin des Freistaats Bayern bleibt die Digitalisierung auch jetzt in meinem Amt als bayerische Gesundheitsministerin nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern auch eine Pflicht für mich. Die Digitalisierung schließt den Kreis zu einem gesünderen und längeren Leben. Denn ein wichtiger Schlüssel zu einem leistungsfähigen Gesundheitssystem liegt in der Digitalisierung. Die potenziellen Möglichkeiten auch mithilfe der Künstlichen Intelligenz (KI) dabei sind gigantisch: Telemedizin, klinische Entscheidungsunterstützung oder Echtzeit-Übersetzung. KI kann in der Medizin dabei helfen, Krankheiten zu diagnostizieren, Medikamente zu entwickeln oder Behandlungen zu personalisieren, und so die Qualität der Versorgung erhöhen. Die Basis hierfür sind qualitativ hochwertige, strukturierte Daten. Deshalb unterstützt Bayern aktiv und konstruktiv die Gestaltung und Etablierung des Europäischen Gesundheitsdatenraums. Damit die Daten, über die wir immer reden, auch verfügbar sind: zur besseren Behandlung, zur besseren Forschung und als Training für die Künstliche Intelligenz. Das ist für mich absolut wegweisend: ein Europäischer Datenraum im Bereich Gesundheit – der EU-weit für bessere Versorgung, Forschung und Innovation genutzt werden kann! Wir müssen die technischen Lösungen zu den Menschen, zu den Anwender:innen und Patient:innen bringen.
Digitale Lösungen in der Praxis
Mit dem Projekt „Health Care BY Your Side“ beispielsweise verfolgt Bayern das Ziel, digitale Anwendungen und Dienste im Praxisbetrieb zu etablieren und optimal zu vernetzen. Damit neue Behandlungsmöglichkeiten frühzeitig den Realitätstest bestehen und Leistungserbringer nicht im IT-Frust versinken. In Bayern haben wir im vergangenen Jahr eine Highmed Agenda verabschiedet mit vielversprechenden Projekten und Programmen zur Digitalisierung. Beispiele sind die Projekte DigiMed Bayern und digiOnko, die in verschiedenen Krankheitsbildern umfassende Datensätze verwenden, auswerten und verknüpfen. 2023 ist zudem ein Gemeinschaftsprojekt mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB) zur Digitalisierung des ärztlichen Bereitschaftsdiensts angelaufen. Auch im stationären Bereich setzen wir im Rahmen der Highmed Agenda auf digitale Lösungen. Erst im Dezember 2023 wurde das „Virtuelle Kinderkrankenhaus“ offiziell gestartet. Diese digitale Vernetzung der pädiatrischen Einrichtungen soll die Belegung besser koordinieren, ab Herbst werden zusätzlich telemedizinische Beratungen möglich sein. Daneben profitieren die Krankenhäuser bei der Digitalisierung erheblich vom Krankenhauszukunftsfonds des Bundes. An diesem Förderprogramm des Bundes beteiligt sich der Freistaat Bayern, indem er die 180 Millionen Euro Kofinanzierungsmittel an den auf Bayern entfallenden 590 Millionen Euro für die Plankrankenhäuser übernimmt. Allein die Krankenhäuser in Mainfranken profitieren davon mit über 48 Millionen Euro. Damit können Projekte insbesondere bei der digitalen Pflege- und Behandlungsdokumentation, der Beschaffung robotikbasierter Geräte, aber auch der IT-Sicherheit umgesetzt werden. Darüber hinaus planen wir gerade für die Pflege eine Highcare Agenda, um auch die Pflege bestmöglich für die digitale Zukunft aufzustellen. Entscheidend ist es, sowohl die Bevölkerung, aber auch die Fachkräfte in Gesundheit und Pflege für die Digitalisierung zu gewinnen. Konkret fördern wir auch Digitalisierungsprojekte in Mainfranken. So gibt es digiOnko zur besseren Vorbeugung und Behandlung von Brustkrebs auch in Würzburg. Seit 2012 unterstützen wir zudem das Bad Kissinger Zentrum für Telemedizin (ZTM) e.V., zuletzt 2023 mit rund 566.000 Euro. Unser Projekt DeinHaus 4.0 ist auch in Unterfranken angesiedelt: Dort zeigen wir, wie digitale Wohnassistenzsysteme Pflegebedürftige im eigenen häuslichen Umfeld unterstützen können. 2024 wird ein Schlüsseljahr für die Gesundheits- und Pflegepolitik. Wichtige Weichenstellungen stehen an, die die Gesundheitsversorgung für jeden Einzelnen für das kommende Jahrzehnt beeinflussen. Krankenhausreform, Arzneimittelversorgung, ambulante medizinische Versorgung und Fachkräftemangel sind zentrale Herausforderungen, die wir dieses Jahr lösen müssen. Ich freue mich, wenn das Magazin „Lebenslinie“ diese Weichenstellungen auch künftig journalistisch begleitet, und wünsche dem gesamten Team alles Gute und vor allem Gesundheit!
Gastbeitrag von Judith Gerlach, MdL, Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege